Mats Hummels ist weg und kaum einer bekommt es mit
Mats Hummels hat am Sonntagabend sein letztes Spiel als Profifußballer absolviert. Für die AS Rom kommt er noch auf ein paar Minuten Spielzeit. Sein Weg ins Karriereende ist überraschend leise, ganz anders als bei seinem alten Kumpel Thomas Müller.
Eine nennenswerte Aktion hatte Mats Hummels in seinem letzten Spiel als Fußball-Profi nicht. Aber er bekam auch nicht viel Zeit, um womöglich noch einen letzten genialen Außenrist-Pass zu spielen, oder nochmal eine Heldengrätsche anzusetzen. In seinem letzten Spiel wurde Hummels in der 90. Minute eingewechselt, wenig später war das Spiel vorbei. Drei Minuten sportliche Abschiedsparty wurde gestoppt. Der Weltmeister von 2014 schleicht ins Karriereende. Unbeachtet.
Vielleicht wäre mehr für ihn drin gewesen, wenn seine Mannschaft, die AS Rom, am letzten Spieltag nicht noch um die große Chance gespielt hätte. Im Fernduell mit Juventus Turin ging es für die Roma um die Qualifikation für die Champions League. Weil die "alte Dame" in einem turbulenten Duell in Venedig knapp gewann, geht der Königsklassen-Platz nach Turin und nicht nach Rom.
Trainer Claudio Ranieri hatte die Chance aber nicht achtlos wegwerfen wollen. Also verzichtete der Altmeister an der Seitenlinie auf sentimentale Aufstellungen und schickte das los, was er als beste Elf befand. Hummels gehört seit geraumer Zeit nicht mehr dazu. In den sechs Spielen zuvor war er gar nicht mehr eingewechselt worden. Nun durfte er sich immerhin sportlich verabschieden und wurde nach dem Schlusspfiff von seinen Teamkollegen gefeiert. Sie warfen ihn in die Luft und fingen ihn zum Glück auch wieder auf.
Lieber Cornhole mit Thomas Müller
Und dennoch war es ein stilles Ende des selten leisen Weltmeisters von 2014. Auf Instagram, wo die Spieler ja sonst alles teilen, herrschte am frühen Montagmorgen große Ruhe. Lediglich ein Vorab-Gruß von Marcel Schmelzer hing noch in der Hummels' Story fest. Keine Abschiedsworte, keine Bilder von seinem letzten Auftritt. Das ist schon ungewöhnlich. Es wirkt, als habe er längst abgeschlossen. In den Tagen zuvor, auch das legt Instagram nah, war er in seiner Heimat München, traf Kumpel Thomas Müller zu einer Runde Cornhole.
Da warfen zwei Weltmeister kleine Säckchen in ein Loch und hatten dabei einen riesigen Spaß. Im Gleichschritt waren sie auf die Zielgeraden gegangen. Hummels ist nun über den Strich gelaufen, Müller verweigert diesen Schritt noch. Er wird seine Karriere wahrscheinlich noch fortsetzen. Derzeit prüft er Angebote. Was sie in dieser Saison aber einte: Ihr sportlicher Wert ging immer weiter nach unten. Müller bekam noch ein Müller-Spiel in München. Hummels wurde nach seinem fatalen Patzer in der Europa League kaum noch berücksichtigt.
Das unrühmliche Ende seiner internationalen Karriere bildete die Rote Karte in der 11. Minute des Achtelfinal-Rückspiels gegen Atletico Bilbao am 13. März 2025. Die Roma erholte sich nicht davon und schied nach einem 2:1 im Hinspiel mit einem 1:3 aus. Hummels nannte den Platzverweis später den größten Fehler seiner Karriere. Es war somit auch einer seiner letzten.
"Im Juli werde ich gar keine Lust haben, wieder zu trainieren"
Ist nun aber wirklich alles vorbei, unumstößlich? Zu 100 Prozent ist nie etwas ausgeschlossen", sagte Hummels im ZDF über einen möglichen Rücktritt vom Rücktritt, "aber es ist extremst unwahrscheinlich." Er müsste im Juli anfangen, sagte Hummels, "und im Juli werde ich gar keine Lust haben, wieder zu trainieren." Und er müsste für die Sache brennen, echte Liebe verspüren, sozusagen. Käme eine Anfrage von Borussia Dortmund, "würde ich ins Grübeln kommen. Als BVB-Spieler meine Karriere beenden mit noch einem Jahr, das wäre nochmal so ein Ding in meinem Kopf." Eine fußballromantische Rückkehr zum BVB wird es aber selbst für die Klub-WM in den USA nicht geben. Entsprechende Überlegungen sind nie über lose Gedankenspiele hinausgekommen.
Hummels hatte seine Karriere beim FC Bayern begonnen, war dann aber bereits mit 19 Jahren nach Dortmund gewechselt. Nach einem halben Jahr unter Trainer Thomas Doll wurde er unter Jürgen Klopp bald Teil des damaligen "Kinderriegels" mit Neven Subotic. Gemeinsam formte das Duo das wohl stärkste Bundesliga-Innenverteidiger-Paar der frühen 2010er-Jahre. Mit Roman Weidenfeller im Tor, Lukasz Piszczek als Rechts- und Marcel Schmelzer als Linksverteidiger bildeten sie die Mauer, die den BVB zu zwei Meisterschaften, darunter einem nationalen Double und dann sogar bis in das Finale der Champions League brachte. Dort verlor der BVB im Mai 2013 im Wembley gegen den FC Bayern. Mit Thomas Müller. Lange her.
Es wird immer leiser
Auf den letzten Metern seiner Karriere nun wurde es leise und leiser um Hummels, während es um Müller laut und lauter wurde. Da war erst das lange unwürdige Theater um seine Zukunft beim FC Bayern, die dann gegen seinen eigenen Wunsch anders entschieden wurde. Nach der Klub-WM ist Schluss für ihn. Auf den ersten Ärger folgten aber emotionale Wochen, die mit einer riesigen Abschiedsfeier in der Allianz-Arena endeten. Und Hummels? Der saß und wartete aufs Ende.
Seine große Karriere in Deutschland war bereits im vergangenen Sommer in Dortmund geendet. Es war ein extrem unschönes Ende. "Es hätte anders laufen sollen als bei mir. Eigentlich ist es eher so, dass es einem in einem persönlichen Gespräch mitgeteilt wird. Mir wollte, glaube ich, jemand das Interview heimzahlen und hat es der Presse gesteckt, bevor es öffentlich mitgeteilt wurde", sagte Hummels in der ZDF-Doku: "Hummels - La Finale". Der 36-Jährige hatte im Frühjahr 2024 kurz vor dem Champions-League-Finale gegen Real Madrid der "Sport Bild" ein bemerkenswert offenes Interview gegeben, in dem er den Trainer Edin Terzić indirekt hart kritisierte.
Die Angst vor dem großen Loch
Sein letztes Länderspiel hatte er am 21. November 2023 bei einem 0:2 in Österreich absolviert. Bei der EM in Deutschland hatte er nicht im Kader gestanden. Als Innenverteidiger feierte er große Erfolge. Mit dem FC Bayern wurde er unter anderem dreimal Deutscher Meister, mit Borussia Dortmunder zweimal. Seinen größten internationalen Erfolg feierte er mit der Nationalmannschaft 2014 in Brasilien. Damals wurde er zum Heldengrätscher und Weltmeister. Für das DFB-Team spielte er 78 Mal, erzielte dabei fünf Tore. Der Titel in der Champions League blieb ihm in den Endspielen 2013 und 2024 dagegen auf bittere Weise verwehrt.
Gegen Turin streifte er nun ein letztes Mal ein Profi-Trikot über. Hummels war vorbereitet auf diesen Moment, so vorbereitet, wie man auf das Ende eines Lebensabschnitts eben sein kann, das sagte er in der ZDF-Doku. Sicher werde es emotional, vielleicht fließen Tränen. Ob es so kam, man weiß es nicht. Es herrscht Schweigen in den emotionalen (Anmerk. d. Red.: sonst sozialen) Medien. Das Loch, in das so viele Fußballer nach ihrer Laufbahn fallen, bereitet ihm Sorgen. "Es wird ein Riesenproblem für mich", sagte Hummels. Und trotzdem: Die Zeit ist reif.
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