„Da rollen die Tränen“ – Zwei geplatzte Medaillenträume und ein bitteres Vorlauf-Aus
Der Jubel im Team der deutschen Schwimmer ist bei den Weltmeisterschaften in Singapur erst einmal verebbt und Enttäuschung gewichen. Nach den Festtagen im Freiwasser, als Florian Wellbrock dreimal Einzelgold geholt und zudem mit der Staffel triumphiert hatte, und dem WM-Titel von Olympiasieger Lukas Märtens zum Start der Beckenwettbewerbe begann der Montagvormittag mit einer unschönen Überraschung. Und es wurde bei den Finals am Nachmittag nicht besser, bis Luca Armbruster dann doch noch für Jubel im deutschen Block auf den Zuschauerrängen sorgte – wenn auch nicht durch eine Medaille.
Das Fazit aber lautet: ein enttäuschender Tag für die deutschen Schwimmer. Bei Angelina Köhler flossen angesichts des geplatzten Medaillentraums Tränen.
Der Reihe nach. Der Vormittag ist stets den Vorläufen vorbehalten und dort musste Isabel Gose ran. Am Vortag hatte die 23-Jährige, die zur Siegerstaffel im Freiwasser gehörte, noch mit Platz fünf über 400 Meter Freistil zufrieden die Schwimmhalle verlassen. Schließlich hat sie ihre Stärken auf den längeren Distanzen, gewann bei den Olympischen Spielen in Paris Bronze über 1500 Meter. Doch ausgerechnet über diese Strecke war in Singapur am Montag bereits im Vorlauf Schluss.
Gose kam auf Rang neun und verpasste das Finale mit ihrer Zeit von 16:08,41 Minuten um gerade mal 22 Hundertstelsekunden – auf dieser langen Distanz ein kleiner Abstand. „Es ist ein bisschen das eingetroffen, wovor ich gestern so viel Angst hatte“, sagte die Magdeburgerin: „Vielleicht war die Skepsis, mit der ich hier rangehe, zu präsent in meinem Kopf. Es hat sich ganz anders angefühlt als gestern.“
Und weiter: „Ich glaube, dass der eigene Erwartungsdruck dann doch höher ist, als man denkt.“ Für Gose gilt nun, sich schnellstmöglich körperlich und mental zu erholen, um sich über 800 Meter Freistil erfolgreich zurückzumelden.
Matzerath und Köhler gehen leer aus
In den ersten beiden Finals des Tages waren die Hoffnungen der deutschen Mannschaft dann groß, eine, vielleicht sogar zwei Medaillen feiern zu können. Die Chancen jedenfalls waren da.
Den Anfang machte Lucas Matzerath, Olympia-Fünfter des Vorjahres über 100 Meter Brust und WM-Fünfter 2023, als ihm nur 15 Hundertstel zum Podest fehlten. In Singapur nun sollte es endlich klappen, doch am Ende wurde es Rang sechs in 59,14 Sekunden – vier Zehntel über seinem deutschen Rekord und 26 Zehntel hinter dem Bronzerang. Es siegte der Chinese Qin Haiyang. Matzeraths Teamkollege Melvin Imoudu, Olympia-Vierter aus Paris, war bereits am Sonntag im Halbfinale von Singapur knapp gescheitert.
Direkt nach Matzeraths Endlauf wollte Angelina Köhler ihre Medaillenchance über 100 Meter Schmetterling nutzen. Zwar hatte sie ihr sensationelles WM-Gold 2024 in Abwesenheit anderer Topathletinnen erkämpft, doch in diesem Jahr war bis zu diesem Zeitpunkt nur die übermächtige Gretchen Walsh aus den USA schneller geschwommen als die Berlinerin. Und: 2024 in Paris war sie als Vierte knapp an der erhofften Olympiamedaille vorbeigeschrammt.
Aber auch Köhler verpasste in Singapur den angepeilten Podestplatz und landete wie Matzerath auf Rang sechs. In 56,57 Sekunden fehlten ihr zum Bronzerang der Australierin Alexandria Perkins 24 Hundertstelsekunden. Gold gewann Weltrekordlerin Walsh. Während Köhler getröstet werden musste und durch die Interviewzone eilte, ergriff ihr Trainer das Wort. „Direkt nach dem Rennen, da rollen die Tränen. Da ist man einfach tierisch enttäuscht – von sich selbst, von dem Rennen an sich und von der Chance, die da war heute. Die Medaillen waren nicht weit weg“, sagte Lasse Frank.
Zweimal deutscher Rekord an zwei Tagen
Im dritten Finale des Tages stieg für Deutschland Luca Armbruster auf den Startblock – über die Sprintdistanz von 50 Meter Schmetterling, die 2028 in Los Angeles erstmals olympisch sein wird. Für Armbruster, der im Halbfinale in 22,91 Sekunden seinen eigenen deutschen Rekord verbessert hatte, war der Finaleinzug ein Erfolg. Als Favoriten galten andere.
Der 23-Jährige überzeugte beim Sieg des Franzosen Maxime Grousset (22,48 s) dann erneut, schwamm in 22,84 wieder eine nationale Bestmarke und landete damit auf Platz sechs. Der dritte sechste Rang des Tages für das deutsche Team, aber einer, der Athlet und Mannschaft jubeln ließ.
*Die WM wird nicht live im Fernsehen übertragen. Das ZDF streamt die Finals im Beckenschwimmen auf zdf.de; auf eurovisionsport.com sind die Rennen ebenfalls live zu sehen (einmalige kostenlose Anmeldung).
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