Die verheerende Angst vor den Millionenendspielen geht um
Drei Mannschaften und nur zwei freie Plätze. Am nächsten Wochenende kämpfen die Klubs aus Frankfurt, Freiburg und Dortmund um die Qualifikation zur Champions League. Im Breisgau gibt es dabei sogar ein echtes Finale gegen die Eintracht. Doch wer wird am Ende die Nerven behalten?
"Der Titelverteidiger investierte zu wenig. Zu wenig Energie. Zu wenig Herz. Zu wenig Spielfreude", schrieb der "Kicker" damals im Jahr 2003, nachdem Borussia Dortmund am letzten Spieltag zu Hause gegen den bereits feststehenden Absteiger aus Cottbus die direkte Qualifikation zur Champions League verfehlt hatte. Knapp drei Monate später sollte sich diese verpasste Chance zu einem verheerenden Flächenbrand entwickeln. Denn tatsächlich konnte sich der BVB damals in den Ausscheidungsspielen gegen Brügge nicht für die Königsklasse qualifizieren. Die Folgen waren katastrophal - denn die finanziellen Konsequenzen brachten den Klub aus dem Ruhrgebiet endgültig aus dem Gleichgewicht.
Das Trauma gegen Cottbus ist in den Köpfen und Herzen der BVB-Fans bis heute tief verankert und wiegt wegen seiner dramatischen Auswirkungen, die fast die komplette Pleite des börsennotierten Unternehmens nach sich gezogen hätten, immer noch schwer. Schwerer wohl auch noch als das unglückliche Verspielen der Meisterschaft vor zwei Jahren am letzten Spieltag gegen den FSV Mainz 05. Natürlich wissen dies alle Beteiligten vor der entscheidenden Partie am Samstag gegen den, genau wie Energie Cottbus damals, bereits feststehenden Absteiger aus Kiel. Und so sagt Torwart Gregor Kobel folgerichtig: "Der Druck liegt auf jeden Fall bei uns, weil Kiel befreit aufspielen kann. Es wird ein sehr schwieriges Spiel, auf das wir uns gut vorbereiten müssen."
BVB oder doch Frankfurt oder doch Freiburg?
Ob der BVB allerdings tatsächlich sämtliche Flausen aus dem Kopf kriegen kann, wird man schlussendlich erst nach dem Abpfiff wissen. Denn gefühlt rechnet ganz Fußball-Deutschland nicht mehr damit, dass sich die Borussia den sauer verdienten Lohn der Arbeit der letzten Wochen noch aus der Hand nehmen lässt. Trainer Niko Kovac verspricht jedenfalls schon "einen auszugeben", wenn der BVB die Qualifikation für die Champions League tatsächlich noch schaffen sollte. Der Glaube daran ist beim Coach der Borussia auf jeden Fall groß: "Die Mannschaft ist gut drauf und wir wollen den Schritt noch gehen."
Doch richtigerweise ergänzte Kovac noch: "Aber wir sind auch von anderen Mannschaften abhängig." Und das sind, neben dem eigenen Gegner Kiel, die beiden Teams aus Freiburg und Frankfurt, die unabhängig vom Ausgang ihres echten Endspiels am Samstag im Breisgau schon jetzt eine überragende Saison gespielt haben. Doch die Eintracht verpasste am Sonntagnachmittag zu Hause gegen den FC St. Pauli die vorzeitige Qualifikation für die Königsklasse. Die Nerven spielten den Hessen einen Streich. Dementsprechend groß war die Enttäuschung bei allen Fans und Offiziellen der Frankfurter. Denn die Ausgangslage spricht, nach dem verpassten Matchball, auf den ersten Blick nicht für die Eintracht, auch wenn Robin Koch selbstbewusst in das Endspiel gegen den SC geht: "Das ist für uns ein Finale, für Freiburg genauso. Von daher wird das eine schöne Challenge für uns."
Belastungstest für die Nerven
So nah vor Augen - und dann noch scheitern am großen Ziel Champions League, das wäre für die Eintracht fast schon dramatisch. Und so kann man erahnen, dass die mentale Belastung vor dem Finale im Breisgau eher auf der Mannschaft von Dino Toppmöller liegt, als bei dem Team von Julian Schuster, auch wenn dies der Coach der Eintracht versucht anders zu sehen: "Der maximale Druck ist erst einmal bei Freiburg, weil sie müssen das Spiel gewinnen." Formal richtig, aber im Kern vermutlich nur ein lautes Pfeifen im Wald von Dino Toppmöller, der den Schreck und die Enttäuschung über das Unentschieden gegen den FC St. Pauli verständlicherweise schnell verarbeiten möchte.
Drei Mannschaften und nur zwei freie Plätze heißt es nun also am Samstag ab 15.30 Uhr, wenn in neun Stadien zeitgleich zum letzten Akt einer ereignisreichen Saison angepfiffen wird. Für die Bundesliga ist dieses Finale ein schöner und spannender Schlussakkord. Für die drei Klubs und ihre Fans allerdings eher ein Belastungstest der eigenen Nerven. Denn auch wenn der Ausgang dieses Dreier-Rennens momentan noch völlig ungewiss ist - eine Sache steht jetzt schon fest: Bei einem der drei Vereine werden am Samstag gegen 17.25 Uhr die Tränen kullern. Man darf gespannt sein, welche zwei Mannschaften auch am 34. Spieltag die Energie, das Herz und die Spielfreude aufbringen werden, um solch ein Trauma zu verhindern, wie es der BVB im Jahr 2003 am eigenen Leib schmerzhaft ertragen musste.
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