Statistisch mehr Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte im Osten
- 2024 gab es 39 Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte oder ihre Bewohner in Mitteldeutschland.
- Häufig handelt es sich laut Sächsischen Flüchtlingsrat um Sachbeschädigungen, es gab auch einen versuchten Mord.
- Bezogen auf die Einwohnerzahlen der Bundesländer gibt es in Ostdeutschland mehr Fälle als im Westen.
Zuhause bei einer Roma-Familie in Leipzig. In der Plattenbauwohnung leben Onkel, Oma, ein Ehepaar und drei Kinder. Vor Jahren flüchteten sie aus Serbien. Man sei zufrieden auf engem Raum, so der Onkel. An die Erstaufnahmeeinrichtung, in der sie zuerst untergebracht waren, habe er dagegen keine guten Erinnerungen. Dort seien sie von Passanten beschimpft worden. Einmal, so erzählt der Vater weiter, habe eine Gruppe junger Menschen vor dem Eingang gestanden und laut herumgebrüllt. Auch Drohungen hätten sie gerufen, zum Beispiel: "Noch ein Tag, und ich nehme deine Kinder und dann: Problem."
Juristisch betrachtet ist das eine Drohung. Die Kriminalämter in Deutschland führen eine Statistik darüber, wie oft Straftaten gegen Asylunterkünfte oder gegen Bewohner in Unterkünften verübt werden.
39 Angriffe in Mitteldeutschland
MDR AKTUELL hat die Landeskriminalämter (LKA) um Zahlen gebeten. Das Ergebnis: 2024 wurden in Mitteldeutschland 39 Angriffe verübt. Nicht erfasst werden in der Statistik übrigens Angriffe außerhalb von Unterkünften, also wenn etwa ein Asylbewerber auf dem Heimweg verprügelt wird. Die mit Abstand meisten Angriffe auf Flüchtlingsheime und deren Bewohner verübten demnach rechte Täter.
Häufig handelt es sich um Sachbeschädigungen, so Dave Schmidtke vom Sächsischen Flüchtlingsrat: "Bis dahin, dass im letzten Jahr in Zwickau in einer Unterkunft Scheiben eingeworfen wurden mit einem Pflasterstein. Das heißt, die haben hier von der verbalen Beleidigung bis hin zu akuter Gefährdung von Menschenleben alles auf der Palette. Bis hin zum versuchten Mord, wenn wir an einen geplanten Anschlag eines 21-Jährigen aus Meißen denken, der in Senftenberg einen Sprengstoffanschlag begehen wollte."
Mehr Fälle im Osten als im Westen
Die Zahlen der LKA sind ein Indiz dafür, dass der Fremdenhass im Osten größer ist als im Westen. Denn bundesweit liegt die Zahl der Angriffe auf Asylunterkünfte pro einer Million Einwohner bei drei Taten. Zum Vergleich: In Brandenburg liegt diese Zahl bei 8,2 Straftaten, in Thüringen bei 6,6, in Sachsen bei 4,2 und in Sachsen-Anhalt bei 3,8.
Gerade im Osten, so Schmidtke, seien die Übergriffe Teil eines insgesamt noch größeren Problems. Schmidtke fordert, eine gesamtheitliche Debatte zu führen: "Wir denken an die CSDs in Bautzen. Wir denken an Leute im Wahlkampf, die sich ohne Sicherheitsanweisungen der Polizei gar nicht mehr raus trauen. Wir müssen das diskutieren, dass nicht nur Geflüchtete, sondern alle Menschen, die sich gegen Rechtsextreme aussprechen, aktuell Gefahr laufen, von Rechtsextremen attackiert zu werden."
Die wenigsten Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte in Deutschland gab es 2024 übrigens dort, wo die meisten Ausländer leben – in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.
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