Als Lewis Hamilton Anfang des Jahres zu Ferrari wechselte, war die Konkurrenz gewarnt. Der erfolgreichste Fahrer in der Geschichte der Formel 1 hatte sich dem erfolgreichsten Team angeschlossen. Ein Traumpaar mit scheinbar traumhaften Voraussetzungen. Der rote Renner galt vor dem Saisonstart neben dem McLaren als bester Bolide. Der erste WM-Titel seit Kimi Räikkönen 2007 schien in greifbarer Nähe.

Die Realität ist eine andere: Der „Kindheitstraum“ Hamiltons entpuppte sich als Alptraum. Denn nicht nur der siebenmalige Weltmeister, mittlerweile 40 Jahre alt, auch sein neuer Dienstwagen enttäuschten auf ganzer Linie. Seine Ferrari-Bilanz: 24 Rennen, null Podiumsplätze, Rang sechs in der Fahrer-WM und jede Menge Kritiker. Intern wie extern.

Hamiltons Wechsel zu Ferrari droht zum größten und teuersten Missverständnis in der 75-jährigen Historie der Königsklasse des Motorsports zu werden.

Als die Italiener im Februar 2024 den Wechsel des Briten offiziell verkündeten, gab das Team keine genaue Vertragslaufzeit bekannt. Ferrari sprach lediglich von einem „mehrjährigem“ Arbeitspapier. Bisher wurde spekuliert, dass Hamilton bis Ende 2026 unterschrieben habe. Doch das stimmt nicht.

Hamiltons Vertrag läuft bis 2027

Nach Informationen von „Bild“ läuft der Vertrag des Rekord-Champions bis einschließlich der Saison 2027. Damit nicht genug. Der Kontrakt soll zudem eine einseitige Option für den Briten beinhalten, die es ihm erlaubt, auch 2028 noch für Ferrari an den Start zu gehen. Sollte er das tun, wäre er zu Beginn seiner letzten Saison bereits 43 Jahre alt.

Intern weiß man bei Ferrari um die verzwickte Situation. Zwar ist Hamilton der optimale Markenbotschafter, der Kunden anlockt. Doch das reicht nicht, um seinen sportlichen Misserfolg zu kompensieren. Zumal die Scuderia ihn zum zweitbest bezahlten Piloten hinter Max Verstappen (Red Bull) gemacht hat. Der Niederländer bekommt rund 65 Millionen Euro. Hamilton soll bei Ferrari rund zehn Millionen weniger verdienen. Hinzu kommen Einnahmen für Werbe- und Bildrechte, durch die er auf über 100 Millionen Euro im Jahr kommen soll.

Verantwortlich für den Vertrag des Briten sind Ferrari-Präsident John Elkann und Teamchef Fred Vasseur. Beide wollten den siebenmaligen Weltmeister unbedingt verpflichten. Aus unterschiedlichen Gründen:

  • Vasseur, für dessen Teams Hamilton bereits in der Formel-3-Euroserie und der GP2-Meisterschaft 2005 und 2006 fuhr, war trotz des gehobenen Rennfahrer-Alters noch immer von den fahrerischen Qualitäten überzeugt. Zudem sah er in Hamilton und dessen Erfahrung einen wichtigen Baustein für den Umbruch des Rennstalls.
  • Elkann erkannte zweifelsfrei auch die sportlichen Qualitäten, doch der Italiener, der auch den amerikanischen Pass besitzt, sah in Hamilton vor allem ein weltweites Aushängeschild. Er sollte mit seiner Strahlkraft und seinen Fans in den sozialen Medien (42,1 Millionen Follower auf Instagram, 8,4 Millionen auf X) neue Kunden anlocken.

Verbale Ohrfeige für Hamilton

Ob dieser Effekt durch den sportlichen Misserfolg so stark wie erhofft ausfällt, ist unklar. Fest steht: Elkann ist mit seinem Superstar unzufrieden. Anfang November zählte er den Briten und seinen Teamkollegen Charles Leclerc bei Sky Italia öffentlich an: „Blickt man auf die Formel-1-Meisterschaft, gewinnen unsere Mechaniker praktisch die Meisterschaft – mit ihrer Leistung und allem, was bei den Boxenstopps geleistet wird. Unsere Ingenieure haben das Auto zweifellos verbessert. Doch in anderen Bereichen sind wir noch immer nicht auf dem erforderlichen Niveau.“

Welche er meinte, machte Elkann im Anschluss deutlich: „Sicher haben wir Fahrer, die sich mehr aufs Fahren konzentrieren und weniger reden sollten.“

Eine verbale Ohrfeige für Hamilton. Die hatte er nach seinem Wechsel von Mercedes, wo er sämtliche Privilegien genoss und als unantastbar galt, nicht erwartet. Doch selbst vermeintliche Traumpaare stecken auch mal in einer tief greifenden Ehekrise. Ein Ende ist derzeit nicht ins Sicht.

Das Interview wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, „Bild“, „Sport Bild“) erstellt und zuerst in der „Bild am Sonntag“ veröffentlicht.

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