Die zweite Runde direkter Friedensgespräche zwischen Russland und der Ukraine ist am Montag nach gut einer Stunde beendet worden. Das teilten russische Staatsmedien und der ukrainische Präsident Wolodmyr Selenskyj mit.

Selenskyj sagte während eines Besuchs in der litauischen Hauptstadt Vilnius, eine neue Freilassung von Kriegsgefangenen werde vorbereitet. Entsprechende Unterlagen seien „über einen Vermittler der türkischen Seite“ an Russland übergeben worden. Die Ukraine bereite zudem ihrerseits die Befreiung weiterer Kriegsgefangener vor. Präsidentschaftsberater Andrij Jermak erklärte zudem, Kiew habe Moskau eine Liste mit den Namen von mehreren hundert Kindern übermittelt, die Russland entführt habe oder in russisch besetzten Gebieten in der Ukraine festhalte.

Die Delegationen trafen sich am Nachmittag in Istanbul, wo die Konsultationen vom türkischen Außenminister Hakan Fidan geleitet wurden. Ziel der Gespräche sei es, die Bedingungen für eine Waffenruhe zu erörtern. „Die Augen der ganzen Welt sind auf die Kontakte und Diskussionen gerichtet, die Sie hier führen werden“, sagte der Minister vor den Gesprächen an die Delegationen gewandt.

Die ukrainische Delegation wurde von Verteidigungsminister Rustem Umjerow geleitet, während Wladimir Medinski, ein Berater des russischen Präsidenten Wladimir Putin, das Kreml-Team anführte. Die Mitglieder der Delegationen, denen jeweils mehr als zwölf Personen angehörten, saßen sich an einem U-förmigen Tisch gegenüber, zwischen ihnen türkische Vertreter. Viele der ukrainischen Teilnehmer trugen militärische Kleidung.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj unterstrich vor Gesprächsbeginn die Verhandlungsbereitschaft seines Landes. „Wir sind bereit, die nötigen Schritte für den Frieden zu unternehmen“, erklärte Selenskyj am Montag während eines Besuchs in Litauen. Als „Ausgangspunkt“ für eine Einigung nannte Selenskyj eine Waffenruhe sowie „humanitäre Maßnahmen“, die Befreiung von Kriegsgefangenen und die Rückkehr der von Russland entführten, ukrainischen Kinder.

Für den Fall, dass die Gespräche in der türkischen Metropole „nichts“ brächten, forderte Selenskyj weitere Sanktionen gegen Russland.

Ukraine: „Zu großen Schritten bereit“

Aus ukrainischen Verhandlungskreisen verlautete am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur AFP ebenfalls, die ukrainische Seite sei zu „großen Schritten“ bereit und sei mit einer „klaren Agenda“ nach Istanbul gekommen. Sollte Russland „bereit zu Fortschritten seien“, könnte es bereits im Verlauf des Tages „gute und bedeutende Nachrichten“ geben. Hierfür müsse Russland aber „Flexibilität“ an den Tag legen und nicht lediglich auf den eigenen Forderungen beharren und „dieselben früheren Ultimaten wiederholen“.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow und US-Amtskollege Marco Rubio hatten am Sonntag miteinander telefoniert. Dabei sei es um die Aussichten für die angesetzten Gespräche gegangen, teilt die russische Seite mit. Das US-Außenministerium erklärte, das Gespräch sei auf Wunsch Russlands erfolgt.

Delegationen Russlands und der Ukraine hatten am 16. Mai zum ersten Mal seit mehr als drei Jahren direkte Gespräche geführt. Bei dem Treffen in Istanbul hatte es jedoch keine Fortschritte in Richtung einer Waffenruhe gegeben. Beide Seiten einigten sich lediglich auf einen Gefangenenaustausch.

Trotz der Friedensgespräche setzen sich die Kampfhandlungen am Wochenende fort. Am Sonntag hatte die Ukraine in einem spektakulären Angriff fünf russische Militärflugplätze mit strategischen Kampfbombern attackiert, die teilweise Tausende Kilometer von der Grenze entfernt lagen. Bei dem Manöver nutzte der ukrainische Geheimdienst eigenen Angaben nach kleine Drohnen, die in Lkw nahe an die Flugplätze herangefahren wurden.

Russland hatte auf die Zerstörung der Kampfbomber mit neuen schweren Drohnen- und Raketenangriffen in der Nacht auf die benachbarte Ukraine reagiert.

In der Region Charkiw im Nordosten der Ukraine wurden nach Behördenangaben sechs Zivilisten verletzt. Unter den Betroffenen seien auch zwei Kinder, teilte Militärgouverneur Oleh Synjehubow mit. In der zentralukrainischen Region Dnipropetrowsk waren einmal mehr die Städte Nikopol und Marhanez am Fluss Dnipro gegenüber dem Kernkraftwerk Saporischschja Ziel russischer Angriffe.

„Drei Menschen im Alter von 68, 51 und 72 Jahren wurden verletzt“, teilte Militärgouverneur Serhij Lyssak mit. Auch die Ukraine beschoss Russland mit Drohnen. Das russische Militär nahm für sich den Abschuss von 162 Drohnen in Anspruch.

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