Dieter Hecking verlängert bei verzweifelten Bochumern
Überschattet von den Sorgen um Heim-Keeper Kevin Müller, bedeutet das 0:0 des VfL Bochum beim FC Heidenheim wohl den Abstieg des Pottklubs. Die Hoffnungen auf den Verbleib in der Liga sind theoretischer Natur. Doch ein Bekenntnis von VfL-Trainer Hecking macht Hoffnung.
Ein letzter Schuss aus beinahe 30 Meter vom eingewechselten Jakov Medic in der 15. Minute der Nachspielzeit, doch Heidenheims Ersatztorhüter Frank Feller bekommt seine Finger dran. Das war es. Der VfL Bochum kommt auswärts beim Mitkonkurrenten im Abstiegskampf nicht über ein 0:0 hinaus. Zwei Spieltage vor Schluss beträgt der Rückstand auf den Relegationsrang weiterhin vier Punkte.
Bei nur vier echten Saisonsiegen und einem am Grünen Tisch erscheint eine Rettung nahezu ausgeschlossen. Der letzte Sieg, ausgerechnet ein 3:2 beim FC Bayern, liegt beinahe zwei Monate zurück. Seither gab es manchmal Applaus, aber nur zwei Unentschieden an den vergangenen beiden Spieltagen. Der siebte Bundesliga-Abstieg der Vereinsgeschichte rückt nach einer höchst komplizierten Saison näher.
Nach vier Jahren dürfte es für den Pottklub zurück in die 2. Bundesliga gehen - mit Trainer Dieter Hecking. Das war bis zu diesem von der schweren Verletzung von Heidenheims Kevin Müller überschatteten Freitag bislang noch nicht bekannt. Er habe seinen Vertrag ligaunabhängig bis 2027 verlängert, verkündeten die Bochumer, wenige Minuten nachdem Hecking sich auf der Pressekonferenz nach dem Spiel zu seiner Zukunft mehr als eindeutig geäußert hatte.
Hecking bremste den freien Fall
"Es wird so sein, dass ich, auch wenn wir absteigen sollten, in der 2. Liga Trainer vom VfL Bochum bleibe", erklärte der in Bochums Nachbarstadt Castrop-Rauxel geborene Hecking nach dem für den VfL so bitteren Unentschieden, das den Gang in das Unterhaus nur herauszögert.
"Wenn man diesen bitteren Weg gehen müsste, ist auch meine Erfahrung gefragt, dem Verein zu helfen", sagte der 60-Jährige, der im vergangenen November den glücklosen Coach Peter Zeidler ersetzt hatte. Zeidler war im vergangenen Sommer mit größten Hoffnungen verpflichtet worden, musste dann nach sechs Niederlagen in seinen ersten sieben Spielen gehen.
Mit Interimstrainer Markus Feldhoff kassierten die Bochumer dann zwei herbe Klatschen gegen den FC Bayern (0:5) und bei Eintracht Frankfurt (2:7). Hecking übernahm in der Folge und stabilisierte den im freien Fall befindlichen Klub. Mit seiner teils derben, immer offenen Art gewann der ehemalige Wolfsburger Trainer das Vertrauen der Fans und des Klubs. "Diese Mannschaft lebt, diese Mannschaft war mausetot. Und diese Mannschaft wird versuchen, in Heidenheim das Spiel zu gewinnen", schimpfte er erst kürzlich nach dem 1:1 gegen Union Berlin. Dieser Versuch ist nun misslungen. Was nichts an Heckings Zukunft ändert.
"Wenn man sich wohlfühlt an einem Ort, wenn man die Wertschätzung spürt, die ich vom Verein bekomme, dann muss man in meinem Alter auch mal fragen: Was willst du eigentlich?", sagte er: "Willst du Spaß haben in deinem Job oder willst du nur darauf warten, dass du von einem Verein zum anderen wechselst? Ich glaube, dass der VfL Bochum ein toller Verein ist. Es macht Spaß, hier zu arbeiten."
Etat muss halbiert werden
Noch aber hoffen wohl nur noch die größten Optimisten, dass die Bochumer trotz der desolaten Bilanz von nur 22 Punkten in 32 Spielen die Klasse halten. Mit dem Unentschieden von Heidenheim können sie auch theoretisch nur noch nach maximal den Relegationsrang erreichen.
"Eigentlich ist es natürlich zu wenig", sagte Bochums Torhüter Timo Horn, dessen Parade tief in der Nachspielzeit immerhin noch diese Resthoffnung erhielt, bei DAZN. Der VfL habe sich "unheimlich viel vorgenommen, wir waren die spielbestimmende Mannschaft", meinte er: "Im Endeffekt brauchen wir Tore und Siege, das haben wir heute wieder nicht geschafft. Nichtsdestotrotz werden wir bis zum Schluss kämpfen und so lange es möglich ist, den Klassenerhalt zu realisieren, alles dafür tun."
Bochum empfängt am kommenden Samstag den FSV Mainz im heimischen Ruhrstadion. Zeitgleich tritt Heidenheim bei Union Berlin an. Der Pottklub muss dabei darauf vertrauen, dass sie gegen Mainz mehr Punkte als Heidenheim bei Union Berlin holen. Sollte dies nicht der Fall sein, herrscht nach der Verlängerung von Trainer Hecking auch Klarheit über die Ligazugehörigkeit.
Umso wichtiger das Signal von Hecking, das dem Verein zumindest auf dieser Position Planungssicherheit beschert. "Es ist ein positives Signal zu keinem einfachen Zeitpunkt", ließ sich VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig in einer Vereinsmitteilung zitieren. Auf ihn und den neuen Sport-Geschäftsführer Dirk Dufner kommt nun eine gewaltige Aufgabe zu - die Planung eines Kaders, der direkt um den Wiederaufstieg mitspielen kann. Der Etat müsse dabei von 41 Millionen Euro auf 23 Millionen Euro halbiert werden, merkte der "Kicker" an.
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