Das Transfer-Fenster hielt auch diesen Sommer die Fußball-Welt in Atem. Seit dem 1. September ist es geschlossen. In seinem neuen Buch „Transfer-Insider“ (riva Verlag) schreibt „Bild“-Fußballchef Christian Falk über neue Transfer-Geheimnisse der Bundesliga, aber auch über die Hintergründe der Millionen-Deals. Neben Beiträgen von Weltmeister-Kapitän Philipp Lahm oder Transfer-Guru Fabrizio Romano (32) schreibt die deutsche Fußball-Legende Lothar Matthäus ein eigenes Kapitel.

Matthäus enthüllt darin alle Spielergehälter seiner Karriere.

1978: 1. FC Herzogenaurach

„Wie die meisten Fußballer startete ich meine Karriere bei meinem Heimatklub. Beim 1. FC Herzogenaurach verdiente ich 100 Mark im Monat plus Prämien. Ich hatte auch bald einen privaten Sponsor. Mein Vater arbeitete als Hausmeister beim Sportartikelhersteller Puma, dem ich bis heute eng verbunden bin. Der Puma-Chef fragte mich eines Tages, wie alt ich denn inzwischen sei. Als ich antwortete, dass ich bald 18 und volljährig werde, meinte er zu mir: ,Siehst du den grünen Golf auf dem Parkplatz da hinten? Wenn du mit 18 deinen Führerschein bestehst, gehört er dir.‘ Das musste er mir nicht zweimal sagen. Direkt nach meiner bestandenen Führerscheinprüfung ging ich zu Puma und legte meinen Führerschein auf den Tresen. Aus Abrechnungsgründen musste ich einen Betrag für einen Kaufbeleg bezahlen. Der Chef hatte die Höhe dafür bereits im Sekretariat für mich hinterlegt. Der Preis betrug 99 Pfennig. Ich legte eine Mark hin und meinte, das würde so passen. Die Sekretärin zahlte mir dennoch den Pfennig aus. Denn: Bei Puma musste die Kasse immer stimmen.“

1979: Borussia Mönchengladbach

„Im Sommer wechselte ich dann zu Borussia Mönchengladbach und unterschrieb meinen ersten Profivertrag. Ich bekam damals ein Grundgehalt von 2500 Mark im Monat. Mit guten Leistungen und weiteren Prämien konnte ich auf 100.000 Mark (im Jahr, d. Red.) kommen. Im Jahr 1981 klopfte Juventus Turin bei mir an. Die italienische Liga war damals die zahlungskräftigste der Welt. Sie machten mir für meine Verhältnisse ein verrücktes Angebot. Sie wollten mein Gehalt verzwanzigfachen. Hätte ich Ja gesagt, hätte ich mit 20 Jahren eine Million Mark netto verdienen können. Ich sagte aber Nein. Dafür verlängerte Gladbach im selben Jahr meinen Vertrag um zwei Jahre. Von nun kam ich auf 220.000 Mark.“

„Es dauerte keine zwei Jahre, da meldeten sich die nächsten Italiener. Diesmal war es Hellas Verona. Wieder war die Offerte höher als mein Gladbach-Verdienst, wenn auch weniger als die Zahlen, die mir Juventus Turin aufgezeigt hatte. Ich hätte bei Hellas 600.000 Mark netto verdient. Mir war meine sportliche Entwicklung allerdings wichtiger, wieder lehnte ich ab. Hans-Peter Briegel muss mir dafür bis heute dankbar sein. Wäre ich zu Verona gewechselt, hätte ich einen der wenigen Ausländerplätze im Kader belegt, die damals erlaubt waren. Sein Wechsel 1984 wäre somit wahrscheinlich nie zustande gekommen, und er hätte nicht mit Verona 1985 die Meisterschaft gewonnen.“

1984: FC Bayern

„Mit meinem Wechsel 1984 zum FC Bayern kam es zu einem erneuten Gehaltssprung. In München bezog ich knapp 500.000 Mark plus Prämien. Der FC Bayern zahlte für mich 2,4 Millionen Mark an Ablöse. Dabei boten mir andere Bundesliga-Klubs sogar mehr Geld. Gladbach wollte mich unbedingt halten, allen voran mein Trainer Jupp Heynckes. Er ging sogar so weit, dass er den Vereinsverantwortlichen vorschlug, 100.000 Mark von seinem Gehalt einzubehalten und es auf mein Angebot draufzupacken. Ob Jupp das wirklich ernst meinte oder vor allem unterstreichen wollte, wie wichtig ich ihm war, weiß ich natürlich nicht. Der 1. FC Köln erhöhte das Bayern-Angebot um bis zu 15 Prozent. Ich entschied mich für den FC Bayern, weil ich Titel gewinnen wollte.“

„Schon zu meiner Zeit gab es für Spieler unmoralische Angebote, auch wenn diese nicht aus Saudi-­Arabien kamen. Ich erinnere mich, dass 1986 die AC Mailand bei mir anklopfte. Die Italiener boten mir eine Million Mark netto, wenn ich einen Vertrag unterschreiben würde. Ich hätte versichern sollen, dass ich im Falle eines Wechsels in die Serie A nur zur AC Mailand gehen würde. Diese Regelung wäre aber nur während der Laufzeit des Dreijahresvertrags gültig gewesen, den sie mir angeboten hatten. Falls ich nicht wechseln würde, dürfte ich das Geld einfach behalten. Bald darauf wurde die SSC Neapel noch konkreter. Eine Delegation des Klubs kam nach München, um mich in einem italienischen Restaurant in Solln zu treffen. Erneut wurde mir eine Million Mark geboten, wenn ich unterschreibe, dass ich nur zu Neapel wechseln würde. Die Neapolitaner hatten anders als die Mailänder das Geld schon mitgebracht; eine Million Mark in Scheinen wartete auf mich in einem Koffer. Ich hätte nur meine Hand danach ausstrecken müssen. Ich gebe zu: Bei dem Gedanken, mit dem Geldkoffer einfach nach Hause zu spazieren, wurde mir etwas mulmig. Wie im Fall von Milan hätte ich auch dieses Geld behalten dürfen, wenn ich nicht nach Italien gehen würde. Ich entschied anders – und unterschrieb nicht.“

1988: Inter Mailand

„Zur Saison 1988/89 wechselte ich vom FC Bayern zu Inter Mailand. Bei Inter verdiente ich nun bereits rund eine Million Mark, und das netto im Jahr. Italien war damals die Topliga in Europa, vergleichbar heute mit dem Stellenwert der Premier League.“

„Die Königlichen wollten mich unbedingt in das weiße Trikot stecken, und ich gebe zu: Auch mich hätte dieser Wechsel sportlich sehr gereizt. Für Inter hätte sich dieses Geschäft finanziell sehr gelohnt. Real Madrid machte ein Angebot für mich von 18 Millionen Mark. Der Inter-­Präsident gab mich aber nicht frei. Als ich Ernesto Pellegrini meinen Wechselwunsch unterbreitete, unterstellte er mir sogar, es ginge mir nur ums Geld. Statt mir meinen Real-Traum zu erfüllen, erhöhte er mir auf seinen eigenen Vorschlag hin das Gehalt um 500.000 Mark. Es war die Differenz, die ich in Madrid mehr verdient hätte.“

1992: FC Bayern

„Für meine Rückkehr nach München war ich bereit, auf Geld zu verzichten, was ich gerne tat. Mein Jahresgehalt betrug in den kommenden Jahren nun 1,2 Millionen Mark. Schon damals wusste ich, dass es Spieler in meiner Mannschaft gab, die mehr verdienten. Das war auch okay für mich. Jeder verhandelt für sich und muss am Ende selbst entscheiden, ob er damit zufrieden ist. In einer Rekordzeit von nur fünf Monaten gab ich im September 1992 mein Comeback, schoss im November darauf gegen Leverkusen sogar das Tor des Jahres. Es war eine schöne Zeit, die ich beim FC Bayern erlebte. Und, ja, sie war auch turbulent. Sie ging bekanntlich als Ära des FC Hollywood in die Geschichte ein. Im Jahr 1999 wurde ich im Alter von 38 Jahren noch einmal Deutschlands ,Fußballer des Jahres‘. Im Jahr darauf stand dann mein letzter Wechsel der Karriere an, mein erster ohne Ablösesumme.“

2000: Metro Stars

„Im März 2000 unterschrieb ich bei den New York Metro Stars in der Major Soccer League, wo ich bis September meine finale Saison spielte. Mein Nettogehalt für diese Spielzeit betrug knapp eine Million Dollar.“

„Die Gehälter haben sich natürlich seither enorm entwickelt. Spieler wie Harry Kane oder Jamal Musiala können beim FC Bayern geschätzt rund 25 Millionen Euro brutto im Jahr verdienen. Ich war nie neidisch auf Spieler, die mehr verdienten als ich, und bin es auch heute nicht. Jede Zeit hat ihre Gehälter und Ablösesummen. Nur eins hat sich in den vergangenen Jahren extrem verändert: die Berichterstattung über Transfers, mit all ihren Begleiterscheinungen wie Signing-fees. Der Transferjournalismus ist heute nicht mehr aus dem Fußball wegzudenken. Wenn wir ehrlich sind, macht er uns allen Spaß, weil die Transfers den Fußball auch in der Zeit zwischen den Spielen so aufregend machen.“

Der Text wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, SPORT BILD, BILD) erstellt und zuerst in SPORT BILD veröffentlicht.

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