Jahresbericht der Ostbeauftragten: Überalterung wird ein Problem für Junge
Der Osten ist bis heute weit mehr als eine Himmelsrichtung. Er prägt die Persönlichkeit und beeinflusst Lebenswege. Das sagen zwei Drittel der sogenannten Ost-Millennials. Während Gleichaltrige im Westen sich kaum als Wessi sehen, identifizieren sich junge Ostdeutsche bewusst als Ossis.
Der Bericht der Ostbeauftragten Elisabeth Kaiser legt den Schwerpunkt auf die Sicht der Jungen. Zumeist, wie auch die Ostbeauftragte selbst, kurz vor oder nach der Wende geboren, beschreiben sie ihren Blick auf die Deutsche Einheit.
Herkunft noch immer bedeutsam
Und es ist eine in dieser Deutlichkeit überraschende Erkenntnis, dass auch nach 35 Jahren noch von Bedeutung ist, ob jemand aus dem Westen oder dem Osten kommt. Wie sich aus dem Bericht herauslesen lässt, bedeutet die Herkunft aus den neuen Bundesländern überdurchschnittlich oft ein weniger privilegiertes Heranwachsen in Familien mit niedrigem Einkommen sowie wenig Vermögen.
Und das hat Folgen beispielsweise für den Start ins Leben. Ob Studium, Berufsbeginn oder Familiengründung – Ostdeutsche können deutlich seltener mit der finanziellen Unterstützung von Eltern und Großeltern rechnen. Da überrascht es wenig, dass bis heute auch im Osten deutlich mehr Westdeutsche die Führungspositionen besetzen.
Überalterung im Osten ein Problem für Junge
Dazu kommt, dass Bevölkerungsschwund und Überalterung in einigen ländlichen Regionen Ostdeutschlands zu einem immer größeren Problem für die jungen Leute werden. Deren Anteil liegt dort weit unter dem Bundesdurchschnitt, und der Austausch mit Gleichaltrigen findet vor allem virtuell statt. "Oft fehlt die kritische Masse an Jugendlichen, die es braucht, um sich von den Älteren zu emanzipieren und eigene Ideen zu verwirklichen", konstatiert die Ostbeauftragte der Bundesregierung in ihrem Bericht und fordert mehr Treffpunkte oder Begegnungsorte für junge Menschen.
Herkunft dürfe nicht über Lebenschancen entscheiden, sagt Kaiser. Deshalb sollten die die Startbedingungen für junge Menschen aus weniger wohlhabenden Elternhäusern weiter verbessert und über neue Möglichkeiten der Vermögensbildung nachgedacht werden. Die geplante Frühstart-Rente könne da ein erster Schritt sein.
Herkunft darf nicht über Lebenschancen entscheiden.
Auch wenn Ostdeutschland noch Nachholbedarf hat, wird in dem Bericht deutlich, dass ungleiche Lebensverhältnisse kein rein ostspezifisches Thema sind, weil es strukturschwache Regionen ebenso in den alten Bundesländern gibt.
Deutschlandmonitor zeigt Bereitschäft für Veränderung
Interessant ist auch der zum Bericht der Ostbeauftragten gehörende sogenannte Deutschlandmonitor. Dahinter verbirgt sich eine Befragung über die Veränderungsbereitschaft der Menschen in Ost und West. Deutlich erkennbar ist, dass die Menschen in Ostdeutschland generell offener für den Wandel sind, als gemeinhin beschrieben.
Vor allem bei den Jüngeren sind keinerlei Unterschiede zu erkennen. Nur bei einigen der Älteren, die vor 1990 in der DDR sozialisiert wurden, sind noch größere Vorbehalte gegen die Veränderungen in Politik und Gesellschaft spürbar
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke