Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Frauen zählte vor dem Beginn der Europameisterschaft in der Schweiz zu den Mitfavoriten auf den Turniersieg. Legt man die alte Weisheit des Sports zugrunde, nach der Offensive Spiele, Defensive aber Meisterschaften gewinnt, hat sich die DFB-Elf am Samstagabend aus dem engsten Favoritenkreis vorerst verabschiedet.

Denn was die Mannschaft von Bundestrainer Christian Wück im letzten Gruppenspiel beim 1:4 (1:3) gegen Schweden in Sachen Abwehrarbeit anbot, mochte der ZDF-Moderator in der Pause maximal wohlwollend mit „unglücklich“ zusammenfassen, in Wahrheit aber war es schlicht ungenügend.

Die Deutschen waren wie ein Überfall-Kommando aus der Kabine gestartet, hatten nach 90 Sekunden schon zwei Abschlüsse zustande gebracht und gingen völlig verdient früh in Führung. Was aussah, als könnte es ein lockerer Abendspaziergang zum Gruppensieg werden, wandelte sich relativ fix in einen Gruselgang.

Beim Ausgleich war die Hintermannschaft so offen, wie man es sonst eher aus Szenen in der Nachspielzeit kennt, wenn eine in Rückstand liegende Mannschaft alles nach vorn wirft. Deutschland aber lag vorn, es war die zwölfte Minute – und dennoch lief die schwedische Torschützin Stina Blackstenius auf der entblößten rechten Abwehrseite quasi allein aufs deutsche Tor zu.

Das zweite schwedische Tor erzielte die deutsche Abwehr, die von Torfrau Ann-Katrin Berger mit ungenauen Zuspielen mehrfach zusätzlich verunsichert wurde, durch eine verunglückte Abwehraktion von Sarai Linder dann quasi gleich selbst.

Auch ohne Rot hätte es 1:3 gestanden

Dass Carolina Wamser wenig später auch noch mit einer Handparade auf der Linie klärte (Rote Karte, Elfmeter, 1:3) war das endgültige Sinnbild deutscher Überforderung in der Abwehr. Das 1:4 in der zweiten Halbzeit glich dann schon einer Szene aus einem Trainingsspiel.

Ja, die deutsche Mannschaft ist noch im Turnier und steht verdient im Viertelfinale, weil sie in den ersten beiden Spielen deutlich besser und stabiler auftrat. Ein weiterer konfuser Auftritt wie der gegen Schweden dürfte aber das Aus bedeuten.

Bundestrainer Wück muss sich fragen, warum seine Mannschaft auch schon vor dem Platzverweis so umgekippt ist. Und er sollte vor der K.o.-Runde eine deutlich härtere und ehrlicherer Analyse vornehmen als rund um die TV-Liveübertragung am Samstag. Stetiges Verweisen auf 15 gute Minuten (in Wahrheit waren es elf) und einen Platzverweis, der angeblich alles änderte (auch ohne Rot hätte es 1:3 gestanden), gewinnt nämlich ganz sicher keine Meisterschaft.

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