Früh oder spät essen? Wie der Zeitpunkt den Fettstoffwechsel beeinflusst
Wer im Intervall fastet, verringert sein Risiko, an Adipositas oder Diabetes zu erkranken. Darüber sind sich Ernährungsmediziner weltweit einig. Das Essen wird beim Intervallfasten auf einen bestimmten Zeitraum am Tag beschränkt, der nach den gängigen Methoden acht bis zehn Stunden lang sein sollte. Bislang war jedoch unklar, ob und welchen Einfluss der Zeitpunkt der Mahlzeiten auf den Stoffwechsel hat.
Forscher haben nun herausgefunden: Wann wir essen, hat tatsächlich einen messbaren Einfluss auf den Fettstoffwechsel. Eine neue Studie des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) und des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) zeigt, dass ein früheres Essenszeitfenster im Tagesverlauf die Verarbeitung von Fetten im Körper deutlich verändert – selbst bei gleicher Kalorienzufuhr und Nährstoffzusammensetzung.
Das Forschungsteam um Prof. Olga Ramich untersuchte in der randomisierten Studie 31 Frauen mit Übergewicht oder Adipositas, die zwei Wochen lang einem Essensfenster von 8 bis 16 Uhr und anschließend zwei Wochen einem Fenster von 13 bis 21 Uhr folgten; jeweils mit identischer Kalorien- und Nährstoffzufuhr. Vor und nach jeder Phase wurde den Teilnehmerinnen Blut abgenommen und nach den Interventionen jeweils zusätzlich eine Probe aus dem Unterhautfettgewebe am Bauch entnommen.
Anschließend analysierten die Forscher unter anderem über 300 Lipide und lipidähnliche Moleküle im Blutplasma sowie Genaktivitäten im Körperfett – und entdeckten dabei deutliche Unterschiede. „Wir sehen, dass der Zeitpunkt der Mahlzeiten einen Einfluss auf die Regulation des Fettstoffwechsels hat“, erklärte Ernährungsmedizinerin Ramich. „Frühes Essen – also im Einklang mit den internen zirkadianen Rhythmen – führt zu messbaren Veränderungen im Lipid-Profil und der Enzymaktivität, während spätes Essen diesen Effekt nicht zeigt.“
Fettgewebe reagiert auf Essenszeiten
Mit moderner Lipidomik – einer umfassenden Untersuchung aller Lipide und deren Stoffwechselprodukte – stellten die Forscher fest, dass nur frühes Essen zu signifikanten Veränderungen führte. Die Konzentration von 103 Lipid-Arten nahm ab, darunter Ceramide und Phosphatidylcholine, die als Risikofaktoren für Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen gelten. Auch die Aktivität bestimmter Enzyme des Fettstoffwechsels veränderte sich beim frühen Essen deutlich.
Zudem untersuchte das Team die Genaktivität im Fettgewebe. Dabei fanden sich Unterschiede im Glycerophospholipid-Stoffwechselweg, der an der Bildung von Zellmembran und der Entzündungsregulation beteiligt ist. „Unsere Analysen zeigen, dass das Fettgewebe auf frühes und spätes Essen unterschiedlich reagiert“, so Ramich. „So konnten wir einen spezifischen Signalweg identifizieren, dessen Beteiligung an den Essenszeit-Effekten bisher unbekannt war.“
Auch wenn klassische Blutparameter wie Cholesterin oder Triglyzeride unverändert blieben, verdeutlichen die molekularen Daten laut Ramich das Potenzial neuer Analysemethoden: „Sie deuten darauf hin, dass die Synchronisierung der Ernährung mit der inneren Uhr eine wirksame Strategie sein könnte, um den Fettstoffwechsel zu optimieren und Stoffwechselerkrankungen vorzubeugen.“
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