Anfang 2022 trennen sich Leichtathletik-Olympiasieger Jakob Ingebrigtsen und seine Brüder überraschend und abrupt von ihrem Trainer und Vater Gjert Ingebrigtsen. Zu den Gründen wird lange geschwiegen. Jetzt gehen die Geschwister an die Öffentlichkeit und werfen ihrem Vater Misshandlungen vor.

Der Bruch zwischen den Ingebrigtsen-Brüdern rund um 5000-Meter-Weltmeister Jakob und ihrem Vater Gjert beschäftigt nicht nur die norwegischen Medien seit Monaten. Gjert führte Henrik, Filip und Jakob Ingebrigtsen einst in die Weltspitze. Im Februar 2022 trennte sich das Trio aber überraschend von ihrem Trainer, das Verhältnis gilt seitdem als extrem angespannt. Öffentliche Sticheleien waren in den vergangenen Monaten keine Seltenheit. Gerade in den norwegischen Medien wurde viel über die Gründe für den Bruch spekuliert, ohne, dass sich jemand explizit dazu geäußert hätte. Die Ingebrigtsen-Brüder sorgten nun für Klarheit - und erhoben dabei schwere Anschuldigungen gegen ihren Vater.

"Wir sind mit einem Vater aufgewachsen, der sehr aggressiv und kontrollierend war und im Rahmen seiner Erziehung körperliche Gewalt und Drohungen eingesetzt hat", erhoben sie in einer Erklärung, die von "Verdens Gang" veröffentlicht wurde, schwere Vorwürfe gegen Gjert: "Wir spüren immer noch Unbehagen und Angst, die uns seit unserer Kindheit begleiten." Dass nicht früher die Reißleine gezogen wurde, bereut das Trio heute. "Vor zwei Jahren hatten wir genug. Von diesem Moment an beschlossen wir, mit unserem Vater zu brechen. Dann wurde es auch für uns unmöglich, mit ihm als Trainer weiterzumachen", heißt es weiter.

Den familiären Konflikt bestätigten die drei Brüder somit. "Als wir mit Gjert Schluss machten, dachten wir, wir könnten die Situation geordnet regeln, ohne die zugrunde liegenden Umstände zu erwähnen. Wir erkennen jetzt, dass das nicht möglich ist", schrieben sie weiter. Die öffentliche Schlammschlacht habe derart viel Aufsehen erregt, dass sich die Ingebrigtsens dazu verpflichtet fühlen, für Klarheit zu sorgen.

"Zu schreiben, was wir jetzt schreiben werden, tut in vielerlei Hinsicht weh. Es tut weh, weil es eine Person betrifft, die uns und unserer Karriere viel bedeutet hat", hieß es weiter: "Es betrifft Menschen, die uns nahestehen. Und es betrifft Menschen, die nie darum gebeten haben, in einen öffentlichen Konflikt verwickelt zu werden."

Polizei prüft Ermittlungen gegen Gjert Ingebrigtsen

Gjert stritt die Anschuldigungen gegenüber "Verdens Gang" ab. "Ich bin als Vater und Ehemann alles andere als perfekt, aber ich bin nicht gewalttätig", betonte er. Der Trainer und seine Familie befinden sich in einer "tragischen Situation". "Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir in den Medien falsche Anschuldigungen gegeneinander verbreiten. Es macht mich zutiefst unglücklich", bedauerte Gjert und fügte hinzu: "Wie wir das überwinden sollen, weiß ich nicht - aber wir müssen es versuchen."

Die Polizei aus dem Distrikt Sörvest bestätigte derweil offiziell, die Aufnahme eines Verfahrens zu prüfen: "Aufgrund der Informationen, die gestern in den Medien aufgetaucht sind, ist es nur natürlich, dass die Polizei untersucht, ob es vernünftige Gründe gibt, eine Untersuchung einzuleiten", hieß es in dem Polizei-Statement.

Gjert Ingebrigtsens Rechtsbeistand John Christian Elden äußerte sich nun beim Sender NRK dazu. "Angesichts der Behauptungen der Brüder in den Medien ist es nicht unnatürlich, dass die Polizei prüft, ob es berechtigten Anlass für die Einleitung von Ermittlungen gibt. Das ist ihre Aufgabe. Gleichzeitig ist mein Mandant sich darüber im Klaren, dass er seinen Kindern gegenüber nie gewalttätig gewesen ist."

Über seinen Anwalt ließ sich der Beschuldigte außerdem selbst auch zitieren: "Ich habe nie Gewalt gegen meine Kinder angewendet. Dass ich als Vater Schwächen hatte und zu sehr Trainer war, ist eine Erkenntnis, zu der ich auch gekommen bin - wenn auch viel zu spät." Der Fall dürfte die norwegische Sportwelt wohl noch lange Zeit beschäftigen.

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