Fans warnen UEFA: "Das Ende des Fußballs, wie wir ihn kennen"
NFL und NBA machen es und auch der europäische Fußball steht kurz davor - Pflichtspiele außerhalb der Landesgrenzen. Die Supercups einiger Ligen touren bereits über die Kontinente, doch jetzt soll es auch Ligaspiele treffen. Die Fans sind außer sich, DFL-Boss Watzke erteilt den Plänen eine klare Absage.
Hunderte von Fangruppen aus ganz Europa haben sich gegen mögliche Ligaspiele europäischer Klubs außerhalb des Kontinents ausgesprochen. "Leidenschaft kann man nicht exportieren", hieß es in einem an die UEFA adressierten Brief der Fan-Organisation "Football Supporters Europe" (FSE). Sowohl die spanische La Liga als auch die italienische Serie A wollen bereits in dieser Saison Punktspiele in den USA beziehungsweise in Australien austragen. Villarreal soll noch im Dezember in Miami gegen Barcelona antreten und zwei Monate später könnte es in Perth, Australien zum Aufeinandertreffen zwischen Como und Milan kommen.
"Sollte das passieren, wäre es das Ende des Fußballs, wie wir ihn bislang kennen", sagte Ronan Evain, Executive Director der FSE, in einem begleitenden Statement. "UEFA, FIFA, die nationalen Ligen und Verbände haben eine Verpflichtung, das Spiel zu schützen und diesen unsinnigen Vorschlag abzulehnen."
Großes Vertrauen aber in die Entscheidungen der Verbände spricht nicht aus dem Brief. Dort wird mit drastischen Worten ein dunkles Szenario bezüglich einer möglichen Öffnung des europäischen Fußballs für andere Märkte gemalt. Sollte dieser "Angriff auf das Wesen des Fußballs" gelingen, werde die "Büchse der Pandora mit unvorhersehbaren Folgen geöffnet", heißt es in dem Brief der FSE.
UEFA diskutiert, Watzke erteilt klare Absage
Eine Genehmigung der Punktspiele europäischer Ligen außerhalb der Landesgrenzen käme einer "Perversion des Fußballs zum alleinigen Zweck der Unterhaltung und der kurzfristigen Gewinnmaximierung" gleich. Spiele im Ausland würden die Integrität des Wettbewerbs verletzen und die wichtigsten Grundlagen einer jeden Meisterschaft, die der Heim- und Auswärtsspiele, untergraben. Der Fußball drohe so seine lokale Identität zu verlieren.
"Fußballvereine sind weder Unterhaltungsunternehmen noch Wanderzirkusse", schrieb die Fan-Organisation. "Sie existieren zum Wohle der Menschen vor Ort und bieten ein Gefühl der Zugehörigkeit, gerade da, wo Fans seit Generationen Heimspiele im eigenen Stadion besuchen."
Am kommenden Donnerstag wird das Thema Auslandsspiele im UEFA-Exekutivkomitee diskutiert. Dort sitzt mit Hans-Joachim Watzke auch ein deutscher Vertreter. Nach seiner Wiederwahl zum Sprecher des Präsidiums und Aufsichtsratsboss der Deutschen Fußball Liga (DFL) am Mittag erteilte Watzke den Plänen von Auslandsspielen aus deutscher Sicht eine klare Absage. "Solange ich bei der Liga in der Verantwortung stehe, wird es kein Pflichtspiel im Ausland geben. Punkt. Das ist nicht interpretationsfähig", sagte er. Der Noch-Geschäftsführer von Borussia Dortmund und Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) habe eine "klare Meinung", die er "auch in den internationalen Gremien vertreten" werde: "In der UEFA ist meine Position auch relativ klar. Ob das dann die Mehrheitsmeinung sein wird, kann ich nicht sagen."
EU-Kommissar wittert "Verrat"
UEFA-Präsident Aleksandr Čeferin hatte in der vergangenen Woche dem Magazin "Politico" gesagt, dass er von der Idee nicht begeistert sei, rechtlich aber kaum Spielraum habe, sich gegen die Pläne der nationalen Verbände Spaniens und Italien zu stellen -"und beide Verbände haben zugestimmt", ergänzte er. Sollten die UEFA und der US-Verband sowie die CONCACAF sich nicht gegen die Pläne stellen, entscheidet die FIFA.
Die FIFA und auch der US-Verband hatten in diesem Jahr einen Streit mit dem US-Vermarkter Relevent beigelegt, bei dem es um mögliche Spiele anderer Ligen in den USA ging. Pläne für ein Ligaspiel zwischen Girona und Barcelona im Jahr 2019 waren unter anderem vom US-Verband blockiert worden. Relevent vermarktet seit 2024 ebenfalls die UEFA Champions League in den USA und wird dies ab 2027 weltweit tun. Auch die Bundesliga lässt sich von Relevent in den Amerikas beraten. Das Unternehmen gehört Stephen Ross, dem Besitzer des NFL-Teams Miami Dolphins. Das "Hard Rock Stadium" in Miami, Austragungsort des Eröffnungsspiels der FIFA-Klub-WM 2025, gehört ihm ebenfalls.
Glenn Micallef, der EU-Kommissar für Sport, hatte mögliche Spiele außerhalb Europas in der vergangenen Woche stark kritisiert und sich "schwer enttäuscht" über die Pläne gezeigt: "Europäische Wettbewerbe müssen in Europa ausgetragen werden. Europäischer Fußball muss in Europa bleiben", schrieb er auf X. Die Idee käme einem "Verrat" gleich und habe nichts mit "Innovationen" zu tun.
DFL gegen Auslandsspiele
Die DFL hatte sich zuletzt wiederholt gegen Auslandsspiele der Bundesliga gestellt. Als die Liga im vergangenen Monat eine Absichtserklärung mit dem australischen Staat Queensland, dem Gastgeber der Olympischen Sommerspiele 2032, unterzeichnete, positionierte sich Kevin Sim, der Leiter der Asien-Dependance der Liga, erneut klar. "Die Bundesliga glaubt nicht daran, dass dies der beste Weg ist, um den lokalen Fußball in den Märkten zu entwickeln, zitierte ihn die "Brisbane Times".
Die DFL wolle lieber mit lokalen Stakeholdern wie dem australischen Verband oder australischen A-League zusammenarbeiten, um das Spiel nachhaltig zu entwickeln. Ebenfalls anwesend bei dem Termin war der Leiter des Asien-Büros von Borussia Dortmund, Suresh Letchmanan. Die "Brisbane Times" vermeldete, dass es schon bald zu einem Freundschaftsspiel zwischen Borussia Dortmund und dem FC St. Pauli in Brisbane kommen könnte, nur eben keinem Ligaspiel.
Die Supercups der Ligen aus Spanien, Frankreich und Italien finden schon länger nicht mehr innerhalb der eigenen Landesgrenzen statt. La Liga gastiert in Saudi-Arabien, Italien war zuletzt auch im Gastgeberland der WM 2034 aufgeschlagen, der Ligue-1-Supercup findet sich auf einer ewigen Tour über die Kontinente. Auch der Bundesliga steht diese Möglichkeit laut der Spielordnung offen.
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