Wenn jetzt in den Freibädern, an Seen, Flüssen und am Meer die Badesaison beginnt, rückt neben dem Spaß auch immer das Risiko in den Fokus. Zwar konnte die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) gerade vermelden, dass im vergangenen Jahr so viele Menschen schwimmen gelernt haben, wie lange nicht mehr, aber zum einen bleibt die Nichtschwimmer-Problematik hierzulande ebenso bestehen wie die oft langen Wartelisten für Kurse angesichts zu wenig Wasserfläche und maroder Bäder, und zum anderen werden Gefahren und eigene Fähigkeiten nicht selten unterschätzt.

Die Zahl von 411 tödlichen Unglücken in Gewässern, die die DLRG 2024 zählte, sollte ausreichend sensibilisieren – 31 Todesfälle mehr als im Vorjahr. „Das Ertrinken“, sagt Achim Wiese, Pressesprecher der DLRG, „passiert still und leise.“ Sicher schwimmen zu können und bei allem Spaß die Gefahren zu kennen und einschätzen zu können, ist elementar. Und: Wenn Sie selbst oder Ihr Kind noch keinen Kursus hatten, können Sie selbst einiges tun, um das Schwimmenlernen im Kursus vorzubereiten – und damit es am Ende besser und schneller klappt.

Eine häufige Fehlannahme ist, dass jemand mit dem sogenannten „Seepferdchen“ bereits schwimmen kann. „Das ist aber vielmehr eine weitere Wassergewöhnung“, sagt Wiese. „Als Schwimmer gilt, wer das Abzeichen in Bronze hat. Man muss natürlich nicht unbedingt das Abzeichen machen, aber wer die Anforderungen dafür erfüllt, gilt als sicherer Schwimmer.“

Beim Seepferdchen hingegen absolvieren die Kinder die geforderten 25 Meter direkt neben dem Beckenrand, könnten also jederzeit die rechte Hand nehmen und sich festhalten. Wiese: „Das funktioniert aber nicht mehr, wenn ich irgendwo von der Luftmatratze falle. Es steht sogar auf der Seepferdchen-Urkunde, dass dies noch nicht die Lizenz zum Schwimmen ist.“

Zum Vergleich: Frühschimmer (Seepferdchen)

  • Sprung vom Beckenrand mit anschließendem 25 Meter Schwimmen in einer Schwimmart in Bauch- oder Rückenlage (Grobform, während des Schwimmens in Bauchlage erkennbar ins Wasser ausatmen).
  • Heraufholen eines Gegenstandes mit den Händen aus schultertiefem Wasser (Schultertiefe bezogen auf den Prüfling).

Bronze (Freischwimmer)

  • einmal ca. zwei Meter Tieftauchen von der Wasseroberfläche mit Heraufholen eines Gegenstandes (z.B.: kleiner Tauchring).
  • ein Paketsprung vom Startblock oder Einmeterbrett.
  • Sprung kopfwärts vom Beckenrand und 15 Minuten Schwimmen. In dieser Zeit sind mindestens 200 Meter zurückzulegen, davon 150 Meter in Bauch- oder Rückenlage in einer erkennbaren Schwimmart und 50 Meter in der anderen Körperlage (Wechsel der Körperlage während des Schwimmens auf der Schwimmbahn ohne Festhalten).
  • Die theoretische Prüfung umfasst die Kenntnis von Baderegeln.

Warnung vor Schwimmflügeln

Wiese sieht die Eltern in der Wassergewöhnung gefordert, das fange bereits in der Badewanne mit einem Kleinkind an. „Mal Wasser ins Gesicht spritzen, ein spielerischer Umgang, damit die Angst verloren geht“, sagt er. „Dem Kind bereits in der Wanne beibringen, dass es, wenn es ins Wasser fällt, nicht die Luft anhalten, sondern pusten soll. Das kann Leben retten.“ (Weitere Beispiele unten im Text.)

Er erklärt das etwas genauer – und das gilt für Kinder wie für Erwachsene, die wenig Erfahrung im Wasser haben: „Erst mal vor Schreck die Luft anzuhalten, ist ein Automatismus. Genau das passiert, wenn Sie ins Wasser fallen. Durch das plötzliche Anhalten kann aber durchaus doch noch Wasser in die Lunge geraten oder der sogenannte Stimmritzenkrampf eintreten. Und dann ersticke ich. Deshalb besser pusten. Genau das kann man in der Wanne üben.“

Von beliebten Schwimmhilfen wie Flügeln hält er nicht viel. Man solle nichts darauf geben. „Schwimmflügel sind nicht sicher und nicht hilfreich. Denn der Kopf eines Kindes würde bei den Flügeln nie über Wasser liegen, sondern immer nach vorn kippen – und dann ist das Gesicht im Wasser“, erklärt Wiese. Außerdem sind Flügel zur Schwimmausbildung hinderlich. Und: „Man sollte Kinder gar nicht erst daran gewöhnen und sie auf die Schwimmflügel vertrauen lassen. Sie sollen ganz einfach schwimmen lernen.“

Mit drei, vier Jahren, so der DLRG-Mann, sollten Kinder Seepferdchen machen, sich also 25 Meter lang über Wasser halten können. Die Schwimmausbildung empfiehlt die DLRG ab etwa fünf Jahren, weil Kinder im Durchschnitt dann motorisch dazu in der Lage sind. Und hier ist ganz klar die Rede vom Schwimmenlernen – also nicht von der Wassergewöhnung oder vom Seepferdchen. Also: Wassergewöhnung als Kleinkind in der Wanne, Seepferdchen im Kindergartenalter, Bronze – also schwimmen lernen – ab fünf Jahren beziehungsweise im Grundschulalter.

Im Folgenden eine Übersicht für sicheres Baden/Schwimmen sowie zur Wassergewöhnung:

Wissen und Regeln für sicheres Baden

  • Ein Kind, generell eine Person mit Seepferdchen ist KEIN sicherer Schwimmer, sondern erst dann, wenn er die Aufgaben des Bronzeabzeichens/Freischwimmers kann.
  • Nichtschwimmer sollten nur bis zum Bauch ins Wasser gehen.
  • Kinder nie alleine im/am Wasser lassen, immer direkt daneben sein.
  • Auftriebshilfen wie Schwimmflügel oder Ringe bieten eine trügerische Sicherheit: Sie schützen kleine Kinder nicht vor dem Ertrinken. Verlieren Kinder die Balance, geraten in Bauch- oder Rückenlage, kippt der Kopf ins Wasser. Und dann gelangt Wasser in die Atemwege. Deshalb: Diese Auftriebshilfen nur unter Aufsicht nutzen.
  • Nur dort ins Wasser gehen, wo Rettungsschwimmer sind.
  • Die Gefahren offener und unbekannter Gewässer nicht unterschätzen. Vor allem Strömungen können sehr stark sein und werden oft unterschätzt. Hinzu kommen u.a. plötzlich steile Untiefen, sodass der Bodenkontakt wegbricht, oder Temperaturschichten.
  • Nicht dort schwimmen und baden, wo Schiffe und Boote fahren.
  • Für Schwimmen im offenen Gewässer (auch, wenn Sie topfit, schnell und sicher sind) sind aufblasbare, neonfarbene Bojen sinnvoll, die an einem Gurt befestigt werden.
  • Menschen ertrinken leise, sind plötzlich verschwunden. Kein Schreien, kein Strampeln — es ist ein stilles Ertrinken. Bei den Kleinsten reichen schon wenige Zentimeter Wassertiefe.
  • Ist jemand im Wasser in Not, zuerst den Notruf 112 wählen.

Wassergewöhnung: Was Eltern tun können

Schon kleine Kinder spielerisch an das Wasser gewöhnen – das liegt in der Verantwortung der Eltern. In der Wanne, unter der Dusche, im Kinderbecken — Wassergewöhnung ist einfach und sinnvoll (kostenlose Infos u.a. auf www.dlrg.de). Einige Beispiele:

  • Wasser von oben über den Kopf des Kindes laufen lassen. So lernen Kinder, Wasser in den Augen zuzulassen.
  • Am Beckenrand sitzen und strampeln.
  • Mit einem Strohhalm ins Wasser blubbern, danach mit einem kürzeren Halm immer näher ans und schließlich ins Wasser pusten. („Dem Kind bereits in der Wanne beibringen, dass es, wenn es ins Wasser fällt, nicht die Luft anhalten, sondern pusten soll.“)
  • Einen kleinen Tischtennisball vor sich herpusten.
  • Gelingen die beiden obigen Punkte: Gesicht ins Wasser legen und im Wasser ausatmen.
  • Wenn kein Schaum im Wasser ist, auch mal die Augen unter Wasser öffnen.
  • In der Wanne nach Tauchtieren tauchen oder dem Kind unter Wasser eine Anzahl Finger zeigen.
  • im Flachen: dem Kind gegenüberstehen, sich an den Händen fassen und abwechselnd in die Hocke gehen und kurz abtauchen.
  • Seestern: Das Kind liegt auf dem Rücken mit ausgestreckten Armen und Beinen auf dem Wasser. Das Elternteil hält unterstützend die Hand unter den Rücken des Kindes.

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