In der Lebensmitte sind die Menschen am einsamsten
Einsamkeit hat nicht zwingend etwas mit hohem Alters zu tun. Das zeigt eine Studie des Deutschen Zentrums für Altersfragen. Befragungen von Menschen in der zweiten Lebenshälfte haben demnach ergeben, dass sich jene ab 76 durchschnittlich weniger einsam fühlen als Menschen zwischen 43 und 55. „Dieser Befund widerspricht der weit verbreiteten Annahme, dass Einsamkeit im höheren Alter zunimmt“, heißt es in der Untersuchung.
Eine mögliche Erklärung lautet: Ältere Menschen könnten zufriedener mit einem kleineren, aber beständigen sozialen Umfeld sein, während Jüngere möglicherweise noch eine größere Anzahl an Kontakten benötigten, um sich sozial eingebunden zu fühlen. Möglicherweise befänden sich in der höchsten Altersgruppe auch weniger einsame Menschen, weil Personen, die nicht einsam seien, eine höhere Lebenserwartung hätten.
Das Bundesfamilienministerium wies in einer Mitteilung auf die Studie hin. Familienministerin Karin Prien (CDU) sagte: „Einsamkeit betrifft längst nicht nur ältere Menschen – auch in der Lebensmitte ist sie weit verbreitet, oft unsichtbar und unterschätzt.“ Gerade in dieser Lebensphase sei das Gefühl für einige besonders ausgeprägt. Zwischen beruflichem Druck und familiären Verpflichtungen fehle vielen das Erleben von echter Verbundenheit.
Die Verteilung von Einsamkeit sei komplex und folge nicht simplen demografischen Merkmalen. „Ein eindeutigerer Risikofaktor“ sei ein niedriger sozioökonomischer Status. „Je geringer das Einkommen, desto höher ist das Einsamkeitsrisiko.“
Zudem fühlten sich Erwerbstätige im Durchschnitt weniger einsam als Nicht-Erwerbstätige. Der Studie zufolge fühlt sich etwa jede elfte befragte Person ab 43 Jahren „sehr einsam“. Insgesamt wiesen Menschen in der zweiten Lebenshälfte im Durchschnitt ein eher moderates Einsamkeitsniveau auf.
Für die Untersuchung wurden Daten aus den Jahren 2017 und 2023 des Deutschen Alterssurveys (DEAS) ausgewertet. Dabei handelt sich den Angaben zufolge um eine repräsentative, regelmäßig stattfindende Befragung von Menschen in der zweiten Lebenshälfte. Der DEAS sei die zentrale Studie zu Alter und Altern in Deutschland. Gemessen wurde die gefühlte Einsamkeit „in der zweiten Lebenshälfte“ auf einer Skala von eins (nicht einsam) bis vier (sehr einsam).
Bei den Altersgruppen zwischen 43 und 55 sowie zwischen 56 und 65 Jahren liegt der Mittelwert bei 1,84. Bei den 66- bis 75-Jährigen betrug er nur noch 1,81 und bei Menschen über 76 Jahren noch 1,77. Damit ist die wahrgenommene Einsamkeit statistisch gesehen im Durchschnitt bei älteren Menschen schwächer ausgeprägt als bei jüngeren. Die Ergebnisse der Studie zeigen zudem, dass sich Männer etwas häufiger einsam fühlen als Frauen. Der Mittelwert lag bei Männern bei 1,85 und bei Frauen bei 1,79.
Die alte Bundesregierung hatte bereits im Dezember 2023 eine ressortübergreifende Strategie gegen Einsamkeit mit 111 Maßnahmen beschlossen. Diese soll auf einen systematischen Umgang mit Einsamkeit in Deutschland abzielen. Die neue Regierung will nun mit einer „Allianz gegen Einsamkeit“ der wachsenden Vereinsamung entgegenwirken. An dieser Allianz sollten sich Bund, Länder, Kommunen, Verbände, Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Gesundheit beteiligen, um Einsamkeit in der Gesellschaft vorzubeugen. Im Mai veranstaltete das Familienministerium dazu die inzwischen dritte Woche gegen Einsamkeit.
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