Eine Luftbrücke in der Kritik. Trump und Moskau drohen sich. Die unheimliche Macht Donald Trumps. Weniger Menschen hungern in der Welt. Das ist heute wichtig.

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser! 

Der wachsende Druck aus dem Ausland, auch aus Deutschland, zeigt offenbar Wirkung: Der israelische Ministerpräsident Netanjahu hat nachgegeben. Seit Sonntag lässt Israel erstmals seit Monaten wieder größere Hilfslieferungen in den Gazastreifen. Für die hungernden Menschen dort immerhin ein kleiner Lichtblick.

Andere Staaten werfen unterdessen Hilfsgüter aus der Luft ab: Jordanien und die Vereinigten Arabischen Emirate begannen am Sonntag in Koordination mit der israelischen Armee mit der Versorgung. Nun schließt sich auch Deutschland an.

Eine Luftbrücke für Gaza: echte Hilfe oder sinnlos?

Die Bundesregierung plant, gemeinsam mit Jordanien den Gazastreifen aus der Luft zu versorgen. Bundeskanzler Friedrich Merz kündigte am Montag an, die Luftbrücke solle „umgehend“ starten. Wie viele Flugzeuge die Bundeswehr dafür bereitstellt, blieb offen. Verteidigungsminister Boris Pistorius werde die Aktion vorbereiten und sich eng mit Frankreich und Großbritannien abstimmen, die ebenfalls Unterstützung signalisiert haben. Am Dienstag wird der jordanische König Abdullah II. in Berlin erwartet – dann dürften weitere Details folgen.

Doch kann eine solche Luftbrücke überhaupt die katastrophale Lage im Gazastreifen lindern? Kritik gibt es jedenfalls reichlich.

Krieg in Nahost Merz und Gaza: Ja, was soll ich bloß tun?

"Humanitäre Hilfsgüter aus der Luft abzuwerfen ist eine sinnlose Initiative, die nach Zynismus riecht", sagt Jean Guy Vataux, Notfallkoordinator von Ärzte ohne Grenzen im Gazastreifen. "Es gibt Straßen, die Lastwagen sind da, die Lebensmittel und Medikamente sind da – alles ist bereit, um humanitäre Hilfe in den Gazastreifen zu bringen." Luftabwürfe seien ineffizient: Sie umfassen weniger als 20 Tonnen, die ein einziger Lkw problemlos transportieren könnte. Zudem könnten Menschen durch herabfallende Paletten verletzt werden.

"Das Einzige, was es jetzt braucht, ist die Entscheidung der israelischen Behörden, die Einfuhr über den Landweg zu ermöglichen."

Auch der Bundeskanzler weiß, dass eine Luftbrücke für Gaza nur wenig ausrichten kann: "Wir wissen, dass das für die Menschen in Gaza nur eine ganz kleine Hilfe sein kann. Aber immerhin ist es ein Beitrag, den wir gerne leisten wollen." 

Doch die Hilfslieferungen reichen bei Weitem nicht aus. UN-Nothilfekoordinator Tom Fletcher nennt sie einen "Tropfen auf den heißen Stein". Es braucht mehr – viel mehr.

Wohl auch deshalb erhöht Merz gleichzeitig den Druck auf Israel. Er fordert eine rasche Verbesserung der Lage und droht mit Konsequenzen, falls dies nicht passiert. Welche das sind, dazu schwieg er. "Wir behalten uns aber solche Schritte vor." Im Raum steht seit Längerem die Aussetzung des EU-Assoziierungsabkommens mit Israel. Aus der SPD kommen zudem Forderungen, Waffenlieferungen an Israel zu stoppen.

Die deutsche Bevölkerung unterstützt einen härteren Kurs: Drei Viertel der Deutschen wünschen sich mehr Druck auf Netanjahu und seine Regierung. Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag des stern sprechen sich 74 Prozent für eine Verschärfung des Kurses aus, um den Krieg zu beenden. 22 Prozent sind dagegen, vier Prozent äußerten sich nicht. Details zur Umfrage können Sie hier lesen:

stern-Umfrage Mehr Druck auf Israel! Was die Deutschen von Friedrich Merz erwarten

Ein verkürztes Ultimatum – und Kriegsdrohungen aus Moskau

Druck übt Donald Trump gerne aus. Deadlines sind sein bevorzugtes Werkzeug: Wenn bis dahin kein Deal steht, dann habt ihr ein Problem! Mit mir! Das bekamen zuletzt viele Staaten bei den Zollverhandlungen zu spüren. Jetzt trifft es auch Wladimir Putin. Wobei: Der Druck war schon da. Nun legt Trump nach. 

"Zehn bis zwölf Tage" gibt der US-Präsident seinem russischen Konterpart, um den Ukraine-Krieg zu beenden. Zuvor hatte Trump angekündigt, das seit Mitte Juli laufende 50-Tage-Ultimatum zu verkürzen. Er sei "enttäuscht" von Putin, erklärte er. "Es gibt keinen Grund zu warten. Wir sehen keine Fortschritte." Sollte der Kreml nicht handeln, droht Trump mit – was auch sonst – Zöllen in Höhe von 100 Prozent gegen China, Indien und Brasilien, die weiter billiges Öl und Gas von Russland kaufen.

Lob für Trumps verschärften Kurs kam aus Kiew. Präsident Selenskyj dankte ihm: "Ich danke Präsident Trump für seinen Fokus auf die Rettung von Menschenleben und die Beendigung dieses schrecklichen Krieges."

Serie: Ischingers Welt "Trump lässt sich einfach von Putin hinhalten – eine Erniedrigung"

In Moskau droht man zurück – mit Säbelrasseln. Dmitri Medwedew, Russlands früherer Präsident, warnte, Trumps Ultimaten könnten direkt in einen Krieg führen. "Nicht zwischen Russland und der Ukraine, sondern mit seinem eigenen Land", drohte er. Medwedew, heute Chef des nationalen Sicherheitsrates, hat in Moskau weiterhin großen Einfluss. "Russland ist nicht Israel oder der Iran", fügte er hinzu – ein Seitenhieb auf den Nahostkonflikt, in dem die USA an Israels Seite den Iran attackierten, um dessen Atomprogramm zu stoppen.

Die unheimliche Macht des Donald Trump

Wir bleiben bei der trumpschen Außenpolitik: Ob Handelspolitik, Verteidigung oder die Ukraine – Europa und Deutschland spüren derzeit, wie Trump die Weltpolitik beherrscht, wie alles nach seinem Willen läuft. Woran liegt das? Unterschätzen wir ihn? Und gelingt dem US-Präsidenten gerade wirklich alles? Die stern-Reporter Miriam Hollstein und Veit Medick diskutieren über die unheimliche Macht des Präsidenten in unserem Podcast "5-Minuten-Talk":

Und sonst? Weitere Schlagzeilen

  • Mehrere Tote bei Schusswaffenangriff mitten in New York
  • Schüsse vor Casino in Nevada: drei Tote
  • Zwei Männer sterben bei Messerangriff im Zentrum Londons
  • Mindestens 34 Tote bei schweren Regenfällen um Peking
  • Thailand wirft Kambodscha Verletzung der Waffenruhe vor

Das passiert am Dienstag, den 29. Juli

  • Bundeskanzler Merz empfängt jordanischen König Abdullah II. 
  • Urteil im Prozess um Diebstahl von Keltengold aus Museum
  • In Frankfurt wird am Dienstag bekanntgegeben, wer im Herbst den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhält

Mal was Positives

Im Gazastreifen hungern weiterhin viele Menschen, vor allem Kinder – trotz angelaufener Hilfen. Doch weltweit gibt es auch positive Entwicklungen: Die Zahl der Hungernden ist laut einem UN-Bericht 2024 das dritte Jahr in Folge gesunken. Dem am Montag veröffentlichten Bericht zur Ernährungssicherheit zufolge litten etwa 673 Millionen Menschen oder 8,2 Prozent der Weltbevölkerung an Hunger, verglichen mit 8,5 Prozent im Jahr 2023. Der Rückgang liegt vor allem an einem besseren Zugang zu Lebensmitteln in Südamerika und Indien.

Doch es gibt eine Kehrseite: In Afrika ist der Hunger heute verbreiteter als vor 20 Jahren. Dort wächst die Bevölkerung schneller, als die Produktivität steigt, und Konflikte, extreme Wetterlagen sowie Inflation verschärfen die Lage. Im Jahr 2024 waren 307 Millionen Menschen auf dem Kontinent chronisch unterernährt. Bis 2030 könnten fast 60 Prozent der weltweit Hungernden in Afrika leben, so die Prognose.

Der Bericht beleuchte vor allem chronische, langfristige Probleme und erfasst nicht die vollen Auswirkungen akuter Krisen wie im Gazastreifen, erklärten die Autoren.

Unsere stern+-Empfehlung des Tages: 

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Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Dienstag! Herzlich, Ihr

Rune Weichert

mit Material der Agenturen AFP, DPA und Reuters
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