Das Aus von "Jimmy Kimmel Live" könnte nur der Anfang sein. Das fürchtet die deutsche Presse. Die Kommentare zur Absetzung der Talkshow sind verheerend für US-Präsident Trump.

Der Sender ABC setzt die Late-Night-Show von Moderator Jimmy Kimmel nach dessen Äußerungen über den mutmaßlichen Mörder des christlich-konservativen Influencer Charlie Kirk vorerst aus. Diese Nachricht schlägt in Amerika hohe Wellen und spaltet die politischen Lager. 

Der ermordete Kirk war ein großer Untersetzer von Donald Trump. Gegner des US-Präsidenten fürchten, Trump nutze die Gelegenheit, um mit seinen Feinden und Kritikern abzurechnen. Trump äußerte sich erfreut über das Aus der Talkshow von Jimmy Kimmel und forderte, weitere Shows ihm unliebsamer Moderatoren abzusetzen.

Die Entscheidung des US-Senders und Trumps Reaktion darauf ruft die internationale Presse auf den Plan, die sich um die Meinungsfreiheit in den USA sorgt.

Meinung zum Kimmel-Aus Hier hört der Spaß auf

So reagiert die Presse in Deutschland und Österreich auf die Absetzung der Show von Jimmy Kimmel 

"Südwest-Presse" (Ulm): "Für das Maß der Freiheit in einer Demokratie gibt es einen ziemlich einfachen Messwert: Wo liegt die Grenze der Medien im Umgang mit der Politik? Ist es erlaubt, kritische Aussagen zu machen oder – im Falle satirischer Sendungen – Politikerinnen und Politiker sogar zu verspotten und bloßzustellen? (...)

Meinungsfreiheit? Nicht mehr in den USA: Eben erst hat Trump eine 15-Milliarden-Dollar-Klage gegen die "New York Times" eingereicht, weil sie ihn "böswillig" diffamiert habe. Willkommen in der dunklen Welt der Unterdrücker. "Democracy dies in darkness" ist das Motto der "Washington Post". Donald Trump bläst gerade alle Lichter aus.​"

"Der Spiegel": "Wenn es Jimmy Kimmel trifft, einen der größten Stars des amerikanischen Fernsehens und viermaligen Oscar-Host, dann kann es jeden treffen. Das ist die eindeutige Botschaft seiner Absetzung durch den Sender ABC: Wer sich in der amerikanischen Öffentlichkeit äußert – Comedians, Journalisten, Professorinnen –, muss nun Angst vor staatlicher Repression haben.

Die Meinungsfreiheit wird ausgerechnet im Land, in dem sie fest im ersten Verfassungszusatz verankert ist, von der Regierung selbst angegriffen. Die amerikanische Demokratie ist damit jetzt in noch größerer Gefahr, als sie es durch Trumps autoritäre Politik ohnehin schon war. Denn was im Fall Kimmel geschah, ist eine Form von staatlicher Zensur."

"T-Online" (Berlin): "Das Aus von Jimmy Kimmels Show ist ein neuer Tiefschlag für die Meinungs- und Pressefreiheit in den USA. Und das ist nur der Anfang. Die Trump-Regierung will die Medien auf Linie zwingen.

Der Vorgang zeigt einmal mehr, wie sich Konzerne beugen, wenn dem Präsidenten die Richtung missfällt. Sie knicken aber wohl nicht einfach so ein. Es scheint viel schlimmer zu sein: Sie haben bei diesem Präsidenten, der Immunität genießt, der die Grenzen seiner Macht jeden Tag weiter austestet und der dabei alle Gewalten, einschließlich des Supreme Courts, hinter sich weiß, offenkundig den Glauben an den Rechtsstaat verloren."

Die "Tageszeitung / Taz" (Berlin): "Das war es vorerst für Kimmel, seine Show wurde Donnerstag ausgesetzt. Das klingt etwas freundlicher als "abgesetzt", wie es die Show von Stephen Colbert ist. Doch beide Fälle sind ein grauenhafter Triumph für Donald Trump und ein Schlag gegen Ironie, Menschlichkeit, Spitzenunterhaltung und die Demokratie."

Deutschlandfunk: "Schon immer ist die politische Kritik zentraler Bestandteil der US-Late Night Shows – ihre sogenannten Opening Monologues sind seit den Anfangsjahren unter Größen wie Jonny Carson wichtige Orte der Kritik an den Mächtigsten. Sie machen politische Fehler, Ungerechtigkeiten und fragwürdige Entscheidungen sichtbar. Und sie zeigen: So lange man über Politik – und dieser Tage über Autoritäre – so lange man darüber lachen kann, so lange kann jeder etwas gegen diese Politik tun. 

Das macht sie heute mehr denn je für ein Millionenpublikum unverzichtbar. Neben den persönlichen Kränkungen dürfte genau das der größte Dorn im Auge Donald Trumps sein."

"Die Presse" (Wien, Österreich): "Der 79-Jährige (Trump) ist dünnhäutig: Er fasst Kritik als"Majestätsbeleidigung" auf. Nachdem CBS im Juli das Ende der Late-Night-Show Stephen Colberts im kommenden Jahr angekündigt hat, fordert der Möchtegern-Autokrat auf dem Präsidentensessel nun die Entfernung von Jimmy Fallon und Seth Meyers, den Late-Night-Moderatoren von NBC.

Was sich in den USA derzeit abspielt, ist nichts weniger als ein Angriff auf die Presse- und Meinungsfreiheit, der an die düsteren Zeiten der McCarthy-Ära der 1950er-Jahre und die Paranoia im Zuge des Watergate-Skandals Richard Nixons erinnert."

Quellen: "Taz", Deutschlandfunk, "Der Spiegel"

DPA · AFP anb
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