Im Streit um die geplatzte Wahl zur Bundesverfassungsrichterin Frauke Brosius-Gersdorf hatte sich CDU-Bundestagsabgeordnete Saskia Ludwig besonders deutlich gegen die Kandidatin der SPD positioniert. Sie forderte unter anderem Konsequenzen wegen angeblicher Plagiate in Brosius-Gersdorfs Dissertation. Nun sieht sich Ludwig selbst mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert.

Laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ)„“ hat der Deutsch-Luxemburger Plagiatsexperte Jochen Zenthöfer bei einer Teilprüfung von Ludwigs Doktorarbeit zahlreiche Verstöße gegen die gute wissenschaftliche Praxis festgestellt. Die Dissertation wurde im Dezember 2007 von der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam angenommen und trägt den Titel „Die Aufgabenauslagerung in Landesbetriebe im Bundesland Brandenburg und anderen ausgewählten Bundesländern“.

„In der Arbeit fallen zahlreiche ungekennzeichnete Textübernahmen auf“, sagte Zenthöfer der FAZ. Ludwig habe Gedanken Dritter verwendet, ohne diese korrekt kenntlich zu machen. Zwar werde die Quelle zum Teil an anderer Stelle in Fußnoten genannt, häufig aber nur bezogen auf einzelne Wörter oder Sätze. Es handle sich dabei um sogenannte „Bauernopfer-Zitate“, so Zenthöfer weiter. Sein Zwischenfazit nach Sichtung von rund einem Drittel der 368 Seiten starken Arbeit: 86 nicht gekennzeichnete Übernahmen auf bislang 113 geprüften Seiten.

Brisant ist der Fall auch deshalb, weil Ludwig sich in der öffentlichen Debatte um Brosius-Gersdorf besonders hervorgetan hatte. Auf X schrieb sie: „Solange die Plagiatsvorwürfe gegen die Professorin aus Potsdam nicht restlos ausgeräumt sind, muß (sic!) sie ihr Amt am Lehrstuhl für öffentliches Recht der Uni Potsdam ruhen lassen! Präsident Prof. Günther sollte sofort handeln.“

Zenthöfer, selbst CDU-Mitglied, erklärte gegenüber der „FAZ“, er habe auf eigene Initiative gehandelt. Es gebe kein Mandat oder Auftrag für seine Überprüfung. Unterstützung erhält er vom österreichischen Plagiatsgutachter Stefan Weber. Dieser äußerte auf X, dass er nach einer ersten Analyse zu einem ähnlichen Ergebnis komme wie Zenthöfer. „Sicher ist, dass wieder einmal nicht lege artis zitiert wurde. 2008 hätte die Arbeit bereits durch Plagiatssoftware laufen können“, schrieb Weber. „Schon wieder ein Versagen der Universität Potsdam.“

Die Universität Potsdam bestätigte laut „FAZ“ den Eingang der Verdachtsanzeige. Zenthöfer betonte gegenüber der Zeitung, dass an der Aufarbeitung der Vorwürfe ein öffentliches Interesse bestehe – nicht zuletzt wegen Ludwigs früherer Äußerungen im Zusammenhang mit den Plagiatsvorwürfen gegen Brosius-Gersdorf.

Saskia Ludwig wurde von der „FAZ“ um eine Stellungnahme gebeten. Ludwig veröffentlichte die Anfrage am Donnerstag auf X und fügte hinzu: „Jeder kann sich so sein eigenes Bild machen!“ Dazu verlinkte sie ihre Dissertation.

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