Das Atomkraftwerk Saporischschja ist seit Jahren umkämpft. Nun ist die Anlage seit einer Woche ohne reguläre Stromversorgung. Ukraines Präsident Selenskyj warnt vor großer Gefahr.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat vor der Gefahr einer nuklearen Katastrophe im von russischen Truppen besetzten Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine gewarnt. 

Die Lage sei kritisch, weil die Anlage seit einer Woche nicht mehr am Stromnetz hänge, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft. "So etwas hat es vorher noch nie gegeben", sagte Selenskyj. "Dieselmotoren gewährleisten die Stromversorgung", sagte er weiter. Über einen so langen Zeitraum sei das bislang noch nie getestet worden. Zudem gebe es Informationen darüber, dass einer der Generatoren ausgefallen sei.

Selenskyj machte Russland für die Lage vor Ort verantwortlich. Die russischen Truppen störten mit ihrem ständigen Beschuss Versuche, die Stromleitungen zum AKW zu reparieren, sagte er. Mit Blick auf die Sicherheitsrisiken sagte er, dies sei "eine Bedrohung für absolut alle".

Das AKW Saporischschja geriet bereits 2022 in die Kontrolle der russischen Invasoren. Kürzlich brach ein Feuer in einem Kühlturm aus, doch es kam zu keinem weiteren Unglück, da der Brand erfolgreich gelöscht werden konnte.
Videos zeigen dunklen Rauch am Atomkraftwerk Saporischschja

AKW Saporischschja von russischen Truppen besetzt

Die von Moskau nach der Besetzung der Nuklearanlage eingesetzte Kraftwerksleitung dementierte Probleme mit den Generatoren. Für den Ausfall der regulären Stromversorgung macht Russland seinerseits ukrainischen Beschuss verantwortlich. 

Das AKW Saporischschja im Süden der Ukraine hat sechs Reaktoren und ist das größte Nuklearkraftwerk Europas. Es wurde kurz nach Kriegsbeginn 2022 von russischen Truppen besetzt. Wegen der anhaltenden Kämpfe und dem Auslaufen des für die Kühlung genutzten Stausees musste die Anlage im vergangenen Jahr heruntergefahren werden. 

Die weiterhin von Russland besetzte Anlage liegt nahe der Frontlinie und wurde immer wieder beschossen, wofür sich Russland und die Ukraine gegenseitig verantwortlich machten. Der Beschuss hat bereits mehrmals zu einer Abkopplung des Kraftwerks vom ukrainischen Stromnetz gesorgt – dann müssen Notgeneratoren einspringen. Für einen sicheren Betrieb der Anlage ist eine zuverlässige Versorgung mit Strom vonnöten. Damit werden die Kühl- und Sicherheitssysteme aufrechterhalten, die ein Schmelzen der Reaktoren – und damit einen Atomunfall – verhindern.

Beobachter der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) sollen im Kraftwerk für die Sicherheit der Anlage sorgen. IAEA-Chef Rafael Grossi hat mehrfach mit beiden Kriegsparteien verhandelt, um die Lage am AKW zu deeskalieren.

AFP · DPA rw
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