Einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge sind fast zwei Drittel der Menschen, die nach Deutschland geflohen sind, armutsgefährdet oder arm. Die Studie zu Einkommensungleichheit und Armutsrisiko wird an diesem Mittwoch veröffentlicht und lag der „Süddeutschen Zeitung“ vorab vor. „Wenn die Menschen erwerbstätig sind, dann sind das in der Regel niedrig bezahlte Jobs, Teilzeitjobs und Minijobs“, sagte der DIW-Forscher Markus Grabka der Zeitung.

Grabka legt in der Untersuchung dar, dass die Entwicklung des Armutsrisikos im Land stark durch Zuwanderung geprägt ist. Bei den Menschen ohne ausländische Wurzeln gab es in den vergangenen 15 Jahren kaum Veränderung, stets galten um die zwölf bis 13 Prozent als armutsgefährdet. Bei den Flüchtlingen dagegen gab es einen drastischen Anstieg, in der Spitze im Jahr 2020 waren fast 70 Prozent unterhalb der Schwelle zur Armutsgefährdung.

„Die gute Nachricht ist: Seit 2020 sinkt die Armutsrisikoquote bei Flüchtlingen wieder etwas, was der zunehmenden Arbeitsmarktintegration zu verdanken sein dürfte“, sagte Grabka. Auch andere Zuwanderer haben ein größeres Risiko, mit einem niedrigen Einkommen auskommen zu müssen. Dies gilt sowohl für Menschen, die selbst nach Deutschland eingewandert sind, als auch für die nächste Generation, wenn mindestens Vater oder Mutter aus dem Ausland stammen. Bei beiden Gruppen lebt rund ein Viertel im Armutsrisiko.

Die Untersuchung zeigt: Die politisch oft beklagte Zunahme der Armut im Land ist getrieben von Zuwanderern und deren mangelnder Eingliederung in Arbeit. In der Untersuchung weist Grabka darauf hin, dass sich die Zahl der ausländischen Menschen in Deutschland zwischen 2010 und 2024 auf nun 14 Millionen mehr als verdoppelt hat. In dieser Zeit zogen viele EU-Bürger nach Deutschland, vor allem aus Polen, Rumänien und Bulgarien. Auch im Zuge der sogenannten Flüchtlingskrise 2015/16 kamen mehr als eine Million Menschen aus Syrien, Afghanistan, Eritrea und anderen Ländern.

Als Schwelle zum Armutsrisiko gilt nach gängiger Definition, wenn jemand über weniger als 60 Prozent des sogenannten Medians der Haushaltsnettoeinkommen verfügt. Der Median gibt dabei genau das Einkommen in der Mitte an, die eine Hälfte verdient mehr Geld, die andere weniger. Für eine Einzelperson lag die Schwelle zum Armutsrisiko für das zuletzt untersuchte Jahr 2022 bei 1419 Euro. Laut DIW hatten 63,7 Prozent der Flüchtlinge ein Einkommen, das unter dieser Schwelle lag. Wenn im Haushalt auch Partner oder Kinder leben, so wird dies mit angemessen höheren Beträgen berücksichtigt.

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