Wieso viele MMA-Kämpfer eine Essstörung entwickeln
MMA-Kämpfer müssen ihr Gewicht vor jedem Kampf unter ein verbindliches Limit bringen. Das machen sie durch strikte Diät, Kaloriendefizit und Dehydration. Das führt in vielen Fällen bei den Athleten zu einem ungesunden Verhältnis zum Essen.
In einem Profi-MMA-Kämpfer steckt oft auch ein verkappter Ernährungswissenschaftler, denn das Gewicht spielt in dem knallharten Sport eine große Rolle. Alles hängt eng damit zusammen, was man isst. Der ständige Verzicht und der Druck sich innerhalb weniger Wochen in eine bestimmte Gewichtsklasse runterzufasten, können zu Essstörungen führen.
MMA-Kämpfer David Piechaczek lebte fünf Jahre vegan. Die Dokumentation "Gamechanger" war für ihn der Anlass, die Ernährungsvariante auszuprobieren. Verdauung, Schlaf und Regeneration seien deutlich besser gewesen, sagt der 27-Jährige ntv/RTL. "In der Gewichtsklasse bis zu 77 Kg hat dieses sehr bewusste Ernähren gutgetan, mit dem Vollzeitjob als Physiotherapeut ist das aber schwer vereinbar gewesen, da ich das Essen oft vorbereiten musste. Das hat Zeit gekostet. Als ich dann für eine höhere Gewichtsklasse einfach mehr essen musste, war es fast unmöglich, daran festzuhalten." Dazu habe er in der Zeit während des Gewichtmachens eine Essstörung entwickelt.
Essstörungen sind im MMA-Sport strukturell verankert im System des Weight Cuts. MMA-Kämpfer müssen ihr Gewicht vor jedem Kampf unter ein festes Limit bringen. Das machen sie durch strikte Diät, Kaloriendefizit und Dehydration. Auf den Kämpfern lastet ein enormer Druck, denn an das Zielgewicht ist oft die Gage gekoppelt. Verpasst ein Kämpfer seine Zielmarke, muss er einen Teil seiner Gage an den Gegner abgeben. Viele Kämpfer leben durch diesen Druck phasenweise in einem gestörten Verhältnis zu Essen, Gewicht und Körperbild.
"Essstörungen sind nicht untypisch bei Kämpfern", sagt auch Piechaczek. "Wenn man zu wenig isst über einen langen Zeitraum, vergöttert man die Dinge, die man nicht essen darf. Wie viel ich essen konnte, war schon wenig, und aus diesem Pool konnte ich durch die vegane Ernährung auch nur einen Teil nehmen. Dadurch hat sich ein ungesundes Verhältnis zum Essen aufgebaut."
Dass es sich um kein Randphänomen handelt, zeigen auch Untersuchungen. In einer Studie von 2024 unter Kampfsportlern gaben 83 Prozent der Männer und 89 Prozent der Frauen an, moderate bis sehr hohe Anzeichen von gestörtem Essverhalten zu zeigen. Darunter fallen dann beispielsweise das Auslassen von ganzen Mahlzeiten oder Binge-Eating nach Wettkämpfen.
Piechaczek wird vor seinem Oktagon-Debüt am 18. Oktober in Köln (ab 17:15 Uhr auf RTL+) erneut einen Weight Cut machen, allerdings ohne sich groß Gedanken um seine Ernährung machen zu müssen. Er hat vor einiger Zeit beschlossen, seine Ernährung wieder umzustellen. "Ich cheate mittlerweile sogar viel seltener. Ich mag das Gefühl von gesunder Ernährung, das war bei vegan auch so. Aber meine mentale Gesundheit profitiert davon, dass ich mich nicht mehr so stark einschränken muss."
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