Verteidigungsminister Pistorius zufolge braucht die Bundeswehr 60.000 Soldaten mehr, um die Nato-Ziele zu erreichen. Lohnt sich eine Karriere in der Truppe finanziell?

Schulbesuche, Werbekampagnen, Veranstaltungen: Die Bundeswehr wirbt offensiv für eine Karriere in der Truppe. Sie muss dringend mehr junge Rekruten gewinnen, denn der Druck aus Brüssel steigt: Bei einem Treffen einigten sich die Nato-Verteidigungsminister kürzlich auf neue Fähigkeitsziele für die Mitgliedsstaaten. Generalsekretär Mark Rutte nannte den Beschluss "historisch", denn es handelt sich um das größte Aufrüstungsprogramm seit Jahrzehnten.

Laut Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) benötigt die Bundeswehr 60.000 Soldatinnen und Soldaten mehr, um die neuen Ziele zu erreichen. Nach Angaben seines Ministeriums vom März dienen derzeit rund 182.000 Männer und Frauen in Uniform.

Doch wie attraktiv ist die Bundeswehr eigentlich als Arbeitgeber?

Das sind die Voraussetzungen für eine Karriere in der Truppe

Die Aufgabenfelder bei der Bundeswehr sind vielfältig: Über 1000 Berufe stehen zur Auswahl – auch für Menschen, die keine Soldaten werden wollen.

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Für einen Dienst an der Waffe gelten folgende Voraussetzungen: Bei einer Laufbahn in der Gruppe der Mannschaften ist ein Schulabschluss zwar erwünscht, aber nicht zwingend notwendig. Hauptschüler können eine Karriere als Unteroffiziere anstreben, mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung steht ihnen sogar eine Feldwebel-Laufbahn offen. Wer bei der Bundeswehr studieren will, muss wie an einer normalen Hochschule die Fachhochschulreife oder das Abitur vorweisen.

Und wie sieht es mit dem Gehalt aus?

So viel verdient ein Soldat bei der Bundeswehr

Genau genommen erhalten die Zeit- und Berufssoldaten nach Angaben der Bundeswehr kein Entgelt, sondern werden auf Grundlage des Bundesbesoldungsgesetzes (BBesG) besoldet. Das Grundgehalt hängt sowohl vom Dienstgrad als auch von der Erfahrungsstufe ab.

Für Soldaten gilt die Besoldungsordnung A und B, wobei die meisten in A fallen. Dabei reicht die Spanne vom Rekruten in Besoldungsgruppe A3 bis zum Oberst oder Kapitän zur See in Besoldungsgruppe A16. Die Gruppe B gilt für Soldaten in besonderen Positionen, etwa Generäle oder Admirale.

In der Besoldungsordnung A gelten verschiedene Erfahrungsstufen (1 bis 8). Alle zwei bis vier Jahre erfolgt in der Regel ein Aufstieg. Bei herausragenden Leistungen können Soldaten das Grundgehalt der nächsthöheren Stufe auch vorzeitig erhalten.

Laufbahn/Berufsgruppe Brutto-Monatsgehalt*
Mannschaften 2700 € – 3500 €
Unteroffiziere (ohne Portepee) 2800 € – 3700 €
Unteroffiziere (mit Portepee/Feldwebel) 3000 € – 4650 €
Offiziere (Leutnant bis Hauptmann) 3450 € – 5300 €
Stabsoffiziere (Major bis Oberst) 5900 € – 9600 €
Generale 11.300 € – 16.200 €

*Gerundetes Bruttogehalt nach Angaben der Bundeswehr. Die Gehaltsspannen entstehen durch unterschiedliche Besoldungsgruppen und Erfahrungsstufen. Eine Übersicht für einzelne Dienstgrade findet sich auf der Bundeswehr-Website.

Der Begriff "Portepee" beschreibt einen höheren Dienstgrad bei Unteroffizieren.

Zuschläge und Prämien

Auf das Grundgehalt gibt es Zuschläge, die das Einkommen vieler Soldaten deutlich erhöhen können. So kann der Familienzuschlag etwa je nach Anzahl der Kinder zwischen knapp 200 und über 400 Euro betragen.

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Zulagen gibt es auch in besonderen Funktionen, wie zum Beispiel Piloten oder Munitionsexperten. Besondere körperliche oder psychische Belastungen, Gefahren oder vorübergehende Beeinträchtigungen entschädigt die Bundeswehr mit Erschwerniszulagen. Dazu zählen auch Schichtarbeit und Dienste in Nächten, an Wochenenden und Feiertagen.

Nimmt ein Soldat an einem Auslandseinsatz teil, steht ihm ein Auslandsverwendungszuschlag zu. Laut Informationen der "Bild"-Zeitung liegt dieser zwischen 48 und 145 Euro pro Tag. Dauerhaft im Ausland stationierte Soldaten können demnach 1000 bis 6000 Euro pro Monat zusätzlich erhalten. Muss die Familie zurückbleiben, gibt es zudem Auslandstrennungsgeld.

Nach Ende ihres Dienstes in der Bundeswehr werden Soldaten auf Zeit in der gesetzlichen Rentenversicherung nachversichert; die Beiträge übernimmt der Bund in voller Höhe auf Basis des Einkommens während der Dienstzeit. Berufssoldaten hingegen erhalten eine Pension nach dem Soldatenversorgungsgesetz (SVG). Diese kann bis zu 71,75 Prozent der ruhegehaltsfähigen Dienstbezüge betragen. Die Höhe der Rente hängt von der individuellen Dienstzeit und dem letzten Gehalt ab.

Abwärtstrend (vorerst) gestoppt

Die Bundeswehr lockt Wehrdienst-Interessenten darüber hinaus mit kostenlosen Bahntickets – wenn sie auf der Reise ihre Uniform tragen. Es gibt aber auch Nachteile. Soldaten verzichten wie Beamte etwa auf das Recht, in Deutschland zu streiken. Und die Verpflichtungsdauer der Uniformträger kann je nach Laufbahn mehrere Jahre oder gar mehr als ein Jahrzehnt betragen.

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Erstmals seit dem Jahr 2016 ist die Truppe derzeit wieder auf Wachstumskurs. Das gab die Bundeswehr Ende April bekannt. Zurückzuführen sei dieser Zuwachs auf mehr Freiwillig Wehrdienst Leistende (FWDL). Die Zahl der Berufssoldaten steigt hingegen nur leicht, und die Zahl der Zeitsoldaten stagniert.

Diskussionen um eine Wiedereinführung der Wehrpflicht werden in der Bundespolitik immer lauter. Verteidigungsminister Pistorius hält aktuell dagegen und setzt (noch) auf Freiwilligkeit. Seine Begründung: Eine Wehrpflicht nütze "jetzt gar nichts, weil wir die Kapazitäten weder in den Kasernen noch in der Ausbildung haben. Deswegen müssen diese Kapazitäten aufwachsen." Es liegt also noch eine Menge Arbeit vor ihm und der Regierung, um die Nato-Ziele zu erreichen.

Quellen:Bundeswehr (1), Bundeswehr (2), Bundeswehr (3), Bundeswehr (4), Bundesministerium des Innern und für Heimat, "Bild", Nachrichtenagentur AFP

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