"Absurd": Fortuna-Boss spricht über Antisemitismus-Vorwurf
Die Nicht-Verpflichtung des israelischen Fußballers Shon Weissman bei Fortuna Düsseldorf schlägt hohe Wellen. Die Fanszene des Zweitligisten protestierte gegen seine Äußerungen zum Gaza-Krieg. Den Vorwurf des Antisemitismus hält Sportvorstand Klaus Allofs allerdings für "absurd".
In der Debatte um die nicht erfolgte Verpflichtung des israelischen Fußball-Nationalspielers Shon Weissman hat Fortunas Sportvorstand Klaus Allofs einen Antisemitismus-Vorwurf entschieden zurückgewiesen. "Der ist absurd, um das mal ganz deutlich zu sagen", sagte Allofs vor dem Düsseldorfer Spiel in der 2. Fußball-Bundesliga gegen Hannover 96 beim TV-Sender Sky.
"Wenn wir wirklich in diese Richtung denken würden, aus welchem Grund sollten wir uns dann intensiv mit einem israelischen, mit einem jüdischen Spieler beschäftigen?", meinte der 68-Jährige. Die Vorgehensweise sei richtig gewesen. "Fehler würde ich nicht sagen. Wir haben uns bemüht, einen Spieler zu verpflichten und ich glaube, das ist legitim", sagte Allofs. "Das gehört auch zu unseren Werten, dass wir uns nicht mit Vorurteilen beschränken und dass wir das von vornherein ausschließen."
Eine "schnellere Reaktion" wäre vielleicht besser gewesen, räumte Allofs ein. Er verteidigte aber das Vorgehen von Fortuna Düsseldorf: "Wir wollten ganz bewusst das Gespräch mit der jüdischen Gemeinde abwarten." Der Klub habe die Verpflichtung intensiv geprüft und dann beschlossen, dass sie in der Gesamtkonstellation nicht gut für die Fortuna sei.
Widerstand in Fan-Foren
Weissman hatte im Kontext des Gaza-Krieges nach dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 Social-Media-Posts abgesetzt, die weit über eine sachliche Kritik hinausgingen. Laut dem israelischen Nachrichtenportal "Walla" hatte er auch Beiträge geliked, die die Auslöschung Gazas forderten. Zu Wochenbeginn hatte es in Fan-Foren und sozialen Netzwerken Widerstand gegen den geplanten Transfer des 29-Jährigen gegeben. Auch eine Petition wurde gestartet. Fortuna hatte daraufhin am Dienstag mitgeteilt, von der Verpflichtung abzusehen, ohne dies zunächst weiter zu begründen.
Am Freitagabend hatte der Klub dann eine längere Stellungnahme abgegeben. Vorausgegangen war ein Austausch zwischen dem Klub, Vertretern der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf und dem Antisemitismus-Beauftragten der Stadt. "Leider ist aus einem eigentlich unpolitischen Vorgang, einen Spieler zu verpflichten, ein Politikum geworden", hieß es im Statement des Zweitligisten. "Wir haben am Ende festgestellt, dass sich seine in den sozialen Medien getätigten Aussagen und der anschließende Umgang damit nicht mit unseren Werten in Einklang bringen ließen", hieß es weiter. Dies und die sich daraus unvermeidlich ergebende Polarisierung seien "keine guten Wegbegleiter für eine erfolgreiche Saison", erklärte der Verein.
Weissman selbst hatte zuvor nach dem Wirbel um seine Social-Media-Aktivitäten bei Instagram erklärt, dass "der gesamte Kontext nicht berücksichtigt wurde". Sein Management teilte der "Rheinischen Post" mit, Weissman bedauere "die Likes und Kommentare aus tiefstem Herzen".
Die Jüdische Gemeinde hatte nach der Nicht-Verpflichtung von einer "Anti-Israel-Kampagne gegen den israelischen Fußballer Shon Weissmann" gesprochen. Im Austausch mit Fortuna bezeichnete sie das Vorgehen des Vereins nun als "unglücklich". Gerade angesichts des zunehmenden israelbezogenen Antisemitismus habe Fortuna ungewollt Zeichen gesetzt, die für die Jüdische Gemeinde problematisch seien, hieß es.
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