Nachdem eine Berliner Pfarrerin vier Männer im Zuge eines kirchlichen Pop-Up-Hochzeits-Festivals gesegnet hatte, ist ein Streit in der Potsdamer CDU entbrannt. Auslöser war der Kommentar des CDU-Politikers Jan Jacobi in einem internen Chat von Regionalpolitikern der CDU, den dessen frühere Parteikollege Ulrich Magerl öffentlich gemacht hat. Jacobi ist Vorsitzender des CDU-Stadtbezirksverbands Drewitz-Stern-Kirchsteigfeld sowie des CDA Landesvorstands Brandenburg. Über den Eklat berichtete unter anderem die „Märkische Allgemeine“.

Wie Magerl auf Facebook erklärte, habe Jacobi zu einem „Bild“-Bericht in einer internen WhatsApp-Gruppe über die „Polytrauung“ kommentiert: „Es gab Zeiten, da hatten sie so viel Respekt und hätten sich selbst angezündet.“

Magerl, Ex-Parteikollege aus demselben Stadtbezirksverband, äußerte sich daraufhin auf Facebook zu dem Vorgang. „Auf meine direkte Reaktion, in der ich ihn unter anderem fragte, ob dies die Werte der CDU seien, für die er stehe, erntete ich ein tränenlachendes Emoji und wurde als Mitglied des Stadtbezirksvorstandes aus der WhatsApp-Gruppe entfernt“, schrieb er im sozialen Netzwerk. „Dies geschah am 8. November 2025. Am Jahrestag des Mauerfalls, dem 9. November, bin ich dann nach über 36 Jahren aus der CDU ausgetreten. Diese Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen.“

„Diese menschenverachtenden, homophoben Äußerungen meines ehemaligen ‚Parteifreundes‘ trage ich nicht mit. Es handelt sich hierbei meines Erachtens um eine unentschuldbare Entgleisung“, schrieb Magerl weiter. Am 15. November ergänzte das ehemalige CDU-Mitglied auf der Plattform X, Jacobi möge sich „ein Beispiel an Hans-Georg Maaßen nehmen und die CDU Potsdam verlassen, um weiteren Schaden von der CDU abzuwenden“.

Im Sommer hatte Pfarrerin Lena Müller vier Männer gesegnet, die in einer polyamoren Beziehung leben. Medial war anschließend von einer „Polyhochzeit“ die Rede gewesen, was wiederum zu massiven Anfeindungen der Pfarrerin führte. Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) zeigte sich „entsetzt über den Hass“ und nahm Müller in Schutz. „Die EKBO traut nur Paare, die standesamtlich verheiratet wurden“, erklärte der Berliner Bischof Christian Stäblein auf Instagram. „Vorwürfe von Polygamie in diesem Kontext sind gegenstands- und haltlos“.

Auf Anfrage der „Märkischen Allgemeine“ relativierte Jan Jacobi seine Bemerkung. Er habe „aus Verärgerung in einer Chat-Gruppe eine sarkastische Bemerkung verfasst, die sich auf den Artikel der Bild-Zeitung“ über die „Polytrauung“ bezogen habe, sagte er gegenüber der Regionalzeitung. Der Kommentar sei „ausschließlich“ auf die betreffende Landesjugendpfarrerin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz gerichtet gewesen, beteuerte er. Diese propagiere „nicht nur strafrechtlich relevante Polygamie“, sondern trete die „Werte der Kirche mit Füßen“.

Jacobi bezeichnete es als „völlig absurd“, ihm Homophobie zu unterstellen. Er habe „die sarkastische Aussage unverzüglich gelöscht, um Missverständnissen vorzubeugen“, sagte er in einer Stellungnahme vergangenen Freitag.

Seinem früheren Parteikollegen fehlte indes jedes Verständnis für die Reaktion. Jacobi behaupte, „er habe mit seiner Äußerung nicht die vier getrauten Männer gemeint, sondern die evangelische Pfarrerin aus Berlin, die die Polytrauung vornahm“, schrieb er auf X. „Wäre das besser? Hätte sie sich aus Respekt selbst anzünden sollen?“

Die abwertenden Äußerungen von Jacobi stießen auch im Landesverband Berlin der Lesben und Schwulen in der Union (LSU) auf Kritik. „Die Aussagen von Jan Jacobi zur sogenannten Poly-Hochzeit markieren einen gravierenden Fehltritt“, beanstandete René Powilleit, Landesvorsitzender der Sonderorganisation, auf Instagram.

Mit seinen Formulierungen bediene dieser „ein abwertendes Bild, das mit den Grundwerten unserer demokratischen Ordnung unvereinbar“ sei. „Wer solche Worte wählt, weiß um ihre Sprengkraft. Politische Verantwortung bedeutet, Grenzen zu achten – nicht zu überschreiten.“

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