Die Wahl zur Präsidentin des Tischtennis-Weltverbandes wird für Amtsinhaberin Petra Sörling zur Zitterpartie - im doppelten Sinne. Die Abstimmung gerät denkbar knapp, danach kommt es zum Eklat.

Petra Sörling bleibt Präsidentin des deutschen Tischtennis-Weltverbandes (ITTF) - unter Vorbehalt. Die Schwedin gewinnt die Wahl gegen den katarischen Herausforderer Khalil Al-Mohannadi denkbar knapp mit 104:102. Nach der Verkündung des Ergebnis kommt es bei der Generalversammlung des Verbandes in Doha zu einem Eklat - und wüsten Drohungen der katarischen Delegation. Medienberichten zufolge wollen die im Weltsport politisch so erfolgsverwöhnten Kataris die Wahl anfechten. Nach der Wahl der Präsidentin wurde die Veranstaltung wegen der Tumulte vorzeitig abgebrochen.

Wie der Investigativjournalist Jens Weinreich verkündet, soll Sörling nach ihrer Wahl "den Saal fluchtartig verlassen und sich in Sicherheit gebracht haben". Mehrere Delegierte hätten in der aufgeheizten Atmosphäre um ihr Leben gefürchtet, schreibt Weinreich, einer der profiliertesten Dokumentare und Kritiker sportpolitischer Ausfälle. Ein Teilnehmer an der Veranstaltung habe ihm berichtet, Al-Mohannadi habe eine europäische Delegierte angeschrien, "er schien außer Kontrolle zu sein. Sein Team musste ihn zurückhalten, bevor er etwas Schlimmeres tat."

Im Vorfeld des Kongresses hatte es - so berichtete Weinreich - sogar eine Verhaftung gegeben: Der Schweizer Georg Silberschmidt, politisch ein ehemaliger Widersacher Al-Mohannadi, sei in katarischer Untersuchungshaft eine mehrjährige Haftstrafe angedroht worden. Inzwischen sei Silberschmidt nach politischer Intervention in die Schweiz zurückgekehrt.

Vorzeitiger Abbruch

Die Kataris, die es seit Jahren gewohnt sind, Abstimmungen um einflussreiche Posten und milliardenschwere Großveranstaltungen zu gewinnen, störten sich an den 21 online abgegebenen Stimmen, die ihrer Überzeugung nach zu hoch gewesen seien. IOC-Mitglied Sörling erhielt 17 dieser Stimmen, der ITTF-Vizepräsident Al-Mohannadi nur vier. Mehrere Redner schrien auf die Versammlungsleiter ein, die ITTF-Verantwortlichen erklärten die Abweichung damit, dass sich stimmberechtigte Mitglieder noch nach Feststellung der Anwesenheit online zugeschaltet hätten. Für die Gegner ein Verstoß gegen die Regeln.

Die ITTF verkündete das vorzeitige Scheitern ihres Spitzentreffens ihrer 227 Mitgliedsverbände in einer ersten Stellungnahme vergleichsweise nüchtern: "Die Hauptversammlung musste unterbrochen werden, nachdem sie von Außenstehenden gestört wurde", heißt es in der Mitteilung. "Infolge dieser Unterbrechung muss die Jahreshauptversammlung erneut einberufen werden, um die Wahl der Vizepräsidenten durchzuführen. ITTF-Präsidentin Petra Sörling wird den neuen Termin zu gegebener Zeit bekannt geben."

"Krebsgeschwür des Fußballs"

Das kleine Emirat Katar vergrößert seit vielen Jahren seinen Einfluss im Weltsport, bisheriger Höhepunkt war die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 an den Persischen Golf - trotz massiver Kritik am Umgang mit den Menschenrechten durch die regierende Herrscherfamilie Al-Thani. Bei der Errichtung der Spielstätten kamen Tausende Arbeiter zu Tode. "Die WM war eine Katastrophe für den Fußball, für die Spieler, für die Fans und für die Gastarbeiter", sagte Minky Worden, Direktorin der Bürgerrechts-Initiative Human Rights Watch: "Es ist ein schrecklicher Fleck in der Geschichte der FIFA."

Über den mit nahezu unbegrenzten finanziellen Mitteln ausgestatteten Staatsfonds verteilen die Kataris Milliarden Petro-Dollar im Weltsport. Der katarische Sportsender beIN Sports hielt, hält und verteilt hochattraktive und teure Sportrechte, dazu pumpte das Emirat bereits Milliarden Dollar in Klubs wie den Champions-League-Finalisten Paris Saint-Germain. Nasser Al-Khelaifi, Präsident von PSG und von Herrscher Tamim bin Hamad Al Thani ernannter katarischer "Minister ohne Geschäftsbereich", ist seit 2021 Präsident der Vereinigung der europäischen Spitzenklubs.

Der ehemalige DFB-Präsident Theo Zwanziger nannte Katar im Rahmen der umstrittenen Vergabe des Turniers "Krebsgeschwür des Fußballs". Auch Handball- und Leichtathletik-Weltmeisterschaften wurden in dem kleinen Land - halb so groß wie Hessen - schon abgehalten, am vergangenen Wochenende wurden in Doha die Tischtennis-Weltmeister gekürt. Auch die Formel 1 dreht seit 2021 ihre Runden in Doha.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke