Der Krieg in der Ukraine scheint eine dramatische Wende zu nehmen. Wie das „Wall Street Journal“ berichtet, werden die USA der Ukraine Geheimdienstinformationen für Angriffe auf die russische Energieinfrastruktur liefern. Das Blatt zitiert hohe US-Beamte, die betonen, die Trump-Regierung erwäge, Kiew für diesen Zweck mit schlagkräftigeren Waffen auszustatten, die über eine entsprechende Reichweite verfügen.

US-Präsident Donald Trump habe bereits die Erlaubnis erteilt, Geheimdiensten und dem Pentagon zu gestatten, Kiew bei seinen Angriffsbemühungen zu unterstützen. Die USA stünden in Kontakt mit Nato-Verbündeten, damit auch die eine ähnliche Unterstützung liefern.

Der erweiterte Geheimdienstaustausch mit Kiew sei das jüngste Zeichen dafür, dass Trump eine Neuausrichtung seiner Strategie beschlossen habe und seine Unterstützung für die Ukraine deutlich verstärken werde. Grund sei das Scheitern seiner Bemühungen um Friedensgespräche.

Das „Wall Street Journal“ nennt US-Beamte, die darauf verweisen, wann die Genehmigung zur Bereitstellung zusätzlicher Geheimdienstinformationen kam. Nämlich zu dem Zeitpunkt, als Trump in einem Social-Media-Post seinem Frust über den russischen Präsidenten Wladimir Putin Luft machte und auf einmal davon sprach, dass die Ukraine ihr verloren gegangenes Gebiet zurückerobern könne. Bis dahin hieß es vom US-Präsidenten stets, die Ukraine könne diesen Krieg nicht gewinnen und würde einen hohen Preis für Frieden zahlen.

Geprüft werde derzeit die Lieferung von Tomahawks, Barracudas und anderen amerikanischen Boden- und Luftraketen mit einer Reichweite von rund 800 Kilometern, schreibt das Blatt. Eine endgültige Entscheidung über deren Lieferung sei jedoch noch nicht gefallen. Ein Sprecher der Defense Intelligence Agency (DAI) sagte, er könne sich nicht zu laufenden oder aktiven Geheimdienstoperationen äußern. Eine Sprecherin der Central Intelligence Agency (CIA) lehnte eine Stellungnahme ab.

Trump möchte Putin die nötigen Einnahmen für seinen Krieg entziehen

Es wäre zwar nicht das erste Mal, dass die Ukraine mit weiterreichenden Waffen aus Nato-Beständen ausgestattet wird – bereits seit Ende 2024 setzt sie etwa Storm-Shadow-Marschflugkörper und ATACMS-Raketen auch gegen Ziele in Russland ein. Forderungen Kiews um Lieferungen von Marschflugkörpern mit größerer Reichweite wie Tomahawk kamen die USA aber bisher nicht nach. Dass Washington Kiew gezielt Geheimdienstinformationen für Angriffe auf Energieinfrastruktur im russischen Hinterland liefert und außerdem die Lieferung weiterer weitreichender Waffen erwägt, wäre ein Novum.

Der Austausch geheimdienstlicher Informationen versetzt die Ukraine künftig in die Lage, Raffinerien, Pipelines, Kraftwerke und andere Infrastrukturen weit abseits ihrer Grenzen anzugreifen. Trumps Ziel sei es, dem Kreml die nötigen Einnahmen und Ölvorräte für seine Invasion zu entziehen. Dafür müsse es der Ukraine gelingen, die russische Energieinfrastruktur nachhaltig zu schädigen.

Die US-Regierung genehmigte kürzlich den Verkauf von Extended Range Attack Munition an die Ukraine. Dabei handelt es sich um luftgestützte Raketen mit einer Reichweite von 240 bis 450 Kilometern. Tomahawk-Marschflugkörper, eine der präzisesten US-Waffen, haben eine noch deutlich höhere Reichweite. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte Trump vergangene Woche gezielt um die Lieferung von Tomahawks gebeten. Vizepräsident JD Vance betonte am Sonntag auf „Fox News“, die USA würden diese Anfrage derzeit prüfen.

Seit seinem Amtsantritt im Januar versucht Donald Trump, einen Waffenstillstand in der Ukraine zu vermitteln, um zu einem Friedensabkommen zu gelangen. Sein ursprünglicher Ansatz – Putin wirtschaftliche und kommerzielle Anreize für einen Stopp der Invasion zu bieten – konnte den russischen Präsidenten jedoch nicht überzeugen. Die Verhandlungen zur Beendigung des dreieinhalbjährigen Krieges sind vielmehr ins Stocken geraten.

Trump ließ sich in den vergangenen Tagen mehrfach über die Lage in der Ukraine informieren. Ihm waren die mangelnden Gebietsgewinne Russlands aufgefallen. „Alle dachten, Russland würde diesen Krieg in drei Tagen gewinnen, aber so kam es nicht“, sagte Trump vergangene Woche vor den Vereinten Nationen. „Es sollte nur ein kurzes kleines Gefecht werden. Das lässt Russland nicht gut aussehen.“

„Die Frage bleibt: Wer darf diese Raketen abfeuern?“

In Moskau nimmt man zur Kenntnis, dass die USA mit dem Gedanken spielen, der Ukraine reichenweitenstärkere Waffen zu liefern. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte: „Die Frage bleibt: Wer darf diese Raketen abfeuern, selbst wenn sie auf Kiewer Regimegebiet landen? Dürfen sie nur von den Ukrainern abgefeuert werden, oder wird das auch das amerikanische Militär tun? Wer bestimmt die Zielrichtung dieser Raketen? Das erfordert eine sehr gründliche Analyse.“

Auch Deutschland spiele eine wichtige Rolle, heißt es im „Wall Street Journal“. Das Blatt zitiert Brigadegeneral Joachim Kaschke, der für die deutsche Militärhilfe für die Ukraine zuständig ist. Die Ukraine bräuchte im Kampf gegen die russische Aggression Unterstützung in drei Schlüsselbereichen, so Kaschke: Luftverteidigung, die Fähigkeit, die Frontlinie zu halten und tief in Russland vorzudringen. Wenn die ukrainischen Verteidiger einem zahlenmäßig überlegenen Gegner gegenüberstünden, müssten sie den Kampf über die Frontlinien hinausführen. Kaschke sagt: „Um die Frontlinie zu halten, muss man die Versorgungslinien abschneiden – das ist die militärische Logik dahinter.“

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