Erstmals übernimmt eine Frau den Chefposten beim legendären britischen Auslandsgeheimdienst MI6. Für Blaise Metreweli ist es der finale Schritt ihrer Karriere als Agentin.

Es ist ein Novum, das der britische Premierminister Keir Starmer am Sonntag verkündete. Ab Oktober wird in Blaise Metreweli erstmals eine Frau die Leitung des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 übernehmen. Die Ernennung sei historisch, sagte Starmer, und sie erfolge "zu einem Zeitpunkt, an dem die Arbeit unserer Geheimdienste wichtiger denn je ist".

Wohl auch deshalb fiel die Wahl des britischen Regierungschefs auf die 47-Jährige. Metreweli zählt zu den erfahrensten Führungskräften im Geheimdienstapparat des Vereinigten Königreichs. Demnach wurde sie bereits 1999 vom Secret Intelligence Servive (SIS), wie der MI6 auch genannt wird, rekrutiert. Seither hat die Frau mit dem georgisch klingendem Nachnamen kontinuierlich Karriere gemacht – auch wenn davon kaum Details an die Öffentlichkeit gelangten.

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Auch Erfahrungen beim Inlandsgeheimdienst

Laut Angaben der britischen Regierung war Metreweli den Großteil ihrer Agentenzeit in verschiedenen operativen Funktionen in Europa und im Nahen Osten aktiv. Kollegen von ihr bestätigten der "Financial Times" umfangreiche Arbeitserfahrungen im Nahen Osten – auch in Kriegsgebieten. Sie spreche zudem hervorragend Arabisch, heißt es.  

Metreweli selbst, so berichtete die Zeitung in dem anonymisierten Interview, soll neben der Bekämpfung der Verbreitung von Atomwaffen auch die Aufgabe gehabt haben, Beziehungen zu Agenten im Ausland aufzubauen, "die ihr Leben riskierten, um Geheimnisse mit uns teilen zu können".

Zu einem unbekannten Zeitpunkt wechselte Metreweli dann zeitweise zum britischen Inlandsgeheimdienst MI5, wo sie wiederum eine leitende Funktion auf Direktorenebene innehatte, ehe sie zum MI6 zurückkehrte.

Dort übernahm sie in der Folge und bis heute die Leitung der Technologie- und Innovationsabteilung, wo sie als Director General "Q" die Entwicklung und Implementierung von Technologien zum Schutz von Agenten, zur Abwehr von Cyberangriffen sowie Strategien im Kampf gegen digitale Bedrohungen verantwortete.

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Blaise Metreweli wird beim MI6 von "Q" zu "C"

Im vergangenen Jahr erhielt sie für ihre Verdienste um die britische Außenpolitik eine Auszeichnung, nun also folgt im Herbst der nächste Karriereschritt. Dann beerbt die langjährige Agentin Amtsinhaber Richard Moore als MI6-Chef und wird als gewöhnlich nur als "C" bezeichnetes Oberhaupt die operative Verantwortung für den Geheimdienst übernehmen. Als dessen einziges in der Öffentlichkeit namentlich genanntes Mitglied ist Metreweli dem Außenministerium unterstellt.

"Ich bin stolz und geehrt, die Leitung meines Dienstes übernehmen zu dürfen", sagte die 47-Jährige. Sie freue sich, ihre Arbeit "gemeinsam mit den tapferen Offizieren und Agenten des MI6 und unseren vielen internationalen Partnern fortzusetzen". Im Interview mit der "Financial Times" hatte Metreweli bereits 2022 erklärt, dass der Beruf Spionin schon als Kind der einzige gewesen wäre, den sie sich hätte vorstellen können. Der Kindheitstraum ging mehr als nur in Erfüllung: In ein paar Monaten ist sie Großbritanniens Agentin Nummer 1.

Quellen: "Financial Times" (1) und (2) / Pressemitteilung des britischen Premierministers / mit Agenturmaterial von DPA und AFP

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