Die Abstimmungsregeln für den Eurovision Song Contest (ESC) werden geändert. Das teilte die Europäische Rundfunkunion (EBU) mit. Ziel sei es, Vertrauen und Transparenz beim größten Musikwettbewerb der Welt zu stärken.

Für den Wettbewerb 2026 in Wien werde die maximale Anzahl der Stimmen des Publikums via Online, SMS und Telefonanruf von 20 auf 10 reduziert. Außerdem werde die Jury bereits wieder im Halbfinale ihre Meinung abgeben. Obendrein würden bestehende Regeln verstärkt, die jeglichen Missbrauch des Wettbewerbs zum Beispiel durch Liedtexte oder Inszenierung verhindern sollen.

Damit reagiert die EBU auf das Ergebnis des ESC 2025 in Basel. Die israelische Sängerin Yuval Raphael hatte dank eines überwältigenden Publikumsvotings Platz zwei belegt. Danach wurden Vorwürfe laut. Hinweise auf Manipulationen fanden sich nicht. Israel könnte aber von einer aufwendigen Werbekampagne in sozialen Netzwerken profitiert haben.

Reaktion auf Vorgänge rund um israelische Sängerin

Die EBU fand Hinweise darauf, dass eine israelische Werbeagentur eine digitale Kampagne gestartet hatte, welche die Stimmen für Israel fördern sollte. Zum Beispiel: Anleitungen, wie Zuschauer alle erlaubten Stimmen (bis zu 20 pro Person) vollständig für den israelischen Beitrag abgeben könnten. Die EBU verschärft nun als offensichtliche Konsequenz die Regeln.

„Wir unternehmen klare und entschlossene Maßnahmen, um sicherzustellen, dass der Wettbewerb eine Feier der Musik und Einheit bleibt“, hieß es. Die Richtlinien sollten den Wettbewerb vor Versuchen schützen, die Abstimmung unfair zu beeinflussen.

Die wiederhergestellte Rolle der Jury im Halbfinale soll laut EBU das musikalische Gleichgewicht und die Vielfalt der Songs fördern, die sich für das Finale qualifizieren. Zudem solle es sicherstellen, dass hochwertige Beiträge mit breitem künstlerischem Wert neben denen mit großer Beliebtheit anerkannt würden. Das Juryvoting im Halbfinale war 2023 abgeschafft worden, zuletzt entschieden nur die Zuschauer über die Finalteilnehmer.

Auch die technische Sicherheit des Abstimmungsverfahrens werde erhöht, um betrügerische oder koordinierte Aktivitäten zu erkennen. „Diese Maßnahmen sind darauf ausgelegt, den Fokus dort zu halten, wo er hingehört – auf Musik, Kreativität und Verbindung“, sagte ESC-Direktor Martin Green.

Liste der Teilnehmer vor Weihnachten

Mehrere Länder – darunter Spanien und Irland – hatten in den vergangenen Monaten mit Blick auf den Gazakrieg mit einem Boykott des ESC 2026 gedroht, sollte Israel teilnehmen.

Eine genau gegenteilige Haltung hatte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) eingenommen. Er drohte mit einem Boykott durch Deutschland, sollte Israel ausgeschlossen werden. Auch Österreich kritisierte die Forderungen nach einem Ausschluss Israels scharf.

Die israelische Rundfunkanstalt KAN nannte einen möglichen Ausschluss Israels von dem Wettbewerb „besonders beunruhigend“. Und weiter: „Ein solcher Schritt könnte weitreichende Auswirkungen auf den Wettbewerb und die Werte haben, für die die EBU steht.“

Die EBU will die Liste der Teilnehmer vor Weihnachten bekannt geben. Nach dem Sieg des österreichischen Countertenors JJ in Basel ist der ORF Gastgeber des 70. ESC. Das Finale steigt am 16. Mai 2026.

Kanada wäre nicht das erste nicht europäische Land

Der ESC könnte zum 70-Jahres-Jubiläum im kommenden Frühjahr womöglich ein neues Land begrüßen. Vertreter Kanadas haben Gespräche mit der ausrichtenden European Broadcasting Union (EBU) aufgenommen, bestätigte der Senderzusammenschluss. Noch steht allerdings nicht fest, ob und in welcher Form das Land beim ESC auftauchen könnte.

„Uns freut es immer, wenn wir erfahren, dass Sender Teil der größten Live-Musik-Show der Welt werden möchten“, sagte ESC-Direktor Martin Green. „Die kanadischen Gespräche mit CBC/Radio-Canada sind in einem sehr frühen Stadium und wir freuen uns darauf, die Diskussionen mit ihnen fortzusetzen.“

Aus Kanada gibt es auch von staatlicher Seite Hinweise auf eine mögliche Teilnahme. Im Budget der Regierung für 2025 und 2026 ist die Rede davon, gemeinsam mit dem öffentlich-rechtlichen Sender CBC/Radio-Canada „eine Teilnahme am ESC zu erörtern.“ Zwei Quellen hatten CBC gesagt, dass Premierminister Mark Carney persönlich daran interessiert sei, dem Land einen Startplatz zu verschaffen.

Obwohl der seit 1956 ausgerichtete ESC eigentlich als europäischer Musikwettbewerb gilt, nehmen immer wieder auch Länder außerhalb Europas teil – wichtigstes Kriterium dafür war in der Vergangenheit meist die Mitgliedschaft des teilnehmenden Senders im Senderverband EBU. Deshalb liegen Nationen wie Armenien und Israel zwar geografisch nicht in Europa, senden aber trotzdem Songs. 1980 hatte EBU-Mitglied Marokko ein einmaliges Gastspiel.

Zuletzt war 2015 zum 60. ESC sogar Australien zu den Teilnehmern gestoßen – das Land ist genau wie Kanada aber kein vollwertiges, sondern nur ein assoziiertes Mitglied der EBU.

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