Es ist ja nicht so, dass es beim 1. FC Köln nicht schon genug Wirbel gegeben hätte. Vor nicht einmal zwei Wochen waren sie bei dem Bundesliga-Absteiger, der so schnell wie möglich zurück will, der Meinung gewesen, den Cheftrainer und den Sportgeschäftsführer feuern zu müssen – zwei Spieltage vor dem Ende der Saison und auf Platz zwei der Tabelle liegend. Doch nun gibt es bei dem Traditionsverein ausgerechnet vor dem letzten und entscheidenden Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern am Sonntag (15.30 Uhr, Sky und im Liveticker bei WELT) auch noch einen faustdicken Skandal – im wahrsten Sinne des Wortes.

Tim Lemperle, 24, gemeinsam mit Damian Downs treffsicherster Stürmer der Kölner, hat über die Stränge geschlagen – und musste dies schmerzhaft bezahlen. Am vergangenen Sonntag, einen Tag nach dem 2:1 beim 1. FC Nürnberg, dem ersten Spiel unter dem neuen Trainer Friedhelm Funkel, war er im betrunkenen Zustand in eine Auseinandersetzung geraten, in der er sich Gesichtsverletzungen zuzog.

Gesichert ist, dass Lemperle den Nachmittag und den Abend auf dem Eventschiff „Rhein Roxy“ verbracht hatte. Dabei soll er in Diskussionen mit anderen Gästen geraten sein. Welchen Inhalts die waren und was anschließend konkret passierte – darüber gehen die Darstellungen auseinander.

Anwalt gibt starke Alkoholisierung Lemperles zu

„Es ist zutreffend, dass mein Mandant stark alkoholisiert war. Er ist Opfer einer Straftat geworden und wurde nicht unerheblich verletzt“, sagte Mathias Huse, Lemperles Anwalt. Martin Bücher, der Rechtsvertreter des Mannes, der Lemperle die Verletzungen zugefügt haben soll, die im Krankenhaus behandelt werden mussten, erklärte dagegen gegenüber der Tageszeitung „Express“, dass sich der Fußballprofi „verbal und auch körperlich unangemessen verhalten habe“. Sein Mandant, ein FC-Fan, habe Lemperle empfohlen, „schlafen zu gehen und sich auf das Saisonfinale“ zu konzentrieren. Dann sei es zu einer Situation gekommen, aus der sich sein Mandant „mit einem einzigen Schlag befreit“ habe.

Unabhängig davon, wie die Sache juristisch ausgehen wird – unter normalen Umständen müsste ein Profi, der sich solch ein Fehlverhalten leistet, mit einer Suspendierung bei seinem Klub rechnen. Die Frage in diesem Fall ist allerdings: Würde es überhaupt noch einen Sinn ergeben? Lemperles Abgang zum Saisonende steht ohnehin fest. Er soll bereits bei der TSG Hoffenheim unterschrieben haben.

In jedem Fall bringt der Skandal eine atmosphärische Störung mit sich. Funkel, der verpflichtet worden war, um den FC sicher über die Ziellinie zu führen, spielt die Aufregung so gut es geht herunter. Es wäre ja, da Lemperle seit Wochen Knieprobleme hat, ohnehin nicht klar, ob er gegen Kaiserslautern überhaupt spielen könne. Dennoch ließ er den Angreifer, der in dieser Saison zehnmal getroffen hat, am Freitag mit trainieren. Dabei trug Lemperle eine Gesichtsmaske.

1. FC Köln hat die beste Ausgangsposition im Aufstiegsrennen

„Ich kann Ihnen versichern: Was mit Tim passiert ist, hat auf das Spiel am Sonntag null Komma null Einfluss“, sagte Funkel. Lemperles Verhalten sei zwar „nicht in Ordnung“ gewesen, „aber er ist weder von der Mannschaft noch von mir verurteilt worden“, so der mittlerweile 71-Jährige, der sehr bemüht ist, Gelassenheit auszustrahlen. Denn die Fallhöhe ist für seine Spieler und den Klub insgesamt enorm.

Vor dem letzten Spieltag, an dem alle neun Partien zeitgleich angepfiffen werden, haben abgesehen vom Hamburger SV, der seine Bundesliga-Rückkehr bereits am vergangenen Wochenende schaffte, noch fünf Mannschaften Chancen auf den Aufstieg oder die Aufstiegsrelegation.

Elversberg könnte der nächste Underdog sein, der aufsteigt

Der 1. FC Köln (2., 58 Punkte, Tordifferenz +11) hat die besten Karten. Den Rheinländern fehlt nur noch ein Punkt gegen Kaiserslautern, um direkt aufzusteigen. Selbst bei einer Niederlage wäre der FC durch – falls die SV Elversberg und der SC Paderborn nicht gewinnen sollten.

Elversberg (3., 55, +26), die Überraschungsmannschaft der laufenden Saison, würde bei einem Sieg auf Schalke und einer Kölner Niederlage den direkten Aufstieg schaffen, da Elversberg gegenüber dem FC die deutlich bessere Tordifferenz hat.

Paderborn (4., 55, +13) muss aller Voraussicht nach einen Zähler mehr holen als Elversberg, um noch auf den Relegationsplatz zu kommen. Sollten die Ostwestfalen ihr Spiel in Karlsruhe gewinnen und sowohl Köln als auch Elversberg verlieren, würden sie zum dritten Mal in ihrer Vereinsgeschichte in die Bundesliga aufsteigen.

Fortuna Düsseldorf (5., 53, +7), muss in Magdeburg gewinnen und auf Niederlagen von Elversberg und Paderborn hoffen, um noch Dritter zu werden. Sollte dann auch noch Köln verlieren, könnten die Düsseldorfer direkt aufsteigen. Falls Köln punktet, Elversberg verliert und Paderborn unentschieden spielt, hätte Fortuna auch noch eine theoretische Chance, Paderborn über die Tordifferenz einzuholen und auf den Relegationsplatz zu kommen.

Kaiserslautern hat nur minimale Chancen auf den Aufstieg

Der 1. FC Kaiserslautern (6., 53, +5), hat nur noch eine Außenseiterchance. Unabhängig davon, dass die Pfälzer in Köln gewinnen müssten, bräuchten sie, um noch auf den Relegationsplatz zu klettern, aller Voraussicht nach Niederlagen von Elversberg und Paderborn. Dann müsste der FCK auch noch höher punkten als die Düsseldorfer oder zumindest zwei Treffer in der Tordifferenz aufholen. Es könnte ein nervenaufreibender und emotionaler Sonntag werden.

Ein entscheidender Faktor im Kampf um den Aufstieg werden die Fans sein. „Das Stadion wird gut mitgehen und der Mannschaft Halt geben“, sagte Funkel, der als Trainer bereits sechsmal in die Bundesliga aufgestiegen ist. Seine Spieler müssen leidenschaftlich spielen, „aber auch ruhig bleiben“. Zumindest ruhiger als die vergangenen Wochen in Köln waren.

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