Tadej Pogacar nimmt seinem großen Konkurrenten in den ersten Tagen der Tour eine Menge Zeit ab. Doch der Rad-Dominator muss einen bitteren Verlust hinnehmen - und der kann für den Slowenen noch schmerzhaft werden.

Auf den ersten Blick ist am ersten Ruhetag bei der Tour de France nach zehn anstrengenden und ereignisreichen Etappen bei Superstar Tadej Pogacar alles prächtig: 1:17 Minuten hat der so gefräßige slowenische Radsport-Gigant dem großen, wahrscheinlich einzigen Konkurrenten Jonas Vingegaard schon abgenommen, auch das Gelbe Trikot trug der dreimalige Toursieger schon. Die ersten vorsichtigen Attacken von Vingegaards Visma-Team konnte er locker abreiten. Doch Deutschlands Radlegende Jan Ullrich ist sich sicher: Bei Pogacar herrscht keine blendende Laune. Und das hat nichts damit zu tun, dass Pogacar auf der zehnten Etappe das Gelbe Trikot an Ben Healy verlor. Schwer wiegt der Verlust seines wichtigsten Helfers Joao Almeida, der am Wochenende aussteigen musste.

"Das ist schon heftig. Almeida war der absolut beste Helfer in den Bergen für Pogacar. Das tut richtig weh und das werden wir in den Bergen und bei den Königsetappen auch noch sehen", sagte Ullrich in "Ulle&Rick", seinem gemeinsamen Podcast mit Rick Zabel. "Das könnte sogar rennentscheidend sein", sekundierte Zabel. Almeida war am Freitag auf der siebten Etappe schwer gestürzt, rettete sich aber noch ins Ziel und quälte sich auch noch durch den achten Abschnitt. Am Sonntag musste der Portugiese allerdings aussteigen - die Schmerzen nach dem Rippenbruch waren zu stark.

"Wie schlimm muss es für Joao gewesen sein"

"Ich habe auf dem Rad heute gelitten, ich kann mir gar nicht vorstellen, wie schlimm es für Joao gewesen sein muss", sagte Pogacar nach dem Ausstieg Almeidas. "Leider musste er aufgeben, es war zu viel und ich denke, das versteht jeder." Dass er das Gelbe Trikot an Healy abgeben musste, ist für Pogacar nur eine Randnotiz. "Natürlich ist es nie leicht, das Gelbe Trikot zu verlieren", sagte der 26-Jährige dem slowenischen Rundfunk. "Wir haben einen tollen Job gemacht, aber jetzt ist ein freier Tag und es ist gut, kein Gelbes Trikot zu haben."

Das Fehlen seines wichtigsten Helfers im UAE-Team könnte für Pogacar mächtig teuer werden: "Mit der neuen Situation wird es auf den Hochgebirgsetappen so sein, dass Vingegaard immer Matteo Jorgenson an seiner Seite hat und er alleine sein wird", prophezeite Zabel. Mit der auch auf im Gebirge tempoharten Zugmaschine Sepp Kuss, Jorgenson sowie Simon Yates hat Vingegaard eine Menge starker Kollegen zur Seite, Pogacars Adjutanten um Adam Yates und Marc Soler erreichen nicht ganz die Qualität ihrer Gegenspieler.

Die entscheidenden der 3339 Kilometer auf dem Weg bis zum Zielstrich auf der Champs Elysée in Paris stehen noch bevor, ganze fünf Bergankünfte müssen die Favoriten bewältigen. Pogacar und Vingegaard werden sich - so der Plan der Teams und die Sehnsucht der Fans - einen spektakulären, kraftraubenden Abnutzungskampf liefern. Almeidas Ausfall wird Pogacar persönlich wehtun, wenn es im direkten Duell um Triumph oder Niederlage geht.

Aber auch für das UAE-Team hat der Verlust des zweitbesten Fahrers im Aufgebot eine wichtige taktische Dimension: "Man hatte mit Almeida einen Plan B", erklärte Eurosport-Experte Robert Bengsch. "Bei einer Tour kann viel passieren und wenn man den Portugiesen auf Platz drei oder vier in der Gesamtwertung in der Hinterhand hätte, könnte man die Konkurrenz ganz anders unter Druck setzen als jetzt." Nun wird es Pogacar für UAE also im direkten Duell der Giganten lösen müssen.

"Platt gemacht" war gestern

Noch in der vergangenen Woche hatte Vingegaards krachende Niederlage im Einzelzeitfahren für Panik in Dänemark gesorgt: "Platt gemacht" habe Pogacar Vingegaard, schrieb das Boulevard-Blatt "B.T.", nachdem der Tour-Titelverteidiger dem Herausforderer ausgerechnet im Einzelzeitfahren eine Minute abgenommen hatte.

Nun, wenige Tage später, hat sich der Wind wieder gedreht - auch wenn sich am Abstand zwischen beiden überhaupt nichts geändert hat. "Ich bin weiter zurück. Aber ich konnte seinen Attacken immer folgen, was ich bei der Dauphiné nicht konnte", sagte Vingegaard vor dem Ruhetag. "Das zeigt, dass ich ein besseres Level habe."Schon bei der anspruchsvollen zwölften Etappe in den Pyrenäen am Donnerstag sollte sich Ausnahmefahrer Pogacar das Gelbe Trikot zurückholen - und dann geht der Kampf der Giganten so richtig los. Und dann wird Pogacar seinen wichtigsten Mann vermissen.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke