„Die schlimmste Stunde meines Lebens“ – Europa zittert sich zum historischen Triumph
Die Spannung schien längst entwichen, der Ryder Cup vorzeitig entschieden. Mit 11,5:4,5 lagen die Europäer nach dem zweiten von drei Tagen am Samstagabend schier uneinholbar vorn. Zur Titelverteidigung reichten aus den zwölf abschließenden Einzeln am Sonntag bereits 2,5 Punkte.
Insofern waren die Titelverteidigung und der erste Auswärtssieg der Europäer seit 2012 am Ende keine Überraschung. Der Weg dorthin aber geriet zum dramatischen Duell, das am Ende mit einem knappen 13:15 in die Geschichtsbücher Einzug fand. Allein der Schwede Ludvig Aberg konnte sein Match gewinnen. Viele seiner Teamkollegen erlebten auf der zweiten Hälfte des Platzes einen Einbruch. Die USA träumten lange vom ganz großen Golf-Märchen.
Shane Lowrys Worte verdeutlichten das ganze Drama: „Das war das Härteste in meinem ganzen Leben, die schlimmste Stunde überhaupt“, so der irische Golfprofi: „Aber ich sagte mir, ich habe jetzt die Chance, die coolste Sache meines Lebens zu schaffen. Ich wollte diesen halben Punkt für die Jungs holen.“
Darum ging es am Ende: irgendwie noch ein Unentschieden und damit einen halben Punkt zu holen. Denn der Triumph schien Lowry und seinem Team tatsächlich noch zu entgleiten. Wer hätte das gedacht?
Zumal die Europäer dem Ziel schon vor dem ersten Abschlag am Sonntag näher gekommen waren und nur noch zwei statt 2,5 Punkte zur Titelverteidigung benötigten. Viktor Hovland hatte wegen Nackenbeschwerden sein Einzel absagen müssen. Sein Match wurde mit einem Unentschieden gewertet. Und wer hätte geglaubt, dass dieser halbe Punkt noch wichtig werden sollte?
Young und Thomas setzen ein Zeichen
Nach einem wieder einmal guten Start in den Tag der Europäer, gingen die Amerikaner auf dem Black Course im Bethpage State Park auf Long Island in zahlreichen Matches in Führung. Cameron Young und Justin Thomas beendeten die ersten beiden Einzel des Tages mit Siegen für die USA auf dem letzten Loch. Young bezwang Justin Rose, Thomas setzte sich knapp gegen Tommy Fleetwood durch. Aus einem 5:12 wurde ein 8:12, und dann holte sogar Bryson DeChambeau, der gegen Matt Fitzpatrick zwischenzeitlich bereits fünf Löcher zurückgelegen hatte, noch ein Remis. Als nur noch vier Paarungen unterwegs waren, war der Rückstand auf ein 10,5 zu 13,5 geschmolzen. Spannung baute sich auf.
1999 hatten die USA unweit von Long Island in Brooklyn ein Comeback nach 6:10-Rückstand geschafft. Eine Rekordjagd nahm ihren Verlauf, während Europa verzweifelt auf den fehlenden 14. Punkt hofftte. Erst Lowry mit seinem Remis sorgte für Druckabfall. „Das waren die stressigsten zwölf Stunden meines Lebens“, sagte Kapitän Luke Donald: „Ein Lob an Keegan Bradley und sein Team. Großer Respekt. Das bedeutet uns wirklich viel. Ich könnte nicht stolzer auf diese Jungs sein.“
Die Europäer erwiesen sich insgesamt wieder mal als zu stark für die USA. die bis ins Jahr 1927 zurückreichende Turnierserie zwar immer noch mit 27:16 (zwei Unentschieden) anführen. Im seit 1979 ausgetragenen modernen Ryder Cup, in dem die USA nicht nur Großbritannien und Irland, sondern auch das europäische Festland als Gegner haben, verloren die Amerikaner 13 der 19 Austragungen.
Rory McIlroy, der von den amerikanischen Zuschauern wie auch Lowry während des gesamten Wochenendes extrem beleidigt worden war, standen Tränen der Erleichterung in den Augen: „Ich bin extrem stolz auf diese Mannschaft, extrem stolz auf jeden Einzelnen aus unserem Team. Es war eine unglaubliche Woche. Wir haben etwas erreicht, was uns nach der jahrzehntelangen Dominanz viele nicht zugetraut hatten. Wir werden feiern, als würde es kein Morgen geben.“
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