Lance Stroll fährt seit 2017 in der Formel 1 - aber schon länger nur noch, weil er der Sohn des Besitzers von Aston Martin ist? Diesen Vorwurf gibt es immer wieder. Deutlich wird nun Ralf Schumacher. Und er begründet das nicht nur mit den fehlenden sportlichen Erfolgen.

Seit mehr als einem Jahr immer der Verlierer: Lance Strolls Qualifying-Bilanz gegen seinen Teamkollegen Fernando Alonso ist verheerend. Das letzte Mal, dass sich der 26-Jährige im Aston-Martin-Duell in einer Formel-1-Qualifikation durchsetzen konnte, war in Silverstone am 6. Juli 2024. Für den Rennstall ist das ein echtes Problem. Schließlich ist der zweimalige Weltmeister Alonso 44 Jahre alt - die Zukunft müsste eigentlich sein erst 26-jähriger Teamkollege prägen.

Doch die Statistiken sprechen gegen Stroll. Laut Motorsport-Magazin.com ist er gar der schlechteste Qualifying-Pilot in der Geschichte der Formel 1. Beim fünften Saisonrennen, dem Großen Preis von Saudi-Arabien, holte sich Stroll unfreiwillig den Rekord für die meisten Ausfälle im Q1 - 75-mal kam er nicht weiter. Er rechtfertigte die Negativ-Bestmarke mit dem schlechten Material. Allerdings fährt Alonso mindestens weitgehend dasselbe Material und kam meist weiter in Q2.

Dass Aston Martin dennoch an Stroll festhält, kann auch nicht an den Erfolgen im dann folgenden Rennen liegen. Denn in 179 Rennen in der Formel 1 hat Stroll es erst dreimal aufs Podest geschafft. 2017 (noch im Williams) wurde er beim Großen Preis von Aserbaidschan Dritter, 2020 folgten ebenfalls zwei dritte Plätze bei den Rennen in Monza und Bahrain. Die vergangene Saison beendete er nur als 13. in der Gesamtwertung. Alonso schaffte es immerhin auf Platz neun - er holte dabei mehr als doppelt so viele Punkte wie Stroll (70 zu 24). In diesem Jahr liegen die beiden mit jeweils 26 Punkten immerhin gleichauf.

Vater als Protégé

Schon länger muss sich Aston Martin den Vorwurf gefallen lassen, Stroll nur zu beschäftigen, weil sein Vater Lawrence Stroll der Rennstall-Besitzer ist. Seit klein auf hat er die Karriere seines Sohnes finanziert. Zwar war der Kanadier mal ein verheißungsvolles Talent, diesen Status hat er aber längst verloren. Seit 2017 fährt er bereits in der Formel 1, Erfahrung hat er genug gesammelt.

Der frühere Formel-1-Fahrer Ralf Schumacher teilt deswegen einen harschen Rat an Lawrence Stroll aus: "Wenn er wirklich Weltmeister werden will, muss er seinen Sohn entlassen", sagte er der "Bild"-Zeitung. "Der Vater muss entscheiden: Gefühl oder Erfolg. Wenn er es ernst meint, muss er für 2026 die Fahrerpaarung komplett überdenken."

Es ist nicht das erste Mal, dass Schumacher den Rennstall ins Visier nimmt. Es entwickelte sich offenbar bereits eine Fehde zwischen Aston Martin und Schumacher, mit Folgen für dessen Arbeitgeber Sky. Dem TV-Sender verweigerte Teamchef Mike Krack nämlich beim Großen Preis von Ungarn ein Interview.

Dabei ist Schumacher nicht der Einzige, der Stroll anzählt. Ähnlich hatte sich auch schon Nico Rosberg geäußert. Der Weltmeister von 2016 sagte im Juni bei Sky: "Man muss sich vorstellen, was für eine schwierige Situation das für den Vater ist. Er muss entscheiden, ob er jemand anderen nimmt und irgendwann seinen eigenen Sohn entlässt. Das ist eine Horror-Situation."

"Nicht überzeugend genug"

Schumacher bezieht sein jüngstes Urteil nicht nur auf den fehlenden sportlichen Erfolg, sondern begründet es auch mit dem Wirken Strolls. Er sorge für schlechte Laune im Team, so der Vorwurf. Seinen Boliden bezeichnete Stroll in Silverstone als "die größte Scheiß-Karre, die ich je gefahren bin". Kritik am eigenen Team kommt nicht gut an.

Bereits im März hatte sich Stroll einen Shitstorm eingefangen, als er seinen eigenen Physiotherapeuten nach seinem Aus in Q1 von Katar geschubst hatte. Zudem hatte er sein Lenkrad aus dem Auto geschmissen und sich nur mürrisch und extrem kurz angebunden den verpflichtenden TV-Interviews gestellt.

Im Juni hatte Stroll bei seinem Heimrennen in Montreal Kritik für seinen Auftritt bei der Pressekonferenz einstecken müssen, als er nur sehr widerwillig Stellung zu seiner plötzlichen Absage des Barcelona-Rennens zwei Wochen zuvor genommen hatte. Sky hatte da etwa von einem "extrem flapsigen" und "desinteressierten" Fahrer gesprochen und infrage gestellt: "Hat er noch Spaß an der Formel 1?" Einsatzleiter Mike Krack hatte Stroll verteidigt: "Wir erleben jemand anderen in den Debriefings oder im täglichen Umgang. Das passt gar nicht zu dem Bild von außen."

Doch die Kritiker verstummten nicht, siehe Schumacher oder Rosberg. Auch Ex-Rennfahrer Timo Glock hatte die fehlende Konstanz bei Sky bemängelt: "Wenn man sich die Leistung in den letzten Jahren anschaut, dann war sie im Schnitt nicht überzeugend genug, um mit dem Team den nächsten Schritt zu machen." Denn es geht nicht nur um Erfolge, sondern damit verbunden auch um Finanzielles. Wer immer nur hinterherfährt, macht Verluste. Darüber wird irgendwann auch ein Milliardär nicht mehr hinwegsehen können. Der Vertrag seines Sohnes beim Rennstall gilt allerdings auch noch für das kommende Jahr.

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