Sky-Reporterin Abigail Davies fand beim Siegerinterview direkt die angemessenen Worte: „Einer der größten Momente der Turniergeschichte“, leitete sie ihre erste Frage an den Gewinner ein.

Ihr gegenüber stand David Munya., ein Nobody im Darts, 35 Jahre alt und mit dem Nickname „Why not“ zur Darts-Weltmeisterschaft nach London gekommen. Selten hatte es einen passenderen Spitznamen für einen Spieler geben.

David Munya also gewinnt nach einem 0:2-Satzrückstand? Der erste Kenianer bei der WM bezwingt die Nummer 18 der Welt? Ein Kenianer wirft sechs perfekte Darts im Ally Pally? Und kommt nach Rückstand im entscheidenden fünften Satz mit einem 135er-Highfinish erneut zurück? Ja, warum denn eigentlich nicht.

3:2 gewann „Why not“ gegen den Belgier Mike De Decker. Der haushohe Favorit hatte bereits beim 3:1 und 3:2 in den ersten beiden Sätzen seine liebe Mühe mit dem Afrikaner gehabt. Munyua lag in Durchgang mit 2:0 vorn und vergab drei Set-Darts.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt schien das Match aber entschieden. Unbeeindruckt, stoisch, fast apathisch, hatte Munyua an den ersten WM-Tagen aus dem Spielerbereich in der Halle die Matches der Konkurrenz verfolgt. Nun auf der Bühne schienen ihm Ruhe und Nervenstärke in den entscheidenden Momenten abhandengekommen zu sein.

Zu allem Überfluss verrechnete er sich auch noch. Und das am Ende eines Legs, das er mit sechs perfekten Darts begonnen hatte. Munyua bejubelte sein vermeintliches Checkout zum 1:0 im vierten Satz, während De Decker seinerseits zum 1:0 checkte. Ein Drama im Alexandra Palace, der längst ein Tollhaus war. „Es ist einfach zu viel für ihn“, sagte Kommentator John Parti m britischen TV, „das ist einfach nur menschlich“. Und tierisch.

Die Ally-Pally-Wespe wollte sich das Spektakel offenbar nicht entgehen lassen und setzte sich knapp unter Munyuas Auge auf seine Wange. Bei diesem Match wurde nichts ausgelassen – auch nicht der sportliche Twist auf der Bühne.

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Die vielleicht größte Überraschung: De Decker aber war zu schwach, als dass er aus den vergebenen Chancen und Fehlern seines Gegners Kapital schlagen konnte. Munyua gewann Satz drei und vier im Decider. De Decker vergab dabei drei Matchdarts zum 3:1, überwarf sich und ließ Munyua 20 Pfeile zum Satzausgleich.

Und auch in Satz fünf war der Belgier früh obenauf, holte sich direkt das Break und stand bei 4 Punkten Rest für das 2:0 bereit. Munyua aber checkte 135 Punkte zu seinem ersten Highfinish im Ally Pally. Keiner der 3200 Besucher saß mehr.

Sie reckten ihre Hälse und sahen, wie De Decker dreimal die Doppel-14 verpasste und Munyua die Fehler mit dem 2:1 verpasste und anschließend in 17 Darts in die Runde zwei einzog. De Decker traf nur 24 Prozent seiner Doppel. Munyua genügten dadurch 80,78 Punkte im Average.

„Das ist doch alles verrückt. Ich bin vor allem glücklich, dass mich mein Verrechner nicht herausgebracht hat“, sagte Munyua später.

Wenn Lutz Wöckener nicht gerade irgendeinen Sport im Selbstversuch ausprobiert, schreibt er über Darts und Sportpolitik, manchmal aber auch über Abseitiges wie Fußball.

Darts-WM 2026, Ergebnisse, 1. Runde

  • Callan Rydz (ENG) – Patrik Kovacs (HUN) 3:0 (3:1, 3:1, 3:1)
  • Thibault Tricole (FRA) – Motomu Sakai (JPN) 0:3 (2:3, 2:3, 0:3)
  • Ryan Joyce (ENG/24) – Owen Bates (ENG) 3:0 (3:0, 3:1, 3:0)
  • Mike De Decker (BEL/18) – David Munyua (KEN) 2:3 (3:1, 3:2, 2:3, 2:3, 1:3)

ab 20 Uhr:

  • Jermaine Wattimena (NED/19) – Dominik Grüllich (D)
  • Dave Chisnall (ENG/21) – Fallon Sherrock (ENG)
  • Michael van Gerwen (NED/3) – Mitsuhiko Tatsunami (JPN)
  • Krzysztof Ratajski (POL) – Alexis Toylo (PHI)

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