Heftige Debatte in Polen wegen Weltkriegsausstellung
Eine Weltkriegsausstellung über zwangsrekrutierte Soldaten aus Danzig in der Nazi-Wehrmacht hat in Polen heftige Reaktionen in der Politik ausgelöst.
Der nationalkonservative Staatspräsident Andrzej Duda nannte die Fotoausstellung mit dem Titel "Unsere Jungs" eine "moralische Provokation". Geschichtliche Tatsachen würden verdreht. Auch Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz von der Mitte-Links-Regierung erklärte, eine solche Darstellung diene der polnischen Erinnerungspolitik nicht.
Das Stadtmuseum und das Weltkriegsmuseum von Danzig (poln.: Gdansk) wollen mit der Fotoausstellung auf ein unbekanntes Kapitel lokaler Geschichte im Zweiten Weltkrieg hinweisen: Nach der völkerrechtswidrigen Annexion von Danzig durch Hitler-Deutschland 1939 wurden aus der Stadt und dem Umland Zehntausende Männer zum Dienst in der Wehrmacht rekrutiert. Die Ausstellung stelle "wichtige Fragen nach dem Erinnern – und dem Vergessen – dieses Phänomens nach 1945", erläutern die Organisatoren.

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Polens Staatspräsident Duda: Soldaten des Dritten Reichs war nicht unsere Jungs
"Soldaten des Dritten Reichs als 'unsere' darzustellen, ist nicht nur eine historische Unwahrheit, sondern eine moralische Provokation", schrieb Präsident Duda im Netzwerk X. "Die Polen als Nation waren Opfer der deutschen Besatzung und des deutschen Terrors, nicht Täter oder Beteiligte." Gerade in Danzig, wo der Zweite Weltkrieg 1939 begonnen habe, dürfe die Verantwortung der Täter nicht verwässert werden.
Das Kulturministerium in Warschau wiederum warf sich für die Ausstellung in die Bresche. Der Vorwurf der Geschichtsverfälschung untergrabe "das Vertrauen in Institutionen, deren grundlegende Aufgabe es ist, die historische Wahrheit zu bewahren", hieß es in einem Kommentar auf X.
Viele der Danziger Polen seien desertiert und hätten sich den polnischen Streitkräften im Westen angeschlossen, sagte der Direktor des Stadtmuseums, Waldemar Ossowski, der Agentur PAP. Im kommunistischen Nachkriegspolen hätten viele Betroffene ihre Vergangenheit in der Wehrmacht verschwiegen.
DPA rw- Polen
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