Vor einem Jahr erbebte die Golfwelt. Ursprünglich stand bei der PGA Championship, dem zweiten der vier Majorturniere des Jahres, alles im Zeichen einer sich anbahnenden Scheidung von Rory McIlroy und der Frage, wie der Star diese Umstände sportlich verkraften würde, aber dann schwenkte das öffentliche Interesse plötzlich radikal um.

Am zweiten Tag des Turniers im amerikanischen Louisville hieß es, Scottie Scheffler sei verhaftet worden – was sich wenig später bestätigte. Ein „Mugshot“ machte die Runde, eines jener Polizeifotos, die in den USA Inhaftierte in Sträflingskleidung zeigen. Dabei gilt Scheffler – ein tiefreligiöser Familienmensch mit einem nahezu atemberaubend präzisen Golfspiel – als der Saubermann schlechthin.

Scheffler, damals wie heute die Nummer eins der Weltrangliste, war am zweiten Tag der Championship gegen 6.00 Uhr am Morgen vor dem Valhalla Golf Club in einen Stau geraten, der sich wegen eines tödlichen Unfalls gebildet hatte. Der US-Amerikaner wollte die Absperrung umfahren und ignorierte dabei auch die Anweisung eines Polizisten. Die Konsequenz: Er wurde in Handschellen abgeführt und kurzzeitig in eine Zelle gesteckt, wo er sich die Zeit mit Dehnübungen vertrieb.

Zwei Stunden Haft, dann eine blitzsaubere Runde

Sein Pech wurde dann aber sein Glück: Durch das Verkehrschaos vor dem Klubgelände wurde der Start an diesem Tag um 80 Minuten verschoben, so dass Scheffler seine Startzeit, nachdem er zwei Stunden nach seiner Festnahme wieder freigelassen worden war, einhalten konnte und nicht disqualifiziert wurde. Er spielte an diesem Tag mit 66 Schlägen eine blitzsaubere Runde. Große Beliebtheit beim Publikum erfreuten sich anschließend T-Shirts mit der Aufschrift „Free Scottie“. Scheffler wurde letztendlich geteilter Achter, alle Anklagepunkte gegen ihn wurden wenige Wochen später fallen gelassen.

Wenn am Donnerstag die PGA Championship erneut beginnt, wird Scheffler um ein Déjà-vu herumkommen. Anders als das Masters wird das zweite Majorturnier nicht immer im gleichen Klub ausgetragen, diesmal findet es im Quail Hollow Club in North Carolina statt, sieben Autofahrstunden entfernt.

Was gleich ist, ist die Tatsache, dass der 28-Jährige erneut als Topfavorit anreist. Nicht nur, dass er die Weltrangliste anführt, er gewann in der vergangenen Woche auch den „CJ Cup Byron Nelson“ – und das auf überaus beeindruckende Weise: Nach den vier Runden lag er 31 Schläge unter Par, PGA-Rekord für die wenigsten Schläge nach 72 Löchern.

Rechtzeitig ist Scheffler wieder in Topform

Dabei schien die Bilderbuchkarriere des Musterprofis gerade etwas zu schwächeln. 2024 noch gewann er sieben Turniere, darunter das US Masters, zudem Olympiagold in Paris mit einem Platzrekord auf der Schlussrunde. Zum dritten Mal in Folge wurde Scheffler zum Spieler des Jahres gewählt.

Doch in diesem Jahr lief es noch nicht so. Vielleicht auch, weil er sich beim Weihnachtsessen verletzte: Bei den Vorbereitungen schnitt er sich an einem Glas, Splitter mussten aus seiner Hand operiert werden. Anschließend gelang ihm bis zur vergangenen Woche kein Sieg, was für einen Spieler seine Güte schon einer Krise gleichkommt.

Rechtzeitig ist Scheffler aber wieder in Topform. Vermutlich gerade rechtzeitig, denn in der Golfwelt keimt eine Debatte um seine Siegquote bei den Majors auf. Tatsächlich sind seine zwei Siege bei den wichtigsten Turnieren fast schon eine magere Ausbeute für den Ausnahmestatus, den er sich erspielt hat. Insbesondere angesichts der Tatsache, dass sein Konkurrent Rory McIlroy dieses Jahr seinen „Career Grand Slam“ komplettiert hat und mit dem Sieg beim Masters nun alle vier Majors mindestens einmal gewonnen hat.

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