Weder Diplomatie noch militärischer Druck werden Wladimir Putin dazu bringen, den Ukrainekrieg zu beenden, sagt Experte Christian Mölling. Das Risiko einer Eskalation steige. ">

Die ukrainische Armee hat zuletzt neue Fähigkeiten unter Beweis gestellt. Diese hätten entscheidend dazu beigetragen, einen russischen Vorstoß nahe der Stadt Pokrowsk im Donbas trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit zurückzuschlagen, erklärt Sicherheitsexperte Christian Mölling in der neuesten Ausgabe des stern-Podcasts "Die Lage – International". "Die Ukrainer sind zum ersten Mal sehr koordiniert vorgegangen. Innerhalb eines Korps wurden drei, vier Brigaden aufeinander abgestimmt eingesetzt", so Mölling. Womöglich zeigten sich hier erste Erfolge der Veränderungen in der Kommandostruktur, die Kiews Armee vor einem Dreivierteljahr vorgenommen habe, so der Experte vom Brüsseler Thinktank "European Policy Center".

Putins Kriegslogik und die Gefahr einer weiteren Eskalation

Im bisherigen Kriegsverlauf seien weder Russland noch die Ukraine in der Lage gewesen, ihre einzelnen Truppenverbände im Kampfeinsatz wirksam zu koordinieren. Wenn sich dies auf ukrainischer Seite nun zu ändern beginne, könne das zu einem militärischen Vorteil für Kiew werden – "mit Blick auf das nächste Jahr, die nächsten anderthalb Jahre". Bemerkenswert ist nach Möllings Einschätzung ebenfalls, dass Russland bei Pokrowsk nach ersten Erfolgen nicht in der Lage war, rasch Verstärkung und schweres Material nachzuführen, um die anfänglichen Geländegewinne abzusichern. Man müsse aber davon ausgehen, "dass die Russen aus diesem Fehler lernen".

Militärische Lage Steht die Offensive der Russen vor dem Scheitern?

Außerdem sei die Ukraine dabei, sich von ihren zaghaften Partnern im Westen unabhängiger zu machen. Darauf deuteten aktuelle Meldungen über die Entwicklung eines Marschflugkörpers mit angeblich 3000 Kilometern Reichweite und über einer Tonne Payload hin. Diese "Flamingo" genannte Waffe soll Kiew über Monate weitgehend eigenständig entwickelt haben. Wie wirksam und zielgenau sie sei, müsse sich allerdings erst noch zeigen, sagt Mölling.

Nach Ansicht des Politologen werden aber weder wachsender militärischer Druck noch Diplomatie den russischen Präsidenten dazu bringen, einem Waffenstillstand in der Ukraine zuzustimmen. "Er kann nicht zurück, er kann nur weiter eskalieren", so Mölling über Putin. Eine Deeskalation würde dem Eingeständnis gleichkommen, dass er den Krieg verloren habe. Das sei mit der russischen Staatspropaganda nicht vereinbar. Darum müsse der Westen sich umso mehr auf eine weitere Eskalation durch Russland vorbereiten, je schwieriger die Lage für Putin auf dem Schlachtfeld werde. Schon die aktuellen Engpässe bei der Benzinversorgung in Russland nach erfolgreichen Angriffen der Ukraine auf Russlands Öl-Infrastruktur zeigten: "Der Druck auf die Resilienz der russischen Gesellschaft steigt."

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