Wie der Woltemade-Wechsel für Frust und Sorgen hinter den Kulissen sorgt
Seine Bleibe hatte Nick Woltemade in kürzester Zeit gefunden: Noch vor der Abreise zur Nationalmannschaft entschied sich der Stürmer für ein Apartment, das etwas außerhalb von Newcastle liegt. Weg aus Stuttgart, rein in den rauen Nordosten der Insel – für Woltemade war der nächste Karriereschritt in diesem Transferfenster der große Wunsch. Nachdem die Bayern nicht bereit waren, die geforderte Ablöse zu bezahlen, entschied sich der 23-Jährige für den Schritt in die Premier League.
Newcastle beeindruckte ihn sofort: wegen der Tradition des Klubs, des Stadions – der St. James’ Park gilt als das lauteste in England –, aber natürlich auch wegen des Geldes. Bislang verdiente er in Stuttgart 1,5 Millionen pro Jahr, bei Newcastle sind es sieben bis elf Millionen. Er unterschrieb einen Vertrag über sechs Jahre.
Dabei ging am Ende alles sehr schnell: Mit Bundestrainer Julian Nagelsmann hatte Woltemade – anders als zuvor beim Bayern-Interesse – nicht mehr gesprochen. Newcastle meldete sich am vergangenen Mittwoch erstmals offiziell beim VfB, am Donnerstag wurde der Deal – unter anderem persönlich mit Newcastle-Vertretern rund um die Europapokal-Auslosung in Monaco – festgezurrt und schnell finalisiert. Für Woltemade ist der Wechsel der Jackpot. Für den VfB Stuttgart finanziell auch. Allerdings ist der sportliche Verlust groß und sorgt dafür, dass es hinter den Kulissen gewaltig knirscht.
Der Frust des Trainers
Beim Verkauf von Woltemade war Trainer Sebastian Hoeneß nur Beobachter. Er wurde von Sportvorstand Fabian Wohlgemuth und CEO Alexander Wehrle über den Deal informiert – das ist mit Blick auf die Verantwortlichkeiten in Ordnung. Dennoch schlug Hoeneß am Freitag Alarm, weil er um die Wettbewerbsfähigkeit des Pokalsiegers fürchtet. Denn nach dem Abgang von Enzo Millot ging mit Woltemade der zweite Schlüsselspieler.
Demgegenüber standen lange Transfers von talentierten Spielern, jedoch nicht von Profis, die sofort die Qualität heben. Stuttgart hatte sich unter anderem um Frankreich-Stürmer Wilson Isidor (25/Sunderland) und Conrad Harder (20/ging von Sporting Lissabon zu Leipzig) bemüht, aber nicht bekommen. Hoeneß soll schon vor dem Woltemade-Deal besorgt gewesen sein, danach knallte es intern.
Auf der Pressekonferenz sagte der sonst stets ruhige Hoeneß: „Ich muss deutlich sagen: Bevor Nick transferiert wurde, ist es uns noch nicht ganz gelungen, unsere Dinge auf dem Transfermarkt umzusetzen. Jeder wird verstehen, dass sie sich mit dem Abgang von Nick noch verschärft haben.“ Mit Serhou Guirassy (29/Dortmund), Waldemar Anton (29/Dortmund), Hiroki Ito (26/Bayern), Millot und Woltemade hat der VfB in zwei Jahren fünf absolute Leistungsträger verloren. Gleichzeitig steigen die Ansprüche beim Pokalsieger.
Ein geplatzter Deal verschärft die Lage
An den letzten beiden Tagen des Transferfensters kamen zwei Neuzugänge. Allerdings zu hohen Preisen: Weil die Konkurrenz nun wusste, dass beim VfB Geld vorhanden ist – und eben Druck, Spieler zu holen.
Badredine Bouanani (20/Nizza) hat bei transfermarkt.de einen Marktwert von sieben Mio., kostete aber rund 20 Millionen., Bilal El Khannouss (21/Leicester) wird mit 28 Millionen Euro gelistet, für ihn zahlt der VfB zunächst eine Leihgebühr von 20 Millionen mit anschließender Option. Für Stürmer Hyeon-gyu Oh (24/Genk), der einen Marktwert von 3,5 Millionen hat, wäre der VfB bereit gewesen, mehr als 25 Millionen Euro zu zahlen. Doch der Deal platzte in letzter Sekunde, weil der Stürmer durch den Medizincheck fiel. Das verschärft die Personalnot beim VfB, weil man darauf nicht vorbereitet war – und damit auch die internen Debatten.
Aber auch durch die Deals von El Khannouss und Bouanani wurden die prall gefüllten Kassen schon wieder reichlich geplündert – zumal es Debatten gibt, wie viel Einnahmen aus den Verkäufen von Millot und Woltemade wirklich übrig bleiben. Auf dem Papier sollen es 30 und 85 Millionen sein, allerdings müssen hier Posten wie Berater-Honorare, Boni oder Weiterverkaufsbeteiligungen abgezogen werden.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke