Der Rechtsstreit um die norwegischen Skispringer wegen ihrer manipulierten Anzüge zieht sich weiter hin. Ein Freispruch ist wohl vom Tisch, denn Marius Lindvik und Johann André Forfang werden jetzt wegen Verstößen gegen den FIS-Ethikkodex angeklagt. Doch Andreas Wellinger profitiert davon voraussichtlich nicht.

Marius Lindvik und Johann André Forfang sind nach dem Anzugskandal gerade erst auf die Schanze zurückgekehrt, da droht schon die nächste Sperre: Fünf Monate nach dem Eklat bei der WM in Trondheim müssen sich die norwegischen Skispringer auf eine erneute Zwangspause einstellen. Besonders lange wird diese aber wohl nicht ausfallen, auch ein nachträglicher WM-Titel für Andreas Wellinger ist nun unwahrscheinlich.

Fest steht: Weltmeister Lindvik, Teamkollege Forfang und drei norwegische Funktionäre werden wegen Verstößen gegen den FIS-Ethikkodex angeklagt, alles deutet auf eine Sperre hin. Sowohl Lindvik als auch Forfang hatten auf einen Freispruch gehofft. Beide wollen von der Manipulation ihrer Anzüge durch das Trainerteam bei der Heim-WM nichts gewusst haben.

Nachweise für eine Beteiligung der Springer ließen sich auch in der fünfmonatigen, unabhängigen Untersuchung wohl nicht finden. "Es wurden keine Umstände entdeckt, die darauf hindeuten, dass unsere Klienten Kenntnis von Umständen hatten, die gegen die Vorschriften verstoßen", heißt es in einer Mitteilung der Rechtsabteilung des norwegischen Gewerkschaftsbunds LO an den norwegischen Rundfunk NRK.

Trainer-Trio wohl für längere Zeit raus

Laut NRK strebt die FIS dennoch eine dreimonatige Sperre für Lindvik und Forfang an. Die Strafe begründet sich laut LO mit dem Vorwurf, dass beide Springer "mehr hätten wissen müssen". Nach dem Bekanntwerden des Videos war die Hauptschuld dem Trainerteam um den später suspendierten norwegischen Chefcoach Magnus Brevig angelastet worden, das Trio soll wohl für 18 Monate aus dem Verkehr gezogen werden.

Zahlreiche Konkurrenten äußerten an der offiziellen Darstellung Zweifel. "Als Skispringer merkst du sofort, wenn an deinem Anzug rumgefummelt wurde", sagte etwa Wellinger, der in Trondheim im WM-Wettkampf von der Normalschanze Silber hinter Lindvik geholt hatte und an den bei einer nachträglichen Disqualifikation des Norwegers Gold gehen würde. Die Behauptung, die manipulierten Anzüge seien nur im letzten WM-Wettkampf benutzt worden, wirkt jedenfalls seltsam. Lindvik und Co. hatten bis dahin eine überaus starke WM gesprungen, ein Anlass für spontane Änderungen bestand also nicht - schon gar nicht ohne Rücksprache mit den Athleten.

Zwei Norweger freigesprochen

Erst unmittelbar nach der Entscheidung von der Großschanze am 8. März waren Lindvik und Forfang disqualifiziert worden, der zunächst zweitplatzierte Lindvik war schon auf dem Weg zur Siegerehrung. Für den Rest der Saison wurde das gesamte WM-Team vorsorglich gesperrt, Robin Pedersen und der inzwischen zurückgetretene Robert Johansson wurden allerdings jetzt freigesprochen.

Für die Konkurrenz geht die Ungewissheit somit weiter. "Wir begrüßen die aktuelle Entwicklung und warten nun auf eine endgültige Entscheidung", sagte Bundestrainer Stefan Horngacher. Olympiasieger Lindvik hatte am Samstag das erste Springen der Sommersaison vor dem Deutschen Philipp Raimund gewonnen.

Norwegens Verband reagiert indes mit Enttäuschung auf die drohende Sperre. "Es ist eine gute Nachricht, dass die Untersuchung ergeben hat, dass Forfang und Lindvik nicht wussten, was mit ihren Sprunganzügen passiert ist", sagt Norwegens Sprungchef Jan Erik Aalbu zu NRK: "Ich bin daher sehr überrascht, dass Anklage erhoben wurde." Immerhin: Lindvik und Forfang dürfen vorerst weiter an Wettkämpfen teilnehmen, bis das Ethikkomitee der FIS über das endgültige Strafmaß entscheidet.

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