Christiane Hoffmann war stellvertretende Regierungssprecherin unter Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Auf Vorschlag der Grünen stand sie mehr als drei Jahre Journalisten Rede und Antwort. Das war in der Zeit der sogenannten Ampel (SPD, Grüne, FDP) offenbar nicht immer einfach.

Inzwischen blickt Hoffmann entsprechend zwiespältig auf jene Zeit zurück, wie sie der Nachrichtenagentur epd sagte. Sie habe die Hoffnung auf Aufbruch gehabt, auf Transparenz. Stattdessen habe sie viel Zerstrittenheit und zu viel öffentliches Schweigen erlebt. „Einer Regierung anzugehören, die vor Ende der Legislatur auseinanderbricht, ist eine frustrierende Erfahrung“, sagte Hoffmann.

„Je mehr die Regierungsparteien miteinander in Konflikt gerieten, desto weniger konnten wir als Sprecherinnen und Sprecher der gesamten Regierung sagen“, so Hoffmann: „Wenn die erste Reihe der Politik auseinanderläuft, kann man als Sprecherin oder Sprecher keine Wunder bewirken.“ Sie habe sich gewünscht, Partei-Konflikte offensiver angehen zu können. Argumente für oder gegen etwas offen zu diskutieren, wie etwa bei der Schuldenbremse: „Vielleicht hätte man einfach mal beide Positionen in der Bundespressekonferenz darlegen können. Die Debatte über unterschiedliche Positionen gehört zur Demokratie.“

Es blieb nur die „Haltesprache“

Stattdessen habe sie sich anpassen müssen, gesteht Hoffmann: „Wenn es zu einem Thema keine politische Einigkeit gab, blieb uns meist nichts anderes übrig als die sogenannte Haltesprache.“ Man redet zwar, sagt aber nichts, indem man auf laufende Gespräche verweist und die Journalisten um Geduld bittet.

Christiane Hoffmann (58) war selbst 30 Jahre als Journalistin tätig, bevor sie die Seite wechselte, unter anderen für die „FAZ“ und den „Spiegel“. „Ich wusste, was Journalisten interessiert, auf was sie achten. Es gab Momente, da habe ich meine frühere Arbeit vermisst“, bereut habe sie ihren Wechsel jedoch nicht. Vor Pressekonferenzen habe Hoffmann mit dem Bundeskanzler telefonisch die großen Themen abgesteckt. Außerdem erhielt sie vom Bundespresseamt Sprechzettel zur Orientierung. Sie habe sich aber „nicht sklavisch daran gehalten“.

Insgesamt sei die damalige Regierung zu zurückhaltend in der Kommunikation gewesen, findet Hoffmann. „Je offener oder authentischer kommuniziert wird, desto mehr Fehler passieren. Je vorsichtiger, desto weniger Fehler, aber desto mehr wächst eine Frustration in der Öffentlichkeit“, so Hoffmann. „Dieses hermetische Sprechen hat große Nachteile, es ist nicht gut für die Demokratie.“

Gut gelaufen, wenn niemand drüber spricht

Demokratie lebe von Kommunikation. In einigen Ministerien aber sei zu viel Sicherheitsdenken vorherrschend gewesen. „Aus deren Sicht ist eine Pressekonferenz dann gut gelaufen, wenn niemand darüber berichtet. Das ist die völlig falsche Herangehensweise“, sagte Hoffmann. Man vergeude die Möglichkeit, Regierungshandeln zu erklären. Auch müsse die Politik auf allen Social-Media-Kanälen präsent sein: „Es ist schlicht zu gefährlich, diese Räume anderen zu überlassen.“

Deshalb rät Hoffmann der neuen Bundesregierung: „Es ist wichtig, dass alle Ministerien verstehen, dass man Persönlichkeiten braucht, die Lust auf den Job haben. Und man sollte ihnen auch vermitteln, dass die Arbeit etwas Tolles ist und sich nicht anfühlen soll wie eine Abiturprüfung oder ein Vokabeltest.“ Dass die schwarz-rote Koalition in der Außendarstellung ausschließlich auf Männer setzt, enttäuscht Hoffmann: „Ich finde es falsch, dass dort keine Frau mehr sitzt“, das sei ein Rückschritt, sagte die zweifache Mutter.

Hoffmann ist in Hamburg geboren, lebt aber in Berlin. Sie ist mit dem Schweizer Diplomaten Tim Guldimann verheiratet, der von 2010 bis 2015 Botschafter in Deutschland war.

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