Sehen sich Trump und Putin "sehr bald" wieder? Die Lage am Morgen
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Donald Trump hatte einst versprochen, den russischen Angriffskrieg in der Ukraine binnen 24 Stunden zu beenden, sobald er im Amt sei. Daran glaubt er wohl selbst nicht mehr. Doch nun scheint sich tatsächlich etwas zu bewegen, das Hoffnung weckt.
Der US-Präsident hatte seinen Sondergesandten Steve Witkoff nach Moskau geschickt, um dort mit Kremlchef Wladimir Putin zu sprechen. Trump bezeichnete das Gespräch danach als "hochproduktiv", nannte aber keine Details. Stattdessen machte er eine Ankündigung, die aufhorchen lässt: Ein baldiges Treffen mit Putin sei sehr wahrscheinlich. "Es besteht eine gute Chance, dass es sehr bald zu einem Treffen kommt", sagte Trump am Mittwoch vor Journalisten.

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Treffen sich Trump und Putin schon nächste Woche?
"Sehr bald" könnte tatsächlich nächste Woche bedeuten, wie US-Medien berichten. Laut CNN informierte Trump europäische Spitzenpolitiker, darunter Bundeskanzler Merz, telefonisch über seine Pläne, Putin bald zu treffen – womöglich schon in wenigen Tagen. Anschließend sei ein gemeinsames Treffen mit Selenskyj geplant. Ein Sprecher der Bundesregierung bestätigte die Teilnahme von Merz an dem Telefonat, nannte aber keine Details zum Inhalt des Gespräches. Ob Putin und Selenskyj diesen Plänen zugestimmt haben, blieb zunächst unklar.
US-Außenminister Marco Rubio hielt den Ball allerdings erst mal flach. Vor einem Treffen der beiden Staatschefs müssten noch "zahlreiche Hindernisse" aus dem Weg geräumt werden. Kernpunkt möglicher Verhandlungen seien territoriale Zugeständnisse. Man habe inzwischen ein besseres Verständnis der Bedingungen, unter denen Russland bereit wäre, den Krieg zu beenden, erklärte Rubio.
Die neuen diplomatischen Bemühungen kommen kurz vor dem Ablauf eines Ultimatums, das Trump Putin für diesen Freitag gestellt hat. Der US-Präsident hatte zuletzt zunehmend die Geduld mit dem Kremlchef verloren und Russland gedrängt, die Angriffe auf die Ukraine bis dahin einzustellen. Andernfalls drohte er mit Strafzöllen gegen Länder, die weiterhin mit Russland Handel treiben oder dort Öl kaufen.
Doch Kreml-Insider halten es für unwahrscheinlich, dass Putin dem Ultimatum nachgibt. Er sei überzeugt, den Krieg gewinnen zu können. Zudem hätten die zahlreichen Wirtschaftssanktionen der letzten dreieinhalb Jahre keine entscheidende Wirkung gezeigt.
Ein persönliches Treffen zwischen Trump und Putin wäre das erste seit dem Gipfel in Helsinki im Juli 2018, während Trumps erster Amtszeit. In den vergangenen Monaten hatten die beiden mehrfach telefoniert. Putin und Selenskyj trafen zuletzt im Dezember 2019 in Paris aufeinander.
Sehen sich die drei schon nächste Woche wieder? Oder trügt Trumps eigener Optimismus ihn selbst? Ein Treffen wäre ein bedeutender Schritt in den Friedensbemühungen. Doch ein schnelles Kriegsende ist unwahrscheinlich. Und das Risiko bleibt, dass eine der Konfliktparteien aufsteht und den Verhandlungstisch verlässt. Mit einem Wunder sollte wohl niemand rechnen.
Fällt heute die Entscheidung über die Besetzung des Gazastreifens?
Israels Sicherheitskabinett will laut Medienberichten heute entscheiden, ob der Gazastreifen vollständig erobert wird. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu soll jedenfalls dazu neigen.
Regierungskreisen zufolge legt man dem Gremium eine Strategie zur Entscheidung vor, nachdem der Generalstab Optionen für die Fortsetzung der Militärkampagne präsentiert hat. Zur Diskussion steht unter anderem die komplette militärische Übernahme des Küstengebiets.

Israelischer Historiker "Was wir in Gaza sehen, ist kein Krieg mehr. Es ist ein Völkermord"
Oppositionsführer Jair Lapid kritisierte die Pläne der Regierung scharf. Eine vollständige Eroberung des Gazastreifens sei "eine sehr schlechte Idee", sagte er vor Journalisten. Dies habe er Netanjahu in einer Besprechung mitgeteilt. "Man schickt Israel nicht in den Krieg, wenn die Mehrheit der Bevölkerung nicht hinter einem steht – und das israelische Volk hat an diesem Krieg kein Interesse."
Auch die Armeeführung warnt vor diesem Schritt. Der Sender Kan berichtete, Armeechef Ejal Samir lehne eine Besetzung des Gazastreifens ab, da die Armee damit in eine "Falle" gerate. Zudem warnte er vor tödlichen Risiken für Geiseln und Soldaten. Der Sender Kanal 12 berichtete zudem, Samir habe ein alternatives Vorgehen im Gazastreifen vorgeschlagen, etwa die Einkreisung mutmaßlicher Rückzugsorte von Kämpfern der radikalislamischen Hamas.
Verteidigungsminister Katz wies Ejal Samir daraufhin zurecht. Wenn die Politik Entscheidungen getroffen habe, müsse die Armee diese "mit Entschlossenheit und Professionalität" ausführen, erklärte Katz. Gleichzeitig forderte die Armee in mehreren Gebieten des Gazastreifens die Bevölkerung zur Evakuierung auf.
Netanjahu steht innenpolitisch unter starkem Druck. In Israel drängen verzweifelte Geisel-Familien auf ein Abkommen mit der Hamas, um ihre Angehörigen zurückzubekommen. Netanjahus rechtsextreme Koalitionspartner hingegen wollen den Krieg fortsetzen, um den Gazastreifen zu besetzen. Auch international wächst der Druck – allerdings wegen der Notlage der Zivilisten im Gazastreifen.
Ist die SPD noch zu retten, Herr von Lucke?
Sie haben den "5-Minuten-Talk" vermisst, liebe Leserinnen und Leser? Der befindet sich in einer Sommerpause. Stattdessen kommt im August jeden Donnerstag ein ganz besonderes Schmankerl: der "5×5-Minuten-Talk"! Also fünfmal so viel Politik-Podcast wie sonst. In dieser Woche spricht stern-Reporterin Miriam Hollstein mit dem Politologen Albrecht von Lucke über die verzwickte Lage der SPD:
Und sonst? Weitere Schlagzeilen
- Dobrindt kündigt Verlängerung von Grenzkontrollen an
- "Größtes Feuer seit 1949" – riesiger Flächenbrand wütet in Frankreich
- Thomas Müller wechselt nach Vancouver
Das passiert am Donnerstag, dem 7. August
- Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zu Beschwerden gegen Staatstrojaner
- Sachsen-Anhalts CDU-Spitze äußert sich zu Landtagswahl im nächsten Jahr
- US-Zölle auf Importe aus der EU und anderen Ländern treten in Kraft
Mal was Positives
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, liebe Leserinnen und Leser, aber manchmal scheint es mir, als sei die Menschheit egoistischer geworden. Jeder kümmert sich nur um sich selbst. Doch ein Fall aus den USA zeigt, dass es auch anders geht. Laura Emanuel genoss Ende Juni in New Jersey einen Tag am Strand, als sie nach dem Eincremen mit Sonnenschutz zwei Ringe verlor, wie der Lokalsender ABC 7 berichtete. Erst Tage später bemerkte sie den Verlust. Im Internet stieß sie auf Jeffrey Laag, einen Feuerwehrmann, der einen Suchdienst für verlorene Ringe und Schmuck gegründet hatte. Laag suchte am Strand nach den Ringen – zunächst erfolglos.
Später erfuhr Emanuel, dass eine Familie beim Spielen im Sand einen ihrer Ringe gefunden und bei der Strandverwaltung abgegeben hatte. Als Laag davon hörte, machte er sich erneut auf die Suche – diesmal nach Emanuels Ehering. Nun hatte er Erfolg und brachte ihr beide Ringe persönlich zurück.
"Ich konnte es nicht glauben", sagte sie. "Die Emotionen und die Tränen der Freude, dass er gefunden worden war – von diesem Fremden." Laag sei "wie ein Superheld". Ich finde, dieses Beispiel zeigt uns doch, wie sehr freundliche Gesten – selbst gegenüber Fremden – unser Leben bereichern können. Und vielleicht auch unseren Glauben an die Menschheit stärken.
Unsere stern+-Empfehlung des Tages
Bisher hat Katherina Reiche als Bundeswirtschaftsministerin noch wenig Substanzielles erreicht. Dafür hat sie viele gegen sich aufgebracht. Was hat die Frau vor? Meine Kollegen Martin Debes und Monikal Dunkel über eine Ministerin unter Beobachtung:

Katherina Reiche Die Provokateurin – oder: Eine Ministerin unter Beobachtung
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Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Donnerstag! Herzlich, Ihr
Rune Weichert
mit Material der Agenturen AFP, DPA und Reuters- Wladimir Putin
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