"Operation Spinnennetz" – das ist über den Drohnenangriff bekannt
Mit ihrem großangelegten Drohnenangriff auf russische Militärflugplätze ist der Ukraine der bislang wohl größte geheimdienstliche Coup seit Kriegsbeginn gelungen. Mehrere Langstreckenbomber sollen bei der Attacke vom Sonntag zerstört worden sein – einige davon waren auf Rollfeldern abgestellt, die mehr als 4300 Kilometer von der Front entfernt liegen.
Am Montagmorgen veröffentlichte der für den "Operation Spinnennetz" getauften Überraschungsangriff verantwortliche Geheimdienst SBU Details zu der Aktion auf Telegram. Manche Angaben sind inzwischen – zumindest teilweise – bestätigt, andere lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Ein Überblick.
Welche Militärflughäfen wurden angegriffen und warum?
Sowohl die Ukraine als auch Russland sprechen von vier attackierten Flugplätzen. Demnach traf es die Militärbasen von Djagilewo, Olenia, Iwanovo Severny sowie den Luftwaffenstützpunkt Belaya in der sibirischen Region Irkutsk. Ein geplanter Angriff auf eine Airbase in Ukrainka schlug demnach fehl.
Auf den genannten Flugplätzen sind unter anderem strategische Bomber stationiert, mit denen Russland die Ukraine regelmäßig mit Marschflugkörpern angreift.
Was wurde bei den Drohnenangriffen zerstört oder beschädigt?
Laut SBU wurden insgesamt 41 Flugzeuge – darunter die Typen A-50, Tu-95, Tu-22 M3 und Tu-160 – von Drohnen getroffen. Der Geheimdienst beziffert den so angerichteten Schaden auf mehr als sieben Milliarden Dollar; Russland habe 34 Prozent seiner strategischen Bomberflotte verloren, heißt es. Überprüfbar sind die Angaben nicht.
Im Netz kursierende Satellitenaufnahmen von Montag zeigen indes, dass Russland allein auf dem Flugplatz Belaya vermutlich mindestens zehn Bomber verloren hat.
Verifizierte Videos sprechen dafür, dass auch auf dem Flugplatz Olenia mehrere Maschinen durch Drohnen zerstört oder mindestens stark beschädigt wurden. Satellitenaufnahmen wie von Belaya gab es zunächst nicht.

Andriy Kovalenko, Leiter des ukrainischen Zentrums für die Bekämpfung von Desinformation, schrieb auf Telegram von mindestens 13 zerstörten Flugzeugen, viele weitere seien beschädigt worden.
Offiziell bestätigte Russland lediglich, dass auf den Flugplätzen in Belaya und Olenia "mehrere Flugzeuge" durch FPV-Drohnen in Brand geraten seien. Alle anderen Angriffe habe man abwehren können, heißt es. Konkrete Angaben zum Ausmaß der Beschädigungen machte das russische Verteidigungsministerium nicht.
Das russische Militärblogger-Kollektiv Rybar sprach hingegen ebenfalls von mehreren Tu-95-Maschinen, die zerstört worden seien und verwies als Beleg dafür auf kursierende Videos. "Dies ist, ohne Untertreibung, ein sehr schwerwiegender Schaden", heißt es auf Telegram.

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Wie wurde die Aktion durchgeführt?
Bereits am Sonntagabend berichteten Medien unter Berufung auf SBU-Kreise davon, dass die mit Sprengstoff beladenen Drohnen in Dächern von Holzhäuschen versteckt gewesen seien, die dann mit Lastwagen in die Nähe der Luftwaffenstützpunkte transportiert wurden. Schließlich habe man die Dachplatten ferngesteuert geöffnet, sodass die Drohnen herausfliegen und angreifen konnten. Diese Angabe bestätigte der SBU am Montag auch offiziell. Auch Rybar sowie weitere pro-russische Militärblogger gehen vom geschilderten Vorgehen aus. Im Netz kursieren mindestens zwei Videos, die von einem Lkw aus aufsteigende Drohnen zeigen sollen.
Laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj kamen insgesamt "117 Drohnen und eine entsprechende Anzahl von Drohnenpiloten zum Einsatz".
SBU-Chef Wassyl Maljuk zufolge fand der Drohnenangriff gleichzeitig in drei Zeitzonen statt und sei aus logistischer Sicht "äußerst komplex" gewesen. Die russische Seite äußerte sich nicht über zeitliche Abläufe der Angriffe.

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Was ist über die Planung von "Operation Spinnennetz" bekannt?
Präsident Selenskyj schrieb am Sonntagabend auf X, dass zwischen Planungsbeginn und Durchführung der Aktion rund anderthalb Jahre vergangen seien. Der SBU bestätigte diese Angabe in seinem Statement vom Montag. Die Vernichtung der feindlichen Bomber sei von Selenskyj befehligt worden, heißt es darin weiter. Demnach soll der Präsident den Ablauf der "Sonderoperation" persönlich überwacht haben.
Laut SBU-Angaben wurden zunächst FPV-Drohnen nach Russland geschmuggelt, wo sie anschließend in Dächern von Holzhütten versteckt wurden. Selenskyj schrieb am Sonntag auf X dazu: "Das Interessanteste daran – und das kann nun öffentlich erklärt werden – ist, dass sich das "Büro" unserer Operation auf russischem Gebiet direkt neben dem FSB-Hauptquartier in einer ihrer Regionen befand."
Im Netz veröffentlichte Aufnahme sollen zeigen, wo die Drohnen gelagert und später verbaut wurden, ehe sie mit den Lastwagen zu ihren Einsatzorten gebracht wurden. Die Lagerhalle konnte von russischer Seite in Tscheljabinsk lokalisiert werden.
Noch am Sonntag fand dort eine Durchsuchung statt, wie unter anderem das russische Exilmedium "Meduza" berichtet. Dort sollen Spuren des Sprengstoffes Hexogen gefunden worden sein, heißt es.
Laut SBU sollen alle an der Sonderoperation beteiligten Mitarbeiter schon seit langer Zeit wieder in der Ukraine sein.
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