Wellbrock feiert mit WM-Gold ein fulminantes Comeback
Mit langen, ruhigen, kraftvollen Zügen schwimmt Florian Wellbrock an der Spitze des Feldes, er kontrolliert dieses WM-Rennen über zehn Kilometer, wirkt stark und unbeeindruckt von der vorherigen Rennverschiebung durch zu schmutziges Wasser. Auch die etwa 30 Grad Wassertemperatur scheinen ihm nichts anzuhaben, er krault an der Spitze, zieht die anderen im Wasserschatten hinter sich her – bei Halbzeit das gleiche Bild wie bei dreiviertel des Rennens sowie wenige 100 Meter vor dem Ziel. Er führt das Rennen fast seit Beginn an. Meldet sich Wellbrock bei dieser WM in Singapur zurück?
Die Besten vier Schwimmer des Feldes liegen nun eng beieinander. Der Kampf um Gold, Silber, Bronze – er entbrennt vor der zu Singapur gehörenden Insel Sentosa. Am Ende gelingt Wellbrock tatsächlich der große Coup: Der 27 Jahre alte Magdeburger gewinnt an diesem Mittwoch WM-Gold im Freiwasser vor dem Italiener Gregorio Paltrinieri. Der zweite Deutsche, Oliver Klemet, verpasst eine Medaille hingegen um eine Fingerspitze, wird Vierter. Klemet hatte in Paris noch Silber gewonnen.
Es ist mehr als nur Wellbrocks elftes Edelmetall bei Weltmeisterschaften – nach den für ihn so enttäuschen Olympischen Spielen von Paris, als er im Becken zweimal im Vorlauf ausschied und im Freiwasser als Olympiasieger enttäuschter Achter wurde, bedeutet dies die triumphale Rückkehr auf großer Bühne.
Dass dieses Rennen überhaupt gestartet wurde, war lange Zeit unsicher gewesen. Allerdings: Was die Organisatoren ursprünglich unbedingt vermeiden wollten, geschah nun doch: ein Wettbewerb im Freiwasser zur Mittagszeit mit Startschuss um 13 Uhr Ortszeit. Dann also, wenn sich das eh schon warme Wasser vor der Insel Sentosa noch weiter erwärmt. Das Limit des Weltverbandes liegt bei 31 Grad – 30,5 hatte es teilweise beim Training.
Ursprünglich war deshalb vorgesehen, die Rennen in den frühen Morgenstunden zu starten. Aber daraus wurde nichts: Das Wasser vor dem ersten Rennen am Dienstag war zu dreckig und überschritt die Grenzwerte. Zwar hatte Bundestrainer Bernd Berkhahn zuvor von „optisch nicht schönem Wasser dicht an großen Frachtern“ berichtet, aber wenig paradiesische Bedingungen sind die Freiwasserschwimmer gewohnt. Mit einer Überschreitung der Grenzwerte und einer Verschiebung hatten sie nicht gerechnet.
Bundestrainer Berkhahn verärgert
Aber sie kam – und zwar mitten in der Nacht vor dem Zehn-Kilometer-Rennen der Frauen, das am Dienstag um 8 Uhr Ortszeit (2 Uhr MEZ) hätte beginnen sollen. Genau sieben Stunden vorher wurde es abgesagt. „Warum so eine Meldung erst so spät in der Nacht veröffentlicht wird, kann ich nicht nachvollziehen“, sagte Berkhahn.
Dass das Wasser nicht wirklich sauber ist, sei klar gewesen, sagte die 25 Jahre Lea Boy. „Aber dass die Wasserqualität so schlecht ist, war uns eigentlich nicht so bewusst.“
Plan B sah vor, dass die Männer in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch um 1.30 Uhr (MEZ) und somit eine halbe Stunde früher als geplant und die Frauen um 4.15 Uhr starten. Aber auch dies musste korrigiert werden: Der Weltverband World Aquatics teilte den Teams mit, dass die Wasserqualität am Palawan Beach immer noch nicht akzeptabel sei. Und verschob auf die Mittagsstunde – dieses Mal fiel der Startschuss für den Kampf um die WM-Medaillen dann tatsächlich. Die Frauen folgen danach.
Erinnerung an die Olympischen Spiele von Paris
Tatsächlich ist dreckiges Wasser kein neues Thema im Freiwasserschwimmen. Probleme hat es auch in der Vergangenheit schon gegeben. Dass es nun nach Olympia 2024 in Frankreich allerdings schon wieder beim Saisonhöhepunkt zu Schwierigkeiten kommt, ist mehr als unglücklich.
Bei den Sommerspielen von Paris hatte die Wasserqualität in der Seine den Organisatoren große Probleme bereitet. Bei den Triathleten wirkte sie sich direkt auf den Wettkampfplan aus. Zudem waren Schwimm- und Triathlon-Trainings im Fluss abgesagt worden.
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