Der Frust sitzt tief: Der eigene Verband vermiest Rebecca Langrehr so sehr die Lust auf den Sport, dass sie nun zu einer drastischen Maßnahme greift. Die Doppel-Weltmeisterin im Modernen Fünfkampf wandert aus. Die USA sollen ihre neue Heimat werden. Weit weg von Zoff, Jobverlust und Erniedrigung.

Rebecca Langrehr wartet nur noch auf ihr Visum, dann kann sie endlich das Trauma der vergangenen Monate hinter sich lassen. Die Fünfkämpferin benötigt nicht nur einen Tapetenwechsel, nach einer aufwühlenden Zeit braucht sie einen kompletten Neustart. "Ich wurde oft in den Dreck gezogen", sagt Langrehr.

Die zweimalige Weltmeisterin wandert in die USA aus, nach Charlotte, North Carolina. Grund dafür sind Anfeindungen aus dem eigenen Verband. Ihr Trainingszentrum "verabscheute" sie zwischenzeitlich deswegen. "Wenn man an den Ort nicht mehr zurückgehen will, der eigentlich irgendwie auch sein zweites Zuhause ist, tut das im Herzen weh", sagte die zweimalige Olympiastarterin für Deutschland.

Auf Training verspürte Langrehr lange keine Lust, wollte am liebsten gar nicht mehr aus dem Haus gehen. "Ich habe wirklich Probleme gehabt, überhaupt aufzustehen", sagt sie. Die Schuld trägt laut Langrehr der Deutsche Verband für Modernen Fünfkampf (DVMF).

"Ich wurde sehr diskreditiert"

Seit Monaten toben dort Machtkämpfe zwischen zwei Lagern, von Mai bis vergangenen Sonntag leitete ein vom Amtsgericht Darmstadt eingesetzter Notvorstand die Geschicke. Dieser gehörte einem der beiden Lager an - nicht demselben wie Langrehr.

Die 27-Jährige habe als gewählte Aktivenvertreterin laut eigener Aussage gemeinsam mit Patrick Dogue immer wieder auf Satzungsverstöße und nicht regelkonformes Vorgehen hingewiesen. Ihre Beharrlichkeit sei in Teilen des zerrütteten DVMF "nicht gut angekommen und hat uns immer mehr und mehr ins Rampenlicht von denen gestellt, die gesagt haben: 'Die wollen wir weg haben.'"

Das Verhalten machte Langrehr mental arg zu schaffen. "Ich will nicht sagen, dass Beleidigungen ausgesprochen worden sind, aber ich wurde sehr diskreditiert", sagt sie. Die Olympiateilnehmerin von Tokio und Paris gilt neben Annika Zillekens als beste deutsche Fünfkämpferin der vergangenen Jahre. Sie sei aber "vom Männerbundestrainer und der damaligen Sportdirektorin" so erniedrigt worden, "dass ich auch nicht mehr das Gefühl hatte, dass ich auch ansatzweise als das angesehen werde".

Rausschmiss aus dem Kader mit immensen Folgen

Im August kassierte Langrehr dann einen bitteren Tiefschlag: Der DVMF schmiss sie und Dogue aus sämtlichen Kadern. Das Duo verlor die Anstellung bei der Bundeswehr und alle damit verbundenen Fördergelder, zudem wurden beide als Aktivenvertreter abgewählt, die Wahl sei aber satzungswidrig gewesen und ihre Nachfolger vom Verbandstag nicht bestätigt worden, sagen beide.

Langrehr musste und wollte sich neu orientieren - und entschied sich für den Schritt nach Charlotte. Auch, dass ihr Vater Jan Langrehr seit vergangenem Sonntag Teil der neu bestimmten DVMF-Doppelspitze ist, die den Verband in ruhigere Gewässer leiten soll, stimmt sie nicht um.

Der Schritt aus Deutschland raus scheint ihr positive Gedanken zu bescheren. Die Verantwortlichen aus den USA hätten sie immerhin "mit warmen Worten umworben", berichtet sie: "Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich da sehr wertgeschätzt werde und auch gewollt bin. Das hatte ich hier in dem Verband überhaupt nicht mehr."

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