0:40 in der E-Jugend – „Da kann man so viel kaputt machen im Kopf der Kinder“
Das Spiel hatte einen ganz klaren Sieger und kannte dennoch nur Verlierer. Die E-Jugend des TSV Ebersheim gewann seine Partie gegen die SG Harxheim/Gau-Bischofsheim 40:0. 40 Tore in nur 50 Minuten – doch zum Feiern war den Kindern nicht zumute. Zu deutlich, zu einseitig, zu demütigend verlief das Spiel in der Qualifikationsrunde der Acht- bis Elfjährigen im Fußballkreis Mainz-Bingen.
„Das ist grausam. Du kannst ja nichts machen, du kannst sie ja gar nicht beschützen oder einstellen. Du hast einfach keine Chance. Du siehst einfach den Frust und die Enttäuschung“, sagte Harxheims Trainer Alexander Link zu „SWR Sport“. Besonders für seinen Torwart sei es eine schlimme Erfahrung gewesen: „Du siehst es an den nassen Augen. Für unseren Torwart ist es absolut furchtbar gewesen. Das macht einen zornig.“
Das grausame Ergebnis konnte nur wegen einer neu eingeführten Qualifikationsrunde, in der Teams aufsteigen können, zustande kommen. In dieser Runde wurden sämtliche Mannschaften, unabhängig von Ligazugehörigkeit und dem Jahrgang der Spieler, in einen Topf geworfen. Die Siegermannschaft war im Schnitt eineinhalb Jahre älter als die armen Harxheimer und spielt in einer viel höheren Liga.
Obwohl es in der Qualifikationsrunde nur sechs Partien sind, ist es für Eberheims Trainer der „total falsche Weg“. „In diesen Spielen kann man so viel kaputt machen im Kopf der Kinder. Da fehlen mir die Worte“, sagte Mike Seckert. Beide Trainer betonten, dass die Teams trotz der widrigen Umstände fair und respektvoll miteinander umgegangen seien.
„Was soll ich meinen Kindern beibringen, wenn sie zweistellig gewinnen?“
Eine Absage des Spiels, um die bittere Erfahrung von 40 Gegentoren zu vermeiden, kam nicht infrage. „Wenn man zweimal absagt, dann wird man gesperrt bis zum Sommer 2026. Dann hätten wir auch in der unteren Klasse nicht antreten dürfen“, sagte Link.
Der Südwestdeutsche Fußballverband (SWFV) kündigte nach den jüngsten Ergebnissen eine Reform der Qualifikationsrunde an, die zu Beginn des kommenden Jahres greifen soll. Bis dahin werden noch öfters ambitionierte Mannschaften mit einem hohen Leistungsgedanken gegen neu formierte Anfänger-Truppen antreten müssen.
Für beide Seiten eine unbefriedigende Situation. „Was soll ich denn meinen Kindern beibringen, wenn sie zweistellig gewinnen“, sagte Seckert. Von einem 5:5 oder 8:7 hätten die Kinder viel mehr: „Da herrscht doch ein ganz anderer Kampfgeist, als wenn ich sehe, dass ich machen und tun kann, was ich will.“
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