"Ich könnte ausrasten, wenn ich über das Thema rede"
Mitch Kniat ist nach der ersten Saisonniederlage mächtig sauer. Es ist die Nachspielzeit, die den Trainer von Dynamo Dresden wahnsinnig auf die Palme bringt. Sein Kapitän kommentiert die ewige Zugabe, in der ein Zaubertor das Spiel entscheidet, mit Zynismus.
Die neue Nachspielzeitregelung sorgt weiter für großen Ärger in der Bundesliga und der 2. Bundesliga. Arminia Bielefelds Spieler und der Trainer Mitch Kniat stimmen nach dem 1:2 (0:1) (Highlights bei RTL+) gegen Dynamo Dresden in den Chor der Verständnislosen ein. "Ich könnte ausrasten, wenn ich über das Thema rede", sagte Kniat nach dem Spiel. "Man kann über Handspiele, man kann über Foulspiele diskutieren. Das ist eine Grauzone, da gibt es nicht nur Schwarz und Weiß. Bei Nachspielzeiten gibt es aber mittlerweile auch kein Schwarz und Weiß mehr."
Nach einer umstrittenen Roten Karte in der 75. Minute spielten sie inklusive der Nachspielzeit 28 statt der eigentlichen 15 Minuten in Unterzahl. Ganz am Ende brachen sie zusammen und übten danach heftige Kritik. Wie bereits am Vorabend Bochum-Trainer Dieter Hecking, der sich über nur drei Minuten Nachspielzeit beim 1:2 (0:0) auf Schalke gewundert hatte.
"Damit habe ich Probleme"
In der Bundesliga und der zweiten Liga sollen pro Tor und Auswechslungen jeweils 30 Sekunden nachgespielt werden. Dazu gibt es eine Echtzeit-Erfassung von Verletzungsunterbrechungen, VAR-Checks und äußeren Einflüssen wie beispielsweise Pyrounterbrechungen oder Gewitter. Der zweite Videoassistent protokolliert alle Vorkommnisse und gibt die Infos an den Schiedsrichter weiter, der letztlich über die Nachspielzeit entscheidet.
"Auf einer Stoppuhr sind drei Knöpfe", sagte Kniat. "Play, Pause und Zurücksetzen. Ich muss immer nur den Knopf drücken, damit ich die genaue Nachspielzeit rausbekomme." Das aber führte an diesem Wochenende zu unterschiedlichen Ergebnissen, wie Kniat bemerkte. Der Bielefeld-Trainer war am Vorabend selbst bei der Partie Schalke gegen Bochum und sah dort, wie es zu nur drei Minuten Nachspielzeit kam. "Wir haben das gestern auf Schalke gesehen, dass das nicht so funktioniert und da habe ich Probleme mit."
Bei einem Freistoß, argumentierte Kniat bissig, gebe es auch immer nur einen Abstand von der Mauer und nicht "einmal sieben Meter, einmal acht Meter und einmal 14 Meter." Doch in der bisherigen Saison sei die Nachspielzeit kaum berechenbar, obwohl dort nun auch die Regeln klar definiert seien.
Zynismus beim Kapitän
Bielefeld, der bisherige Tabellenführer der 2. Bundesliga, kassierte den entscheidenden Treffer durch einen wunderbaren Fallrückzieher in der zehnten Minute der Nachspielzeit des Spiels. In der zweiten Halbzeit war zuvor ein Tor gefallen, zusätzlich hatte es noch zwei Eingriffe des VAR gegeben. Das Schiedsrichterteam um Tom Bauer hatte auf insgesamt elf Minuten Nachspielzeit entschieden. Als Bauer das Spiel beendete, waren es sogar beinahe 13 Minuten.
"Das war richtig cool, richtig cool", sagte Bielefelds sichtlich erboster Kapitän Mael Corboz nach dem Spiel über die Nachspielzeit. "Gestern [auf Schalke, Anm. d. Redaktion] waren es drei Minuten mit fünf Wechseln und zwei Toren. Heute sind es auf einmal elf Minuten und wir spielen zu zehnt. Wir haben 25 Minuten gelitten. Sind nur hinterhergelaufen. Nur, weil einer eine Idee hatte und elf Minuten dazugepackt hat."
Joel Grodowski, Bielefelds Torschütze zum zwischenzeitlichen 1:1, war ebenfalls nicht gut auf Schiedsrichter Tom Bauer und die Nachspielzeitregelung zu sprechen. "Ich finde das ein bisschen quatschig alles. Mal gibt es zwei oder drei Minuten und man denkt, wie kann das sein? Und heute gibt es wieder elf Minuten", sagte er. "Ich glaube, da müssen sie sich eine neue Regelung überlegen."
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