Watzke droht ein Machtkampf beim BVB
Der Vorgang ist für Borussia Dortmund bemerkenswert – und er kam ans Tageslicht, weil ein internes Schreiben an die Öffentlichkeit gelangt ist. Daraus geht hervor, dass Hans-Joachim Watzke, sollte er sich tatsächlich bei der Mitgliederversammlung des BVB im November für die Präsidentschaft bewerben, einen Gegenkandidaten haben wird – und zwar einen, der zumindest nicht völlig chancenlos ins Rennen gehen dürfte: den bisherigen Amtsinhaber Reinhold Lunow.
„Ich kandidiere erneut als Präsident von Borussia Dortmund“, teilte Lunow in dem Schreiben mit, aus dem mit den „Ruhr-Nachrichten“, „Sportschau.de“ und „NTV“ gleich drei Medien zitierten. Zudem soll Lunow bereits am Montagabend die Gremien des Klubs über seine Absicht, informiert haben, erneut anzutreten.
Damit könnte es sein, dass es zu einer Kampfkandidatur kommen wird. Denn Watzke, der seit zwanzig Jahren Vorsitzender der Geschäftsführung ist und seinen Rückzug aus dieser Postion für das Jahresende angekündigt hatte, ließ es immer offen, ob er für die Zeit danach dieses Amt anstrebe.
„Wenn mein Verein mich will, stehe ich immer zur Verfügung“
Der einflussreiche Funktionär hatte erst vor einem Monat anlässlich eines Besuchs im ZDF-„Sportstudio“ auf die Frage, ob er kandidieren wolle, geantwortet: „Das weiß ich nicht. Wir haben einen Präsidenten. Ich weiß zwar, dass es bei vielen Leuten ein Thema ist, aber ich habe mir keine Sekunde Gedanken darüber gemacht.“ Auf konkrete Nachfrage erklärte er dann aber: „Wenn mein Verein mich will, stehe ich immer zur Verfügung.“
Das wollen offenbar zumindest nicht mehr alle beim BVB, der in den vergangenen Jahren meist einen sehr geschlossenen Eindruck nach außen gemacht hatte. Kritik an Watzke, der den Klub den 2000er-Jahren saniert hatte und den BVB zu einem Dauergast in der Champions League gemacht hatte, hatte es meist nur hinter vorgehaltener Hand gegeben. Es war ihm sogar gestattet worden, seine eigene Nachfolge in der Geschäftsführung quasi selbst zu regeln. Deshalb war auch davon ausgegangen worden, dass Lunow seinen Platz geräuschlos räumen würde, sollte Watzke tatsächlich kandieren wollen. Dem scheint jedoch nicht so zu sein.
Dr. Lunow, der im Vergleich zu Watzke in der bundesweiten Öffentlichkeit eher wenig Erwähnung findet, war erst 2022 als Nachfolger von Reinhard Rauball gewählt worden. Der Mediziner hatte sein Amt lange ruhig ausgeübt – bis es auf der vergangenen Mitgliedersammlung zu hitzigen Debatten über das umstrittene Rheinmetall-Sponsoring gekommen war. Watzke hatte den Werbedeal mit dem Rüstungskonzern verteidigt – Lunow dagegen machte keinen Hehl daraus, dass er dieses Engagement kritisch sieht. Dies brachte dem 71-Jährigen Anerkennung bei vielen Mitgliedern ein.
Lunow soll den Gremien auch bereits sein Team für die kommende Legislatur vorgestellt haben. Dazu zählt auch Jakob Scholz, der im Vorstand der Fan- und Förderabteilung des BVB ist, und in der organisierten Fanszene gut vernetzt ist. Gerade hier wird die Entwicklung kritisch gesehen, obwohl sich die Mannschaft am Ende der vergangenen Saison noch für die Champions League qualifiziert hatte. So schrieb kürzlich das „Fanbündnis Südtribüne“, ein Zusammenschluss, zu dem auch die Ultra-Bewegung „the Unity“ zählt, dass es „trotzdem keinen Grund zum Feiern“ gebe.
Kritisiert werden „Machtspielchen hinter den Kulissen“, „Indiskretionen gegenüber der Presse“, „die unwürdige Entlassung von Trainer Sahin“ und die „wiederholt peinlichen Einlassungen des ,externen Beraters‘ Matthias Sammer im TV“. Das Bündnis forderte: „Die handelnden Personen müssen sich im Sommer dringend die Frage stellen, wofür Borussia Dortmund stehen soll: auf dem Platz und darüber hinaus.“
Watzke hat noch die Uefa als Rückzugsort
Lunow wirbt für ein „starkes neues Miteinander“, wie es in seinem Schreiben heißt: „Aufbruch und Kontinuität, wirtschaftliche Stabilität und gesellschaftliche Verantwortung gehören zusammen.“ Der BVB dürfe „niemals seine Identität und seine Werte verlieren. Gerade in einer Welt des Wandels müssen wir uns vergegenwärtigen, was uns ausmacht.“ Ein klarer Hinweis auf das Rheinmetall-Engagement, das so kontrovers diskutiert wird.
Sollte Lunow tatsächlich bei seiner Absicht bleiben, erneut zu kandidieren, könnte es auch sein, dass Watzke verzichtet. Auf die Frage, ob er sich auch einer Kandidatur gegen den Amtsinhaber stellen würde, hatte er im „Sportstudio“ gesagt: „Das denke ich nicht. Es wird keine Abstimmung geben.“
Watzke ist zudem Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Fußball Liga (DFL) und dadurch automatisch auch Vizepräsident des Deutschen Fußballbundes (DFB). Außerdem ist er Vertreter des DFB im Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (Uefa). Diese Aufgaben sind zwar grundsätzlich daran geknüpft, dass er eine Position in einem Verein ausübt. Doch da die DFL bereits im September ihre Generalversammlung und der DFB im November seinen Bundestag abhalten wird, könnte Watzke diese Funktionen behalten, selbst wenn er nach seinem Ausscheiden aus der BVB-Geschäftsführung nicht BVB-Präsident werden sollte.
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