Ricky Evans griff sich die beiden grünen Püschel aus dem Publikum. Dann betrat er die Bühne – und reihte sich ein. Die Cheerleaderinnen auf der Bühne, die jeden Einlauf eines Spielers bei der Darts-WM mit ihren Tanzeinlagen begleiten, hatten Zuwachs bekommen. Evans, eigentlich für das Pfeilewerfen zuständig, schwang die Pompons in die Höhe. Der Engländer ließ die Hüfte kreisen, machte sogar eine Drehung halbwegs elegant mit.

„Es ist zu gut. Er hat die Moves“, sagte Kommentatorin Laura Turner im englischen TV. „Ich möchte sie ausleihen. Können wir das mit den Pompons noch mal machen?“, fragte der dreimalige Weltmeister John Part. Es war einmal mehr eine große Show des Paradiesvogels. Vor Weihnachten heizte er dem Ally Pally noch mit Weihnachtsliedern ein. Nun also Madonna („Like a prayer“) statt „Merry Christmas“. Auch diese Einlage funktionierte.

Sportlich folgte in der Drittrundenpartie gegen Youngster Charlie Manby dann ein heißer Tanz. Beide spielten in den ersten vier Sätzen auf ähnlichem, ausbaufähigem Niveau von etwas mehr als 88 Punkten im Average. Folglich ausgeglichen war das Spiel, der Stand von 2:2 die logische Folge.

So langweilig wie das eingeschlafene Kind im Publikum suggerierte, das von den TV-Kameras zeitweise eingefangen wurde, war das Spiel aber keineswegs. Vor allem, weil sich Evans weiter ausdrucksstark präsentierte, als sein Spiel um fünf weitere Punkte im Average abrutschte.

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Er versuchte zwischenzeitlich, vor seinen Würfen mit ausgestrecktem Arm sein Ziel, die Triple-20, zu markieren, weil die Höhe für dieses Feld teilweise komplett fehlte. An seinem Tisch schüttelte er mehrfach den Kopf. Als ihm dann auch noch ein Pfeil aus dem Board prallte, hätte er dieses wohl am liebsten aufgefressen. Schnellen Schrittes ging er noch vor dem Werfen seines dritten Pfeils an die Scheibe und deutete mit dem Finger auf die Triple-20. Der Pfeil war doch eigentlich drin, so seine offensichtliche Botschaft.

Sein 20-jähriger Gegner nutzte den ganzen Frust Evans‘ zum eigenen Erfolg – dem größten seiner noch jungen Karriere. Auch er hatte wahrgenommen, wie Evans Gefühlswelt auf der Bühne von Freude in Frust umgeschlagen war. „Er ist ein lustiger Typ, ich mag Ricky. Aber du konntest ihm die Veränderung ansehen, sobald ich in Führung gegangen bin“, sagte Manby nach dem Achtelfinaleinzug bei Sky Sports.

Eine ähnliche Show wie jene von Evans ist von Manby im anstehenden Youngster-Duell mit dem Niederländer Gian van Veen nicht zu erwarten. „Mein Spitzname und Walk-on passen gut zusammen. Ich sehe mich nicht dabei, die Pompons in die Hand zu nehmen und zu tanzen“, sagte er auf der Pressekonferenz. Sollte er das Spiel gegen van Veen gewinnen, hat er seinen Status als Profi sicher – ohne durch den Qualifikationsweg Q-School zu gehen.

Im Achtelfinale steht überraschend auch der Niederländer Kevin Doets. Er schlug Favorit Nathan Aspinall in einem spannenden Duell mit 4:3.

Darts-WM 2026, Ergebnisse 3. Runde

Justin Hood (ENG) – Ryan Meikle (ENG) 4:1

Ricky Evans (ENG) – Charlie Manby (ENG) 2:4

Nathan Aspinall (ENG/15) – Kevin Doets (NED) 3:4

ab 20.15 Uhr, 3. Runde und Achtelfinale:

Josh Rock (NIR/11) – Callan Rydz (ENG) (3. Runde)

James Hurrell (ENG) – Ryan Searle (ENG/20) (Achtelfinale)

Luke Littler (ENG) – Rob Cross (ENG) (Achtelfinale)

Luca Wiecek ist Sportredakteur für WELT. Er berichtet bis Silvester in London aus dem Alexandra Palace.

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