Das Social-Media-Verbot ist Unsinn
Die deutsche Verbotskultur schlägt wieder zu: Grünen-Politiker Cem Özdemir fordert eine Altersbeschränkung für Social Media, also ein Verbot für alle Unter-16-Jährigen. Überhaupt zu glauben, dass das funktionieren kann, ist irrsinnig. Doch die Forderung ist auch ein Symptom des deutschen Zeitgeistes.
Denn Özdemir ist nicht der Einzige, der auf diese Idee kommt; auch CDU-Politiker Mario Voigt forderte Ähnliches in der „Frankfurter Allgemeinen“. Er liegt im Trend: In Deutschland will man immer mehr neue Regeln, Pflichten, Verbote: Selbst die Überlegung, Bier und Wein erst ab 18 zu erlauben, steht im Raum.
All das widerspricht den Werten eines liberalen Landes. Und genau das sollte Deutschland sein. Hierzulande scheint man aber oft zu glauben, man könne sämtliche Probleme lösen, indem man sich ein paar neue Paragrafen ausdenkt und das Regelwerk ständig ergänzt. Die Bevormundung des Staates nimmt überhand, man traut den einzelnen Bürgern nichts mehr zu.
Selbstverständlich existiert das Problem: Jugendliche verbringen oft zu viel Zeit auf Social Media, verlieren sich auf Instagram und sind auf TikTok mit Fake News konfrontiert. Tatsächlich fordern – laut der neuen Postbank-Digitalstudie – 60 Prozent der Eltern eine Altersbeschränkung für soziale Netzwerke. Doch dieses Problem zu lösen, ist nicht Aufgabe des Staates. Es ist nicht zu viel verlangt, wenn sich Eltern selbst um die Medienerziehung ihrer Kinder kümmern. Sie können selbst festlegen, ob und wie lange ihr Kind Zeit am Handy verbringen darf – und sich um eine entsprechende Umsetzung kümmern. Genau das scheint aber der Knackpunkt zu sein.
In Berliner S-Bahnen sieht man Eltern, deren Kleinkinder im Kinderwagen die ganze Fahrt über am Handy hängen. Es ist nicht Aufgabe des Staates, dem Dreijährigen TikTok zu verbieten. Das liegt in der Verantwortung der Eltern.
Vielen Eltern ist es der Postbank-Digitalstudie zufolge auch egal, wenn die Kinder beim gemeinsamen Essen das Handy nutzen. Nicht Cem Özdemir oder Mario Voigt sollten den Kindern erklären, die mobilen Endgeräte bei den Mahlzeiten aus der Hand zu legen und am besten sogar aus dem Esszimmer zu verbannen, das müssen Mama und Papa tun.
Social Media ist heutzutage fester Bestandteil der Lebenswelt vieler Jugendlicher: 12-Jährige, 13-Jährige, 14-Jährige, 15-Jährige nutzen es bereits. Und gemäß dem Motto von 100 auf 0 soll nun auf radikale Weise die Nutzung für diese jungen Menschen komplett verboten werden. Na, da kann ja nichts schiefgehen; das wird sicherlich einwandfrei funktionieren! Den Medienkonsum junger Menschen im Auge zu behalten, ist eine Erziehungsaufgabe, keine staatliche Aufgabe. Ein bisschen Selbstverantwortung und persönliche Entscheidungen muss man den Menschen schon noch zutrauen. Gerade, weil es gegen den Trend geht, sollten wir mehr Liberalität wagen.
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