Bis zu 130 deutsche Doping-Sünder geheim gehalten
Einem Bericht der ARD-Dopingredaktion zufolge veröffentlicht die Nationale Anti Doping Agentur (Nada) seit ein paar Jahren keinerlei Namen mehr von überführten Dopingsündern. Demnach sollen etwa 90 Prozent der Fälle in den vergangenen fünf Jahren seit 2020 nicht veröffentlicht worden sein. Es handelt sich laut „Sportschau“-Berechnungen um eine Zahl zwischen 70 und 130 Dopern.
Die Nada beruft sich dabei auf rechtliche Risiken und den Datenschutz. Der Vorstandsvorsitzende Lars Mortsiefer wird in dem Bericht mit den Worten zitiert: „Die Nada steht in der Anti-Doping-Arbeit in einem wichtigen Bereich für Transparenz, für Nachvollziehbarkeit und valide Entscheidungen ein. Allerdings beißt sich das im Moment mit dem geltenden Recht im Datenschutz.“
Mittlerweile veröffentlichte die Nada zudem eine Stellungnahme, in dem sie das Vorgehen verteidigte. „Die Nada nennt alle Verstöße gegen Anti-Doping-Bestimmungen in anonymisierter Form im Jahresbericht. Eine darüber hinausgehende, systematische Veröffentlichung von Schiedssprüchen und Entscheidungen auf der Nada-Webseite erfolgt seit 2020 nicht mehr“, hieß es.
Alle zuständigen Stellen würden „zeitnah und umfassend informiert“, teilte die Nada mit. Dazu zählt auch die Deutsche Sporthilfe, „damit diese die Zahlung von Sponsorengeldern einstellen und ggf. zurückfordern kann“. Laut Nada wurden seit der Umstellung 99 Fälle nicht mehr systematisch veröffentlicht – 23 davon und damit knapp ein Viertel hat die Agentur im Nachhinein dennoch kommentiert. Damit gäbe es mindestens 76 unbekannte deutsche Dopingsünder.
Der Fall Martin Hiller
Fälle wurden demnach in der jüngeren Vergangenheit nicht selbst veröffentlicht, sondern erst eingeräumt, wenn es medial konkrete Nachfragen zu namentlich bekannt gewordenen Fällen gab. Betroffen sind laut ARD Athleten aus mindestens 18 olympischen Sportarten. Keine Angaben macht der Sender darüber, wie bekannt und erfolgreich die überführten Athleten aus diesen Sportarten sind.
Dass durchaus bekanntere Namen darunter sind, zeigt ein aktueller Fall. Laut ARD-Recherchen wurde Martin Hiller, einer der besten Kanuten Deutschlands und Bronzemedaillengewinner im K2 über 1000 Meter bei der WM im vergangenen Jahr, für vier Jahre wegen Dopings in einem schweren Fall gesperrt. Der 25-Jährige habe in dieser Saison dem Bericht zufolge „stillschweigend im Kader der Nationalmannschaft“ gefehlt. Er sei im Oktober 2024 positiv getestet worden, eine weitere Kontrolle sei ebenso positiv ausgefallen. Hiller habe gegen die Entscheidung der Nada keinen Einspruch eingelegt und akzeptiere seine lange Sperre. Der Vorgang ist damit seit Februar abgeschlossen.
„Es sind drei anabole Wirkstoffe gefunden worden, was für uns in der Bewertung des Falles dazu führte, dass wir sogenannte erschwerende Umstände festgestellt haben, sodass wir bei einer Gesamtstrafe oder Gesamtsanktionierung von vier Jahren sind“, wird Mortsiefer zitiert. Es wurden zwei Steroide sowie das neuartige Produkt Ostarin, welches den Muskalufbau fördert, nachgewiesen.
„Da sollte der Name genannt werden“
Hillers Klub, der KC Potsdam, hat das Profil des Sportlers mittlerweile von seiner Website genommen. Die Staatsanwaltschaft Potsdam hat strafrechtliche Ermittlungen wegen eines Verstoßes gegen das Anti-Doping-Gesetz aufgenommen und auch schon einen Strafbefehl über 30 Tagessätzen zu je 70 Euro beantragt. Der Sportdirektor des Deutschen Kanu-Verbandes, Jens Kahl, bestätigte gegenüber der ARD den Fall: „Wir gehen davon aus, dass die Nada solche Dinge dann veröffentlicht.“
Dem ist offenbar nicht so. Mortsiefer betont, alle Beteiligten seien über das veränderte Verfahren informiert worden. Die ARD befragte in ihrer Recherche mehrere Sportler, die mit dem Prozedere und der Geheimhaltung der Namen nicht einverstanden sind.
„Wenn man positiv ist, ist man positiv – und da hat die sportliche Karriere am Ende nichts mit zu tun, inwieweit das offengelegt werden sollte. Da sollte der Name genannt werden, da sollte die Substanzen genannt werden“, forderte der Moderne Fünfkämpfer Patrick Dogue, der zugleich Athletensprecher ist.
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