Was ist die US-Nationalgarde? Und was ist ihre Aufgabe?
Optimal ausgerüstet, gut ausgebildet und hunderttausende Einheiten stark: Der Nationalgarde der USA eilt ihr Ruf voraus. 2000 Mitglieder von ihnen schickt US-Präsident Donald Trump nun nach Los Angeles, um gegen die Unruhen nach Abschiebe-Razzien vorzugehen. Aber was genau ist die Truppe? Und wie unterscheidet sie sich zur Armee der Vereinigten Staaten? Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Was ist die Nationalgarde der USA?
Die US-Nationalgarde (engl.: United States National Guard) ist eine Miliz der föderalen Teilstaaten und des Bundesdistrikts Washington D.C.
Ihre Organisation ist im Vergleich zu den Streitkräften der USA komplizierter. Sie existiert auf dem Papier parallel zur U.S. Army, ist zwar eng mit ihr verwoben, gehört ihr offiziell aber nicht an. Dies hat historische Gründe.
Seit der Entstehung der USA versteht sich der Staat als durch und durch föderal. Dies galt insbesondere in den Anfangszeiten der jungen Nation auch für die militärische Schlagkraft. Jeder Bundesstaat stellte damals seine eigene Miliz auf, etwa um eingenommene Gebiete gegen amerikanische Ureinwohner zu verteidigen. Eine zentrale, nationale Armee lehnten die Gründerväter und ihre Nachfahren lange ab. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts bestanden die Streitkräfte der Staaten aus Milizpflichtigen. Sie wurden für größere Feldzüge durch Freiwillige unterstützt, die für die jeweiligen Gefechte angeworben wurden.

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Mit dem "Militia Act" von 1903 wurden die einzelnen Milizen als Nationalgarde vereinheitlicht, um etwa Ausbildung und Ausrüstung zu vereinheitlichen. Zudem wurden der Bundesregierung der USA Vollmachten eingeräumt, wonach die einzelnen Milizen im Kriegsfall oder bei nationalen Notlagen dem US-Präsidenten unterstellt werden können. Im Gegenzug finanzierte das Kriegsministerium Teile der Ausrüstung der bundesstaatlichen Milizen.
Wie unterscheiden sich die Nationalgarde und die U.S. Army?
Die militärische Truppe, aus der letztlich die U.S. Army hervorging, wurde während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges aufgestellt. Sie war im Vergleich zu den bundesstaatlichen Milizen relativ klein. Lange lehnte der Kongress eine zentrale, große Armee ab. Dies änderte sich mit dem Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg. Dennoch waren etwa 40 Prozent der Soldaten, die in Frankreich kämpften, Nationalgardisten.
Parallel zur Nationalgarde wurde die U.S. Army sukzessive weiter aufgebaut. Auch heute existieren die beiden Armee-Strukturen nebeneinander, die Nationalgarde ist mittlerweile aber eng mit der U.S. Army verzahnt. So absolvieren Rekruten der Army und der Nationalgarde gemeinsam ihre Ausbildung. Mitglieder der Nationalgarde sind zudem als Reservisten in die Army eingebunden.
Die großen Unterschiede zwischen Nationalgarde und U.S. Army sind ihre Einsatzgebiete und ihre Befehlsstruktur. Die Nationalgarde ist als Reservetruppe der Streitkräfte organisiert. Zwar kann sie in Gefechtsfällen föderalisiert und damit in den Kriegsdienst gezogen werden, ihre derzeitige Hauptaufgabe besteht allerdings in der meist nicht-militärischen Unterstützung der Army.

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Was ist die Aufgabe der Nationalgarde? Und wer befehligt sie?
Die Nationalgarde kann in Katastrophenfällen oder bei Unruhen, die die nationale Sicherheit gefährden, eingesetzt werden. All dies gilt für die U.S. Army nicht. Sie ist eine rein bundesmilitärische Armee. Einsätze im Inland sind der U.S. Army nicht erlaubt.
Die Nationalgarde untersteht in erster Linie den jeweiligen Bundesstaaten und ihren Gouverneuren. Allerdings ist die Befehlsgewalt im National Guard Bureau, einer semi-unabhängigen Organisationseinheit des Verteidigungsministeriums, zentralisiert.
In Notsituationen wird die Befehlsgewalt der Nationalgarde dem Oberbefehlshaber der Streitkräfte unterstellt – also dem Präsidenten. Bedeutet also: Sowohl der Gouverneur als auch der Präsident kann die Nationalgarde entsenden. Normalerweise geschieht dies in enger Absprache und auf ausdrücklichen Willen des Gouverneurs des jeweiligen Bundesstaats.
Im aktuellen Fall in Los Angeles überging Präsident Donald Trump den kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom und entsandte die Nationalgarde auf eigene Faust – obwohl Newson protestierte. Weil die Nationalgarde als Reserveeinheit der Streitkräfte organisiert ist, hat der Präsident bei der Entsendung das letzte Wort.
Ein solcher Konflikt zwischen Gouverneur und Präsident ist allerdings sehr ungewöhnlich. In der Geschichte kam es erst einmal zu der Entsendung der Nationalgarde gegen den Willen des Gouverneurs: Nach den sogenannten Rassenunruhen 1965 hatte Präsident Lyndon B. Johnson Truppen eingesetzt, um Bürgerrechtsdemonstranten in Alabama zu schützen. Der damalige Gouverneur George Wallace – Befürworter der Rassentrennung – lehnte ein Schutz der Demonstrationen ab.
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Wann wurde die Nationalgarde eingesetzt?
Die Entsendung der Nationalgarde des jeweiligen Staates ist nicht ungewöhnlich. Im Vergleich zu Deutschland könnte man sagen, sie bekleidet eine Rolle zwischen Technischem Hilfswerk und Bundeswehr. Insbesondere bei Naturkatastrophen wird sie regelmäßig eingesetzt. Etwa bei dem verheerenden Hurricane Katrina in New Orleans 2005 oder bei den Waldbränden in Kalifornien Anfang 2025.
Zu bewaffneten Einsätzen zählten die "Operation Jump Start", bei der die Nationalgarde von Mai 2006 bis Juli 2008 an der amerikanisch-mexikanischen Grenze eingesetzt wurde, um die Grenzbeamten zu unterstützen. Ebenso wurden die Truppen 2020 zur Niederschlagung von teilweise gewaltsamen Protesten in Anschluss an den Tod von George Floyd in Washington eingesetzt. Damals wie heute Präsident und Oberbefehlshaber: Donald Trump.
Wie groß ist die Nationalgarde?
Je nach Bundesstaat variiert die Anzahl der Nationalgardisten zwischen etwa 2500 (Delaware) und 22.000 (Texas). Die Gesamtanzahl der Einheiten lag 2023 bei etwa 430.000. Zum Vergleich: Die U.S. Army unterhielt 2022 1,39 Millionen aktive Soldaten und 860.000 Reservisten.
Quellen: US-Verteidigungsministerium, Neue Zürcher Zeitung, Merkur.de,
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